Auf VfL-Frauen wartet Herkules-Aufgabe
Vorbereitung ohne Cheftrainer Bötel – Am Sonntag gastiert Borussia Dortmund in Oldenburg
An das Hinspiel hat der VfL ganz schlechte Erinnerungen. Für die verletzte Madita Kohorst rückt die 17-jährige Katharina Kürten als zweite Torfrau ins Aufgebot.
OLDENBURG Die Farben Schwarz und Gelb zieren bekanntlich traditionell die Trikots von Borussia Dortmund. Wie im Fußball so auch im Handball. Als die Frauen des VfL Oldenburg im Bundesliga-Duell zuletzt am 27. Dezember bei den Dortmunderinnen antraten, sahen sie nach 60 Minuten allerdings nur noch schwarz. Kein Wunder, der BVB hatte die GrünWeißen in der Halle Wellinghofen nach allen Regeln der Handballkunst an die Wand gespielt und mit einer 19:34Packung wieder nach Hause geschickt.
An diesen Tag möchte Oldenburgs Kreisläuferin AnnKristin Roller am liebsten gar nicht erinnert werden. „Unser Problem war ganz einfach, dass wir uns extrem viele Abstimmungsfehler geleistet haben. Wir haben als Team auf dem Feld nicht funktioniert“, ärgert die 20-jährige Studentin noch heute das kollektive Versagen der für ihren Teamspirit bekannten VfL-Frauen. Co-Trainer Andreas Lampe wird sogar noch deutlicher: „Das war bislang unsere schwächste Saisonleistung. So gesehen haben wir jetzt etwas gutzumachen“, sagt Lampe mit Blick auf die Heimpartie
an diesem Sonntag (16.30 Uhr, kleine EWE-Arena).
Die Vorbereitung auf das BVB-Spiel verlief allerdings alles andere als optimal. Oldenburgs Chefcoach Niels Bötel konnte die Trainingseinheiten nur aus dem fernen Hennef beobachten. Bötel legt im Mai seine A-Lizenztrainer-Prüfung ab. Der aktuelle, einwöchige Lehrgang erforderte deswegen zwingend seine Anwesenheit in der Sportschule unweit von Bonn. „Wir sind im ständigen Kontakt, zudem wird jeden Abend ausführlich telefoniert“, berichtet CoTrainer Lampe, der nun doppelt und dreifach gefordert ist.
Besonders die schwere Verletzung von Nationaltorfrau
Madita Kohorst, die sich beim 21:21 in Bad Wildungen am vergangenen Samstag einen Kreuzbandriss zuzog, hat der Mannschaft einen Schock verpasst. „Das tut mir unheimlich leid für Madita. So etwas tut schon weh“, sagt Roller. So bleibt abzuwarten, wie die VfL-Frauen mit dieser heiklen Situation umgehen, zumal die Personallage ohnehin schon sehr angespannt ist. Außer der Dauerverletzten Isabelle Jongenelen wird gegen den Tabellenvierten aus Dortmund auch Malene Staal ausfallen. „Ihr Einsatz käme wohl zu früh“, konstatiert Lampe.
Für Kohorst rückt die erst 17-jährige Katharina „Katta“
Kürten als zweite Torfrau ins Bundesligateam. Als Lampe der jungen Dame im Training die Torfrauen-Klamotten von Kohorst übergab, musste der Youngster schon schlucken: „Puh, das kann ich doch eigentlich nicht anziehen.“Muss sie aber, denn ab sofort ist das VfL-Talent bis zum Saisonende als Backup für die neue Nummer eins Julia Renner fest eingeplant.
Derartige Sorgen kennen die Schwarz-Gelben aus Dortmund nicht. Die Borussia ist erstklassig besetzt, der Kader wurde breit aufgestellt, auch dank der satten finanziellen Unterstützung des Hauptvereins. Neun aktuelle oder ehemalige Nationalspielerinnen
stehen im 16er-Kader. Etwa Clara Woltering im Tor, Svenja Huber auf Außen, Anne Müller am Kreis oder im Rückraum Alina Griseels, die Ex-Oldenburgerin Caro Müller oder Torjägerin Nadja Mansson.
„Das ist eine Super-Mannschaft. Wir haben ja im Dezember gesehen, wie man von Dortmund überrannt werden kann“, sagt Lampe. Ein Schwarzseher will er aber nicht sein. Lampe favorisiert eine andere Farbe: Rot. Rote Köpfe. „Wir müssen die berühmten zehn Zentimeter mehr laufen als der Gegner. Und bei Ballbesitz das Tempo hochhalten. Das will ich sehen“, lautet seine Forderung.