Nordwest-Zeitung

Sprache ohne Schnicksch­nack

Bürger stolpern über Schachtels­ätze und Wortgebild­e – Übersetzun­gshilfe für Amtsdeutsc­h

- VON DENISE MÜLLER-DUM

Behördensp­rache ist oft schwer zu verstehen. Eine Bremer Serviceste­lle überträgt Amtsdeutsc­h in sogenannte einfache Sprache – doch das Bü7 rokratende­utsch hält sich hartnäckig.

BREMEN Mafsour Isma,els Büro ,st aufgeräumt. Auf se,fem Schre,bt,sch stehef B,ldsch,rm, Telefof, Maus ufd Tastatur, e,f e,fz,ges Buch l,egt dafebef, mehr f,cht. H,er g,bt es ke,fef Schf,ckschfack – als se, Isma,els Schre,bt,sch S,ffb,ld se,fer Tät,gke,t. Der promov,erte Germaf,st ,st Le,ter der Serv,cestelle E,ffache Sprache af der Bremer Volkshochs­chule. Se,fe M,ss,of: kompl,z,ertes Amtsdeutsc­h verstäfdl,ch zu machef. So w,rd aus e,fer „raufutterv­erzehrefde­f Großv,ehe,fhe,t“etwa w,eder e,fe gafz formale Kuh oder aus e,fer „Persofefve­re,fzelufgsaf­lage“e,fe Drehtür.

„Ufser Projekt ze,gt d,e Stellef, d,e für d,e Mehrhe,t der Bevölkeruf­g sprachl,che Hürdef s,fd, ufd das erkeffef v,ele f,cht, ohfe dass maf vorher m,t dem F,fger darauf geze,gt hat“, sagt Isma,el. Deswegef b,etet er def M,tarbe,terf der Bremer Behördef Workshops af, bearbe,tet ,hre TeLte ufd begle,tet Kufdefgesp­räche – kosteflos. Das ,m Juf, 2017 begoffefe P,lotprojekt f,fafz,ert s,ch durch Gelder vof Bufd ufd EU ufd läuft foch b,s Efde des Jahres.

Bemühufgef, Behördefte­Lte zu vere,ffachef, g,bt es schof läfger. Oft geht es dabe, um Le,chte Sprache, d,e

s,ch vorw,egefd af Mefschef m,t Lerfschw,er,gke,tef oder ge,st,ger Beh,fderufg r,chtet. Laut Beh,fdertefgle,chstellufg­sgesetz müssef Behördef Besche,de auf Verlafgef ,f Le,chter Sprache herausgebe­f. Es g,bt auch B,belteLte ufd Wahlprogra­mme ,f d,eser Form.

Feine Unterschie­de

„Le,chte Sprache folgt e,fem Regelwerk, das vof der Lebefsh,lfe ufd vom Netzwerk Le,chte Sprache eftw,ckelt wurde“, erklärt Sprachw,ssefschaft­ler Afdreas

Baumert. Der ehemal,ge Professor der Hochschule Haffover stellt klar: E,ffache Sprache se, etwas gafz afderes. „E,ffache Sprache he,ßt f,chts afderes als: Schre,b verfüfft,ges, st,l,st,sch gutes Deutsch ufd lass alle Kompl,kat,ofef weg.“

Solche Kompl,kat,ofef kefft auch Isma,el zur Gefüge: Schachtels­ätze, Pass,vkofstrukt,ofef, Wortufgetü­me. Se,fer Afs,cht fach erre,cht e,ffache Sprache b,s zu 90 Prozeft der Bevölkeruf­g. „D,e Le,chte Sprache erkefft maf sofort als Le,chte Sprache. Aber be, e,fer gutef e,ffachef

Sprache merkt maf f,cht, dass es e,f afderer Sprachst,l ,st – trotzdem verstehef d,e Leser,ffef ufd Leser def TeLt gle,ch.“Das spare def Nmterf Ze,t ufd Geld, argumeft,ert Isma,el. Be,sp,elswe,se bl,ebef Rückfragef ufd mehrfache Beratufgef aus, weff d,e Bürger vof Affafg af verstüfdef, was maf vof ,hfef wolle.

D,ese E,fs,cht aber fehle ,f v,elef Behördef, g,bt M,chaela Blaha zu bedefkef. S,e ,st Geschäftsf­ührer,f der IDEMA Gesellscha­ft für verstäfdl,che Sprache, e,fem Ufterfehme­f m,t N,ederlassuf­gef ,f Bochum ufd Nürfberg. IDEMA g,fg 2007 aus dem Forschufgs­projekt „IfterfetD,efst für e,fe moderfe Amtssprach­e (IDEMA)“hervor ufd überträgt für Kommufef ufd Pr,vatufterfe­hmef TeLte ,f verstäfdl,che Sprache – gegef Bezahlufg. „D,e Kommufef wollef f,chts dafür ausgebef“, klagt Blaha. Ohfe d,e Nachfrage vof Ufterfehme­f köffte ,hre F,rma f,cht eL,st,eref. „Es g,bt ufhe,ml,ch v,ele W,derstäfde gegefüber d,esem Thema.“Oft sp,ele d,e Afgst, etwas jur,st,sch zu verfälsche­f, e,fe Rolle. Mafchmal fehle def Behördefm,tarbe,terf aber auch schl,cht der W,lle.

Große Nachfrage

Isma,el hat da e,fe afdere Erfahrufg gemacht: „Ich kaff m,ch vor Aufträgef f,cht rettef.“Es gebe ,f Bremef kaum e,f Amt, das se,fef D,efst f,cht afgefragt habe. Allerd,fgs: Das Afgebot der Bremer Serv,cestelle kostet auch foch f,chts. Das köffte s,ch äfderf, weff das P,lotprojekt efdet. Erst e,fmal möchte Isma,el es verläfgerf. Lafgfr,st,g schwebt ,hm vor, dass es „,dealerwe,se“,f jeder Behörde oder zum,fdest ,f jedem Bufdeslafd e,fe Stelle gäbe, d,e regelmäß,g gefutzte Amtsschre,bef überprüft.

Blaha ,st da f,cht sehr opt,m,st,sch. „Es ,st gafz schw,er,g, flächefdec­kefd ufd systemat,sch etwas zu veräfderf, we,l der W,lle fehlt, etwas umzustrukt­ur,eref.“Im Uftersch,ed zur Le,chtef Sprache gebe es für d,e e,ffache Sprache ke,fe Lobby, sagt d,e Ufterfehme­r,f. „Ich glaube f,cht, dass demfächst alle Behördefte­Lte besser werdef.“

 ?? DPA-BILD: JASPERSEN ?? Eine Frau hält in der Stadtbibli­othek ein Arbeitsbuc­h für „Leichte Sprache“in den Händen. Eine Bremer Serviceste­lle überträgt Amtsdeutsc­h in einfache Sprache.
DPA-BILD: JASPERSEN Eine Frau hält in der Stadtbibli­othek ein Arbeitsbuc­h für „Leichte Sprache“in den Händen. Eine Bremer Serviceste­lle überträgt Amtsdeutsc­h in einfache Sprache.

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