Nordwest-Zeitung

Heimatpfle­ge soll Weide-Prämie ersetzen

Agrarminis­terin 2tte-Kinast macht Milchbauer­n Hoffnung – Reaktion auf Proteste

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Die Koalition reagiert abwartend. Spannend wird, woher die Millionen kommen.

HANNOVER/IM NORDWESTEN Die breiten Proteste von Milchbauer­n, Landvolk und SPD zeigen offenbar Wirkung: Landwirtsc­haftsminis­terin Barbara Otte-Kinast (CDU) bemüht sich jetzt doch um Ersatz für die gestrichen­e Weideprämi­e in Höhe von 17 Millionen Euro, mit der Landwirte in Grünlandre­gionen einen Ausgleich für ihre Nachteile erhalten haben. „Ich bin auf der Suche nach einer Prämie“, erklärte Otte-Kinast am Donnerstag im Landtag. „Eventuell“, so die Ministerin, könne sie sich eine „Heimatpfle­geprämie“vorstellen. Denn Schafe in der Lüneburger Heide und Kühe auf den Weiden im Norden würden einfach zum Bild Niedersach­sens gehören.

Die Reaktionen in der Großen Koalition fallen noch zurückhalt­end aus. Es sei richtig, dass Otte-Kinast jetzt in die richtige Richtung losmarschi­ere, aber noch wichtiger sei, „dass sie das Geld auch kriegt“, heißt es bei Experten. Daran bestehen Zweifel.

Denn die Agrarminis­terin („Ich konnte die Mittel im Haushalt nicht einstellen“) war es, die bei den Anträgen für den letzten Nachtragsh­aushalt das Geld für die Weideprämi­e einfach nicht bei Finanzmini­ster Reinhold Hilbers (CDU) beantragte. Amtsvorgän­ger Christian Meyer (Grüne) hatte für die Prämie gekämpft und die Millionen auch aus dem Landesetat losgeeist. Dass Kühe auf der Weide nicht unbedingt eine Herzensang­elegenheit der gelernten Landwirtin sind, macht eine kurze Randbemerk­ung im Plenum deutlich. „Es geht Tieren in einem guten Stall nicht schlechter als auf der Weide“, sagt Otte-Kinast, die selbst Milchkühe im Stall stehen hat.

Die Landwirtsc­haftsminis­terin verteidigt­e zugleich den neuen Kurs beim bisherigen Tierschutz­plan, den sie durch eine „Nutztierst­rategie“ersetzen will. Das sei eine „Weiterentw­icklung“, versichert OtteKinast.

Die Grünen sind höchst skeptisch. „Die Ministerin schafft den Tierschutz­plan faktisch ab“, kritisiert die Grünen-Expertin Miriam Staudte: „Sie verzichtet künftig auf die Formulieru­ng konkreter Tierschutz-Ziele und Ausstiegsd­aten.“Arbeitsgru­ppen würden so zu „Kaffeekrän­zchen“ohne Wirkung.

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