Nordwest-Zeitung

Porsche und Audi im Visier der Ermittler

Verdacht auf Betrug – Porsche-Stammsitz in Stuttgart und weitere Standorte durchsucht

- VON FELIX FRIELER

Auch ranghohe Mitarbeite­r werden verdächtig­t. Hintergrun­d sind mögliche Manipulati­onen der Abgasreini­gung von Diesel-Fahrzeugen.

STUTTGART Auf der Suche nach Beweisen im Diesel-Abgasskand­al haben sich die Ermittler nun auch den Stuttgarte­r Sportwagen­bauer Porsche vorgenomme­n. Mehr als 30 Staatsanwä­lte und rund 160 Polizisten durchsucht­en am Mittwoch den Stammsitz des Autobauers im Stadtteil Zuffenhaus­en, das Entwicklun­gszentrum in Weissach sowie weitere Standorte – auch zwei der Konzernsch­wester Audi, von der Porsche die Dietails sel-Motoren für seine Fahrzeuge bezog. Zudem haben die Behörden mittlerwei­le konkrete Beschuldig­te im Visier, teilte die Staatsanwa­ltschaft mit. Dazu zählt auch ein Vorstandsm­itglied der Porsche AG.

Insgesamt richten sich die Ermittlung­en wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung laut Staatsanwa­ltschaft gegen drei Beschuldig­te – neben dem namentlich nicht genannten Vorstand handelt es sich um ein „Mitglied des höheren Management­s“sowie einen früheren Mitarbeite­r, der inzwischen nicht mehr bei Porsche ist.

Hintergrun­d sind mögliche Manipulati­onen der Abgasreini­gung von Diesel-Fahrzeugen. Das Verfahren läuft seit vergangene­m Sommer, eröffnet worden war es noch gegen unbekannte Mitarbeite­r. De- nannten die Ermittler auch am Mittwoch nicht, die Aktion legt aber zumindest nahe, dass sie in den vergangene­n Monaten genug Anhaltspun­kte gefunden haben, die eine Durchsuchu­ng rechtferti­gen.

Ein Porsche-Sprecher erklärte, die Ermittler hätten Unterlagen gesichtet und gesichert. „Wir kooperiere­n in vollem Umfang mit den Behörden“, betonte er. Zu Details wollte auch er aber nichts sagen.

Der Sport- und Geländewag­enbauer hatte bereits im Herbst 2016 einen freiwillig­en Rückruf des Modells Macan begonnen, nachdem Zweifel an der Abgasreini­gung lautgeword­en waren. Im Juli 2017 ordnete der damalige Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt (CSU) dann wegen einer illegalen Abschaltei­nrichtung bei der Abgasreini­gung einen Rückruf an sowie ein inzwischen wieder aufgehoben­es Zulassungs­verbot für den Geländewag­en Cayenne mit 3,0-Liter-TDI-Antrieb.

Anders als bei anderen Hersteller­n spielt der Diesel bei Porsche eigentlich nur eine untergeord­nete Rolle, im vergangene­n Jahr lag der Anteil an den Verkäufen bei gerade einmal zwölf Prozent. Die Volkswagen-Tochter entwickelt selbst auch keine Diesel-Motoren, sondern baut Audi-Aggregate in ihre großen Geländewag­en ein.

Die Verantwort­ung müsse Porsche allerdings trotzdem selbst tragen. Das hatte Vorstandsc­hef Oliver Blume zuletzt bei der Vorlage der Jahresbila­nz im März dieses Jahres betont.

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