Nordwest-Zeitung

Kühne sorgt wieder für Wirbel

Investor erhöht Druck – „Bezahlt wird erst, wenn Rechnung stimmt“

- VON KRISTOF STÜHM UND THOMAS PRÜFER

Kühne droht damit, sein Engagement in der 2. Li) ga zu streichen. Der erste Abstieg der Hamburger könnte bereits an diesem Samstag feststehen.

HAMBURG Klaus-Michael Kühne ist für vieles bekannt. Der 80-Jährige steht jeden Tag um sechs Uhr auf, sein Vermögen wird auf 15 Milliarden US-Dollar geschätzt, er begeistert sich für italienisc­he Opern. Zudem scheint sein Taktgefühl nicht sonderlich ausgeprägt zu sein. In der größten Krise der Vereinsges­chichte hat Kühne seinem Hamburger SV verbal wieder ziemlich einen mitgegeben.

„Bezahlt wird erst, wenn die Rechnung stimmt. Und im Moment stimmt sie nicht. Deshalb kann ich derzeit keilegatio­nsplatz

ne Zusagen machen“, sagte Kühne vor dem Wochenende, an dem der Fußball-Bundesligi­st womöglich erstmals absteigt. Nach dem sich anbahnende­n Absturz in die Zweitklass­igkeit, der schon an diesem Samstag (15.30 Uhr) gegen den SC Freiburg Realität werden kann, könnte sein Tresor zu bleiben. Mit dem Status quo des Vorletzten – ohne Sportchef, ohne neuen Vorstandsb­oss – zeigte sich der Investor unzufriede­n: „Es herrscht viel Bedarf, das Management zu stärken.“

„Dass Herr Kühne dem HSV keinen Freibrief erteilt, ist aufgrund der sportliche­n Leistungen nicht nur wenig überrasche­nd, sondern komplett nachvollzi­ehbar“, sagte HSV-Vorstand Frank Wettstein am Mittwoch. Es finde „allein bedingt durch Kühnes bestehende­s Engagement ein regelmäßig­er Austausch“statt, so Wettstein,

der sich in puncto Lizenzerte­ilung zuversicht­lich gibt.

Die Dauer-Krise an der Elbe macht Kühne zu schaffen. „Ich bleibe immer als Alleinunte­rhalter übrig. Wenn man so lange leiden muss, muss man schon überlegen, ob die Leidenszei­t unendlich sein soll“, sagte der Logistikun­ternehmer, der Spieler des HSV vor der Saison als „Luschen“bezeichnet hatte: „Ich sehe viele andere in der Pflicht.“Unter anderem die Stadt. „Der HSV möge leben. Dazu müssen viele beitragen – nicht zuletzt die Stadt Hamburg“, sagte Kühne: „Ich weiß, alle Vereine müssen gleich behandelt werden – aber es gibt auch gleichere.“

Die Zeiten, in denen der HSV eine große Nummer war, sind allerdings vorbei. So hat die Mannschaft von Trainer Christian Titz bei noch vier ausstehend­en Spielen acht Zähler Rückstand auf den Re- – noch nie konnte das ein Team so spät in der Saison umbiegen.

Wenn es nach Titz geht, wird der HSV das erste sein. „Für uns hat sich die Ausgangsla­ge nicht so dramatisch geändert“, sagte Titz und rief das Kellerduel­l gegen Freiburg zum Finale aus: „Das ist ein entscheide­ndes Spiel für uns. Mit einem Sieg können wir den Abstand auf fünf Punkte verkürzen. Danach gibt es noch drei Spiele. Und die anderen Teams müssen auch erst mal ihre Spiele gewinnen.“Und: „Wir sind bissig.“

Und wenn der HSV doch absteigt? „Dann wäre das extrem traurig“, sagte Frank Wettstein: „Dennoch würde es sich auch um ein Szenario handeln, mit dem wir uns ja zwangsläuf­ig schon länger intern beschäftig­en müssen. Wir wären darauf vorbereite­t.“Der Club sei angeblich voll handlungsf­ähig. Auch ohne neue Millionen von Kühne.

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DPA-BILD: HEIMKEN Unzufriede­n: HSV-Investor Klaus-Michael Kühne
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DPA-BILD: CHARISIUS Zuversicht­lich: HSV-Vorstand Frank Wettstein

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