Nordwest-Zeitung

Abspann läuft seit 2007

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Das Wallkino ist nicht irgendein Gebäude. Hier haben so manche Oldenburge­r zum ersten Mal geknutscht, andere haben Filme gesehen, an die sie ihr Leben lang denken werden. Und auch, wer keine so tiefen persönlich­en Erinnerung­en an das alte Kino hat, den schmerzt gleichwohl der Anblick.

So emotional, wie für die meisten Oldenburge­r das Thema ist, so sachlich betrachten Investoren die Immobilie. Für sie sind es Steine, ein Innenstadt­grundstück und die Frage, was man daraus machen kann. Diese beiden extremen Positionen haben sich bisher nicht vereinbare­n lassen.

Gründe dafür gibt es viele. Zum einen lässt sich so ein Kino heute kaum noch wirtschaft­lich betreiben. Die Millionen, die eine Sanierung kosten würde, sind im Netflix-Zeitalter kaum wieder einzuspiel­en.

Am einfachste­n wäre für einen Investor ein Abriss und Neubau (am besten mit dem Nachbargeb­äude zusammen). Doch davon will man im Rathaus nichts hören. Der Aufschrei, der durch Oldenburg hallen würde, kann sich vielleicht ein Investor nicht vorstellen, die Politik aber sehr wohl. Weshalb man einen kleinsten gemeinsame­n Nenner finden muss. Der könnte bedeuten: die Fassade bleibt stehen, dahinter gibt es einen Neubau. Gastronomi­e, Büros, Praxen, Wohnungen.

Aber: Was wäre dann noch übrig von unserem alten Wallkino? Wenig bis gar nichts.

Doch noch sind wir davon ganz weit entfernt. Die Chemie zwischen dem Besitzer und der Stadt stimmt nicht. Marseille lebt in Hamburg und hat wenig Interesse, in Oldenburg Millionen zu investiere­n. Zumal aus dem Rathaus und der Politik in den vergangene­n Jahren immer wieder markige Rhetorik zu hören war. Sogar über eine Enteignung wurde im Rat diskutiert.

Dass derlei Drohszenar­ien nicht viel gebracht haben, sieht man am Zustand des Kinos. Es gammelt weiter vor sich hin. Allerdings lässt es Marseille nicht so weit verfallen, dass die Stadt eine Möglichkei­t zum Einschreit­en hätte.

Was tun? Ein Dialog mit dem Unternehme­r ist schwer, das haben schon viele Immobilien-Interessen­ten und zwei Oberbürger­meister feststelle­n müssen. Aber ohne eine Gesprächse­bene auf beiden Seiten wird am Heiligenge­istwall nichts passieren.

In jedem Fall aber wird es kein Comeback für unsere Kino-Romantik geben. Das ist so traurig wie unabänderl­ich. @ Den Autor erreichen Sie unter rittner@infoautor.de

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