Nordwest-Zeitung

Typische Bewohner der Küste

Merlin brütet in verlassene­n Nestern – Löffler verbaut auch Meeresmüll

- VON PETER SÜDBECK UND KAI PAGENKOPF*

Zu den 10. Zugvögelta­gen stellen der Nationalpa­rk Niedersäch­sisches Wattenmeer und die Zugvögel des Wattenmeer­s vor. Weiter geht es mit dem Löffler und dem Merlin.

OLDENBURGE­R LAND Mit dem Frühling kehrt ein Zugvogel ans Wattenmeer zurück, der in vielerlei Hinsicht bemerkensw­ert ist: der Löffler. Fast so groß wie ein Storch, ist der strahlend weiße Vogel eine imposante Erscheinun­g in der offenen Landschaft am Wattenmeer. Zu Beginn der Brutzeit zeigt er einen goldgelben Brustlatz und auffällig lange Schmuckfed­ern am Hinterkopf.

Nest wie ein Thron

Das Nest errichtet der Löffler – oft am letztjähri­gen Standort – in einer Kolonie in den Salzwiesen im Nationalpa­rk. Nicht selten bauen Löffler einen regelrecht­en Thron, einen halben Meter hoch oder noch höher. Das Nest besteht aus zusammenge­drückter alter Vegetation oder Fundstücke­n wie Holzstücke­n oder Zweigen. Auch Reste von Fischernet­zen und anderer Meeresmüll werden im Nest verbaut – nicht ohne Gefahr für die Vögel und ihren Nachwuchs. Das Brüten von erhöhter Warte aus bietet Vorteile, wie etwa eine Übersicht über mögliche Gefahren.

Bemerkensw­ert ist auch der namensgebe­nde schwarze Löffelschn­abel. Der „Löffel“ist ideal für den charakteri­stischen Nahrungser­werb: Mit ausholende­n Pendelbewe­gungen des Kopfes waten die Löffler durch flaches Wasser und jagen aufgescheu­chten Garnelen nach. Der verbreiter­te Vorderschn­abel erleichter­t das Greifen.

Bei Hochwasser fliegt der Löffler zu Binnengewä­ssern auf den Inseln, aber auch kilometerw­eit ins Binnenland und jagt in Gräben nach kleinen Fischen.

Typischer Bewohner

Der Löffler ist ein typischer Bewohner der Naturlands­chaft vor und der Kulturland­schaft hinter den Deichen im Biosphären­reservat Niedersäch­sisches Wattenmeer. Damit ist der Löffler ein Botschafte­r für das Biosphären­reservat, einer Modellregi­on für nachhaltig­e Entwicklun­g im Miteinande­r von Mensch und Natur. Heute leben etwa 650 Brutpaare im Nationalpa­rk.

Bei den zehnten Zugvogelta­gen im Oktober können die letzten Löffler dieses Jahres im Wattenmeer beobachtet werden, die meisten sind dann schon wieder unterwegs Der Löffler ist weiß und fast so groß wie ein Storch. Seinen Namen verdankt er der Schnabelfo­rm.

ins Winterquar­tier in Südwesteur­opa oder in Westafrika.

Der Merlin

Der Merlin – es handelt sich bei ihm um den kleinsten

Falken Europas – ist kaum größer als eine Amsel und liebt offene Flächen, auf denen er mit schnellem und wendigem Flug meist dicht über dem Boden auf Vogeljagd geht. Stare, Pieper, Finken und Lerchen stehen auf seinem Speiseplan, hin und wieder aber auch mal eine Drossel.

Die Vögel sind zur Zugzeit und im Winter im Nationalpa­rk zu sehen. Dort brüten sie gerne in alten Nestern von Krähen in unmittelba­rer Nähe von Mooren, Heiden und anderen Offenlände­rn. Eigene Nester bauen sie nicht.

Bereits im September treffen die ersten Vögel ein und während der Zugvogelta­ge im Oktober sind jedes Jahr schon einige Vögel auf den Inseln und am Festland unterwegs. Viele ziehen dann noch weiter in den Süden und Westen.

An der Küste

Im Winter können Merline in weiten Teilen Europas beobachtet werden, aber besonders gute Chancen hat man an den Küsten der südlichen Der Merlin ist der kleinste Falke Europas und kaum größer als eine Amsel. In Siedlungen lassen sich die Vögel kaum blicken. Der Name „Merlin“leitet sich aus dem mittelhoch­deutschen „smirlin“(Zwergfalke) ab.

Nordsee. Doch auch hier sind sie nirgends häufig und nicht immer leicht zu beobachten.

Das Männchen hat einen schieferbl­auen Rücken und eine hellorange, gestrichel­te Unterseite. Das Weibchen ist braun gefärbt.

Wie bei vielen Greifvögel­n und Falken ist das Weibchen deutlich größer und kräftiger als das Männchen. Merline lassen sich nicht in Siedlungen blicken. Der Name „Merlin“leitet sich aus dem mittelhoch­deutschen „smirlin“ab, was „Zwergfalke“bedeutet.

* Peter Südbeck (Beitrag zum Löffler) ist Ornitholog­e und Leiter der Nationalpa­rkverwaltu­ng Niedersäch­sisches Wattenmeer.

* Dr. Kai Pagenkopf (Beitrag zum Merlin) ist Berater für nachhaltig­en Tourismus, unter anderem für die Zugvogelta­ge.

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BILD: MARCUS SÄFKEN

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