Den Insekten auf der Spur
Mithilfe von Apps Daten sammeln – In vielen Bundesländern Internetportale
Hobby9Forscher sollen Daten über Insekten sammeln. Aus diesen wollen Ornithologen Trends erkennen.
BERLIN Es summt und zwitschert im Wald. Bei wärmeren Temperaturen öffnen sich langsam Blätter und Blüten – was Insekten anzieht. Deren Zahl hat jedoch in den letzten Jahrzehnten stark nachgelassen: Um über 75 Prozent ging die Masse der Fluginsekten in deutschen Schutzgebieten einer Studie zufolge zurück.
Maßgeblich zu den Forschungsergebnissen beigetragen haben ehrenamtliche Insektenkundler vom Entomologischen Verein Krefeld. Sie haben zwischen 1989 und 2016 Daten zu Insekten gesammelt. Für Insektenforscher Matthias Nuß kommt es bei den Beobachtern nicht darauf an, ob Laie oder Experte. „Die Grundfrage muss sein: Mit welchen Methoden wird gearbeitet und sind die Ergebnisse nachvollziehbar“, sagt Nuß, der sich am Senckenberg Können per Apps erfasst werden: Schmetterlinge wie der „Kleiner Fuchs“und ein Tagpfauenauge.
Museum für Tierkunde in Dresden vor allem mit Schmetterlingen beschäftigt.
Auch der Naturschutzbund Nabu will mithilfe von Hobby-Forschern Daten über Insekten sammeln. Bei einer großen Aktion sollen Bürger in zwei Phasen Schmetterlinge, Hummeln, Fliegen und Co. zählen. Die erste Zählung soll am 1. Juni starten, eine zweite Runde ist am 3. August geplant. Dabei hofft der Nabu auf ähnlich gute Ergebnisse wie bei seinen Vogelzählaktionen.
„Wir haben natürlich ein
Interesse an den Daten, denn je mehr Leute mitmachen, desto aussagekräftiger sind sie“, sagt Nabu-Mitarbeiterin Annette Schröter. Rund 130 000 Menschen hätten bei der letzten Aktion mitgemacht und ihre Vogelsichtungen über die Webseite gemeldet. Die Wissenschaft profitiert davon: Ornithologen werten die über Jahre gesammelten Daten aus und können so Trends und Entwicklungen aus der Vogelwelt erkennen. Die Daten können dann als Belege dienen, um etwa für bestimmte Arten strengere Schutzbestimmungen einzufordern.
In vielen Bundesländern gibt es Portale, bei denen Bürger Beobachtungen melden können – über 80 sogenannte Citizen-Science-Projekte finden sich auf der Plattform buergerschaffenwissen.de, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Ob Insekten in Sachsen, Feldhasen in Berlin, Alpensteinböcke in Bayern oder Schweinswale an Elbeund Weserstrand – überall können Naturfreunde entsprechende Daten sammeln.
Mithilfe der Naturblick-App will das Museum für Naturkunde in Berlin an einem internationalen Städtewettbewerb teilnehmen, der City Nature Challenge. Vom 27. April an sollen Bürger in Berlin vier Tage lang ihre Naturbeobachtungen über die App melden. 60 Städte weltweit beteiligen sich daran – neben Berlin machen etwa auch Prag, London, Rom oder Madrid mit. Danach wird verglichen, welche Stadt die meisten Arten gefunden, die meisten Beobachtungen gemacht hat und wo sich die meisten Menschen beteiligt haben.