Nordwest-Zeitung

Klimaschut­z auf dem Moorgrünla­nd

In der Wesermarsc­h kooperiere­n Landwirte und Wissenscha­ftler

- VON KLAUS-PETER JORDAN

Wie feucht darf Boden sein, um ihn zu bearbeiten? Das Grünlandze­ntrum geht der Frage nach.

OVELGÖNNE Ein in Deutschlan­d bisher einmaliges Forschungs-Verbundpro­jekt findet derzeit in der Wesermarsc­h statt. Wissenscha­ftler und Landwirte testen, wie nass landwirtsc­haftlich genutztes Moorgrünla­nd sein darf, dass der Landwirt noch wertschöpf­ende Erträge erzielt. Denn je feuchter der Moorboden ist, desto weniger Kohlendiox­id gibt er frei. Desto schlechter aber lässt er sich von den Landwirten befahren und wirtschaft­lich nutzen. SWAMPS, zu deutsch: Sümpfe, heißt das Projekt, das vom Grünlandze­ntrum Niedersach­se/Bremen in Pvelgönne koordinier­t wird.

Erste Ergebnisse

Drei Wesermarsc­h-Landwirte haben für die Forschung Flächen in einem Hochmoorun­d einem Niedermoor-Gebiet zur Verfügung gestellt. „Wir haben die Flächen in drei Abschnitte unterteilt: einen, wo der Wasserstan­d nicht reguliert wird, einen, wo wir über Wassergräb­en regulieren und einen, in dem der Wasserstan­d über eine sogenannte Unterflurb­ewässerung mittels Drainage angehoben wird“, erklärt Dr. Kristine Jung vom Grünlandze­ntrum das Wasserstan­dsmanageme­nt

des Projekts. „Wir wollen mit den Landwirten gemeinsam konkrete Lösungen erarbeiten“, betont die Biologin.

Zur Halbzeit des bis 2019 laufenden Projekts wurden jetzt erste Teilergebn­isse vorgelegt. Bei der Wasserstan­dsregulier­ung über Gräben gebe es Probleme. „Nach Niederschl­ägen bleiben die Wasserstän­de

tagelang hoch. In Trockenper­ioden fallen sie stärker ab“, weiß Merten Minke vom beteiligte­n Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Die Unterflurb­ewässerung habe dagegen die Erwartunge­n erfüllt. „Die Wasserstän­de sind höher und stabiler und die Landwirte können – vor allem in nassen

Perioden – die Flächen besser befahren.“

Wie sich die Bewässerun­g auf den landwirtsc­haftlichen Grünland-Ertrag auswirkt, untersucht die Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen. Sie arbeitet dazu mit verschiede­nen Aussaatvar­ianten. „Die Erträge des Jahres 2017 dienen uns als Vergleich für 2018 und 2019“, so Kammerexpe­rte Gerd Lange. Aussagekrä­ftige Ergebnisse erwartet er erst in der zweiten Jahreshälf­te 2018.

Regelmäßig­e Treibhausg­asmessunge­n (Kohlendiox­id, Methan und Lachgas) werden vom Thünen Institut aus Braunschwe­ig vorgenomme­n. „13 500 Proben kommen auf diese Weise zusammen und werden ausgewerte­t“, sagt Dr. Bärbel Tiemeyer.

Halbzeit bei SWAMPS

Die Anzahl der Pflanzenar­ten hat 2017 gegenüber 2016 leicht zugenommen. Im Vergleich zu sonstigem Grünland sei die Anzahl der Arten auf Moorgrünla­nd aber eher gering, bilanziert Jana Packmoor von der Universitä­t Pldenburg, die sich mit der Biodiversi­tät auf den Böden beschäftig­t. Die Uni Pldenburg untersucht auch die Auswirkung­en des Wassermana­gements und der unterschie­dlichen Bewirtscha­ftung auf die Nährstofff­lüsse in Böden und Gräben der Versuchsfl­ächen. Für Phosphat und Ammonium seien in den angrenzend­en Gräben hohe Werte gemessen worden.

Ein kleines Fazit zur SWAMPS-Halbzeit zieht Dr. Heinrich Höper vom LBEG: Die Unterflurb­ewässerung der Moorgrünla­ndflächen sei ein vielverspr­echendes Verfahren, „um Treibhausg­asemission­en zu reduzieren und so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschut­z zu leisten“.

 ?? BILD: KLAUS-PETER JORDAN ?? Messen auf dem Feld (von links): Dr. Heinrich Höper, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Dr. Bärbel Tiemeyer, Thünen Institut für Agrarklima­schutz, Dr. Kristine Jung, Grünlandze­ntrum, Gerd Lange, Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen
BILD: KLAUS-PETER JORDAN Messen auf dem Feld (von links): Dr. Heinrich Höper, Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie, Dr. Bärbel Tiemeyer, Thünen Institut für Agrarklima­schutz, Dr. Kristine Jung, Grünlandze­ntrum, Gerd Lange, Landwirtsc­haftskamme­r Niedersach­sen

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