Nur Verlierer
Weder der tatsächliche finanzielle Schaden für die deutsche Staatskasse, noch die immateriellen ganz persönlichen Folgen für die von Zwangsprostitution betroffenen Frauen und Transsexuellen aus Thailand sind derzeit abzusehen. Das nun von Bundespolizei und Frankfurter Generalstaatsanwaltschaft ausgehobene SchleuserNetzwerk kann nur Verlierer hervorbringen.
Hier nun aber sogleich moralinsauer gegen Schengen, bestimmte Volksgruppen und Prostitution an sich zu argumentieren, läuft in die falsche Richtung. Denn abgesehen von den tatsächlichen und auch in diesem Umfang völlig zu Recht verfolgten Straftatbeständen gibt es da immer noch die andere Seite des Verbrechens: eine Gesellschaft, die dies zulässt und durch Schweigen schützt.
Tagtäglich verkaufen Frauen sich und ihren Körper überall auf der Welt. Mal ganz bewusst und aus Überzeugung, mal hilflos unter Druck und Angst. Es ist nicht nur das vermeintlich verkommene Thailand, in dem so vielen Menschen so viel Unrecht geschieht, sondern es passiert nicht minder im so vermeintlich sauberen Deutschland. Tag für Tag für Tag.
Das so nüchtern beschriebene „älteste Gewerbe der Welt“funktioniert da in der Großstadt wie auf dem Dorf, in schmuddeligen Hinterzimmern, auf der Straße und in exklusiven Hotels. Es funktioniert, weil es a) einen nahezu unüberschaubaren Markt für diese Dienste und Wünsche gibt, b) kaum Regularien und damit auch trotz aller politischen Anstrengungen c) nur geringe Kontrollmöglichkeiten.
Ja, ein Teil der Prostituierten schafft freiwillig an. Das ist gutes Recht und bleibt jeder selbst überlassen. Dort aber, wo Frauen in die Prostitution gezwungen werden, geht es nicht mehr allein um moralische Fragen. Da haben Freier offenen Auges die Pflicht, dies den Verfolgungsbehörden zu melden.
Falls sie aber schweigen und die Verbrecher gewähren lassen, sieht das Prostitutionsgesetz für sie empfindliche Gefängnisstrafen vor. Gut so! Denn warum sollen sie ungeschoren davonkommen, während die Opfer bereits alles – erst recht ihre Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung – verloren haben?
@ Den Autor erreichen Sie unter Geschonke@infoautor.de
Leserzuschriften auch an: leserforum@NWZmedien.de