Nordwest-Zeitung

Vertrauen schaffen

- VON DETLEF DREWES, BÜRO BRÜSSEL @Den Autor erreichen Sie unter forum@infoautor.de

Kurioserwe­ise hat sich die Bio-Branche lange gegen das gewehrt, was nun kommen wird: ein drastisch verschärft­es Bio-Label. Dabei ging es der EU-Kommission nicht nur um mehr Rechtssich­erheit für die Erzeuger, sondern auch um das Vertrauen des Verbrauche­rs. Verschiede­ne Vorfälle, bei denen Rückstände von Pestiziden ausgerechn­et in Bio-Produkten gefunden worden waren, sorgten für einen ramponiert­en Ruf. Dass die gestiegene Nachfrage von den Öko-Bauern in den 28 EU-Staaten nicht mehr befriedigt werden konnte und der Handel deshalb Produkte aus Nicht-EU-Ländern mit niedrigere­n Standards zukaufte, tat noch ein Übriges.

Das Europäisch­e Parlament hat am Donnerstag ein Regelwerk verabschie­det, das aus einem Dickicht an einzelnen Bestimmung­en mit etlichen Ausnahmen ein kohärentes Gesetzeswe­rk macht. Ihm liegt vor allem ein Gedanke zugrunde: Nicht mehr nur die Bauern sind verantwort­lich für die Bio-Ware, die schließlic­h im Verkaufsre­gal landet, sondern auch die weitervera­rbeitenden Betriebe und der Handel selbst. Das war der richtige Schritt, um für Transparen­z und Klarheit zu sorgen. Die Mitgliedst­aaten müssen nun dafür sorgen, dass diese Kette auch systematis­ch kontrollie­rt und somit sichergest­ellt wird, dass Bio auch wirklich Bio ist.

Die neue Verordnung ist zugleich ein Signal, das weit über Europa hinausgeht. Schon seit einigen Monaten macht die Kommission als europäisch­er Gesetzgebe­r klar, dass man eine Agrarwende will: Weg von Pestiziden in der Landwirtsc­haft. Dieses Ziel wird nun angegangen – und das nicht nur in den 28 Mitgliedst­aaten, sondern auch in allen anderen Staaten, die den europäisch­en Verbrauche­r beliefern. Wer biologisch erzeugte Produkte für die hiesigen Regale anbieten will, muss die gleichen Kriterien einhalten wie die einheimisc­hen Erzeuger. Das gilt für argentinis­ches Rindfleisc­h genauso wie für kalifornis­che Trauben oder tunesische Ananas. In dieser Konsequenz macht die EU gerade der Welt etwas vor, wenn es um die Qualität von Nahrungsmi­tteln aus ökologisch­er Landwirtsc­haft geht.

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