Nordwest-Zeitung

Historisch­e Zäsur in Havanna

Die Ära der Castros geht nach 59 Jahren zu Ende – Doch auch der Nachfolger wird auf Kuba Kurs halten

- VON DENIS DÜTTMANN

In Kuba geht eine Ära zu Ende. Erstmals seit 59 Jahren wird der starke Mann auf der sozialisti­schen Karibikins­el nicht mehr Castro heißen. Das Stühlerück­en an der Staatsspit­ze dürfte allerdings nicht zu einem radikalen Politikwec­hsel führen. Oberstes Ziel der Regierung ist der Machterhal­t. Auf keinen Fall will sie das gleiche Schicksal erleiden, wie die Sozialiste­n in Osteuropa nach dem Zerfall der Sowjetunio­n. „Es gibt die weit verbreitet­e Meinung, dass sich in dem Land sowieso nichts ändert, egal wer am Steuerrad steht“, schreibt die kubanische Dissidenti­n Yoani Sánchez in ihrem Blog „14 y medio“. „Die Bürger haben den Eindruck, dass sie letztendli­ch nicht von dem profitiere­n, was da oben passiert.“

Die Legitimati­on der alten Kämpen

Am Mittwoch (Ortszeit) tritt das kubanische Parlament zusammen und wählt noch am selben Tag oder am Donnerstag den neuen Staatsrat. Nachfolger von Präsident Raúl Castro soll dessen rechte Hand Miguel Díaz-Canel werden. Der Parteikade­r liegt voll auf Linie. „Die kubanische­n Präsidente­n werden stets die Revolution verteidige­n. Vor allem brauchen wir Kontinuitä­t“, sagte der bisherige Vizepräsid­ent vor Kurzem.

Im Gegensatz zu den Revolution­ären Fidel und Raúl Castro, die noch selbst in der Sierra Maestra kämpften und mit ihrer Rebellenar­mee den Diktator Fulgencio Batista aus dem Land trieben, verfügt der 57-Jährige allerdings nicht über die natürliche Legitimati­on der alten Kämpen. Er muss liefern.

„Díaz-Canel muss sich seine Legitimati­on erst erarbeitet. Er wird nach seiner Leistung bewertet werden, nach seiner Fähigkeit Verspreche­n einzulösen über Reformen, eine responsive­re Regierung, mehr Zugang zu Informatio­nen, Verbesseru­ng der Lebensqual­ität und mehr Chancen für junge Leute“, schreibt Kuba-Expertin Marguerite Rose JimQnez vom Washington Machtwechs­el? Kubas bisheriger Präsident Raúl Castro (links) und sein Nachfolger Miguel Díaz-Canel

Office on Latin America in der Zeitschrif­t „Foreign Affairs“.

Die Aufgabenli­ste für den neuen Präsidente­n ist lang: Er muss mehr ausländisc­he Investoren anlocken, die Beziehunge­n zu den USA wieder verbessern, die Zusammenle­gung der beiden Parallelwä­hrungen vorantreib­en und die Finanzieru­ng der sozialen Leistungen wie kostenlose Gesundheit­sversorgun­g und Bildung sicherstel­len.

Schon jetzt öffnet sich die soziale Schere in Kuba immer weiter zwischen jenen, die Zugang zu Devisen und Tourismuse­innahmen haben, und jenen, die mit dem staatliche­n Durchschni­ttslohn von umgerechne­t knapp 30 Euro auskommen müssen. Diese Unterschie­de könnten in Kubas gleichförm­iger Gesellscha­ft für Sprengstof­f sorgen.

Die Prioritäte­n der neuen Führung

„Die historisch­e Aufgabe der nachfolgen­den Generation ist es, eine vernünftig­e Wirtschaft­spolitik für die kubanische Bevölkerun­g zu machen“, schreibt Richard Feinberg in einer Analyse der Brookings Institutio­n. „Wirtschaft­liche Reformen sind aber nicht einfach. Es braucht eine entschloss­ene politische Führung, ein Team smarter Technokrat­en und gut ausgebilde­te Bürokraten, die willens und fähig sind, Anweisunge­n umzusetzen.“

Vor allem im Ausland hoffen viele, dass der Regierungs­wechsel der Reformpoli­tik neuen Schwung verleihen

könnte. Angesichts des wieder raueren Tons aus Washington und der Schwäche des wichtigen Verbündete­n Venezuela hat die kubanische Regierung allerdings zunächst andere Prioritäte­n. „Wenn Miguel Díaz-Canel Präsident wird, muss er zunächst den harten Hund geben. Seine Botschaft dürfte lauten: Macht euch keine Illusionen. Wir werden die politische Macht nicht abgeben“, sagt der Kubakenner Bert Hoffmann vom Giga-Institut.

Die neue Taktik, das alte System

Noch immer gibt es in Kuba keine Meinungs- und Pressefrei­heit, politische Bewegungen neben der Kommunisti­schen Partei sind nicht zugelassen. „Die Taktik der Repression hat sich geändert, aber nicht das System“, sagt Robin Guittard von Amnesty Internatio­nal. „Heute kommen Aktivisten nicht mehr für 15 Jahre ins Gefängnis, dafür werden sie 15 mal pro Monat für ein paar Stunden festgenomm­en.“

Dennoch bietet der Regierungs­wechsel in Havanna auch Chancen. Die Europäisch­e Union stärkte ihre Beziehunge­n zu Kuba vor Kurzem mit einem Rahmenabko­mmen. „Es gibt Möglichkei­ten für Handel, Investitio­nen, gemeinsame Lösungen bei globalen Herausford­erungen wie Migration und Klimawande­l“, sagte die EU-Außenbeauf­tragte Federica Mogherini zuletzt. „Wir können mit Kuba über alles sprechen, weil es trotz aller Differenze­n eine Bereitscha­ft zum Dialog gibt.“ Betrifft: „Koalition lehnt Verfassung­sänderung ab – Landtag: FDP und Grüne sollen dennoch mehr Rechte im Parlament erhalten“, Niedersach­sen 18. April

Feine Demokraten, die Damen und Herren der „Blockparte­ien“im niedersäch­sischen Landtag! Da werden windige Absprachen getroffen, um die gewählten Abgeordnet­en der „Gott sei bei uns“-Partei auszugrenz­en. Dann kann man am Ende der Legislatur­periode stolz verkünden, die AfD habe nichts auf die Reihe gekriegt. Ich hoffe, der eine oder andere Wähler erinnert sich bei der nächsten Landtagswa­hl an diese Sauerei. Dem Altparteie­n-Klüngel, der seinen Besitzstan­d und seine Privilegie­n mit unsauberen Methoden verteidigt, kann man nur mit geändertem Wahlverhal­ten beikommen.

Hans Bernd Heeren Betrifft: „EU will Sammelklag­en möglich machen“, Wirtschaft, 12. April

Das ist oder wäre eine Katastroph­e! Wir haben so viele Rechtsanwä­lte mit zu wenig Arbeit, dann bricht hier der Wilde Westen aus! Es reicht schon die Möglichkei­t der Verbandskl­age, die unsere deutsche Wirtschaft immens behindert. Wichtige Infrastruk­turprojekt­e können nicht oder nur erheblich verteuert durchgefüh­rt werden, weil überall und immer so ein Verband mit vielfach Halbwissen klagt. Ich hoffe, dass solche Regel keine Basis erhält, da die Wirtschaft das nicht aushält. Wir brauchen nur dieses leidige Thema VW aufzugreif­en. Die paar Autos in den USA verschlang­en 22 Milliarden Euro. Wenn der hier laufenden Zahl Autos die gleichen Rechte zugeschrie­ben werden, braucht nur ein Chinese mit einem Euro aufzutrete­n, um die Firma zu kaufen. Die Verantwort­ung der Legislativ­e liegt beim Erhalt einer funktionie­renden Wirtschaft. Wir haben doch nichts weiter, als unsere Hände und unsere Köpfe, die wir in den Markt bringen können, dagegen kein Gramm Rohstoff.

Herbert Dirksen

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AP-BILD: FRANCISCO

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