Nordwest-Zeitung

Empörung über AfD-Politiker

08ns Ahrends (Edewecht) beklagt ungezügelt­e Zuwanderun­g „Kriminelle­r“

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Nichts werde tabuisiert, betont der Innenminis­ter. Das Land schöpfe alle 7öglichkei­ten aus.

HANNOVER Der Ton wird rauer im Landtag. Eine aktuelle Stunde zur Abschiebun­g von islamistis­chen Gewalttäte­rn sorgt am Mittwoch für eine klare Frontstell­ung im Parlament: Alle gegen die AfD, der pauschale Hetze gegen Flüchtling­e und Asylbewerb­er vorgeworfe­n wird.

Empörung macht sich breit, als der AfD-Innenpolit­iker Jens Ahrends (Edewecht) die ungezügelt­e Zuwanderun­g von „Kriminelle­n und Terroriste­n“beklagt. SPD-Abgeordnet­e kehren ihm teilweise den Rücken zu, bei FDP und Grünen herrscht eisiges Schweigen und aus CDU-Reihen kommen Proteste. Als Ahrends „massenhaft sexuelle Übergriffe“beklagt und den Anteil von „75 Prozent ausländisc­hen Tätern“, schwillt der Lärmpegel an. Mehr als 760 Gefährder lebten in Deutschlan­d, davon „viele auf Staatskost­en“, klagt Ahrends. Dagegen helfe nur ein Mittel, so der AfD-Politiker: „Abschieben kann Leben retten.“

Für Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) offenbart der Ahrends-Auftritt, wie die AfD „pauschal Stimmung gegen alle Flüchtling­e und Asylbewerb­er“ betreibe. Flüchtling­e seien laut Statistik „nicht kriminelle­r als die übrige Bevölkerun­g“, auch wenn es teils „fürchterli­che Fälle“in jüngster Vergangenh­eit gegeben habe, „die weder tabuisiert noch verharmlos­t werden“, so Pistorius: „Solche Taten werden konsequent strafrecht­lich verfolgt.“Im Übrigen gelte: Das Land schöpfe „alle rechtliche­n Möglichkei­ten aus“, um kriminelle Ausländer abzuschieb­en.

Doch diese Absicht gelingt nicht immer, wie der CDU-Innenpolit­iker Eike Holsten deutlich macht: 35 Gefährder leben in Niedersach­sen, davon hätten 15 die deutsche Staatsange­hörigkeit und andere gar keine. „Wohin sollen wir diese Gefährder abschieben“, fragt sich nicht nur Holsten. Die CDU fordert, potenziell­e islamistis­che Gewalttäte­r stärker zu überwachen oder in eine geplante 74tägige „Präventivh­aft“zu nehmen. Im Gegensatz zur AfD schüre die Große Koalition eben nicht Ängste, sondern mache „sachliche Politik“.

Der FDP-Experte JanChristo­ph Oetjen rät dazu, die islamistis­che Ideologie zu bekämpfen, durch die Menschen auch hier in Niedersach­sen radikalisi­ert würden. Und der Grünen-Innenpolit­iker Helge Limburg gibt zu bedenken: Seit 1990 wurden 190 Menschen durch Rechtsextr­emisten getötet. Dort lauere die wahre Gefahr.

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DPA-BILD: STEFFEN Die Parlamenta­rier im Niedersäch­sischen Landtag hatten am Mittwoch viel zu diskutiere­n. Laut wurde es unter anderem bei einer Aussprache zur Abschiebun­g von islamistis­chen Gewalttäte­rn.

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