Klimaschutz auf dem Moorgrünland
In der Wesermarsch kooperieren Landwirte und Wissenschaftler
Wie feucht darf Boden sein, um ihn zu bearbeiten? Das Grünlandzentrum geht der Frage nach.
OVELGÖNNE Ein in Deutschland bisher einmaliges Forschungs-Verbundprojekt findet derzeit in der Wesermarsch statt. Wissenschaftler und Landwirte testen, wie nass landwirtschaftlich genutztes Moorgrünland sein darf, dass der Landwirt noch wertschöpfende Erträge erzielt. Denn je feuchter der Moorboden ist, desto weniger Kohlendioxid gibt er frei. Desto schlechter aber lässt er sich von den Landwirten befahren und wirtschaftlich nutzen. SWAMPS, zu deutsch: Sümpfe, heißt das Projekt, das vom Grünlandzentrum Niedersachse/Bremen in Pvelgönne koordiniert wird.
Erste Ergebnisse
Drei Wesermarsch-Landwirte haben für die Forschung Flächen in einem Hochmoorund einem Niedermoor-Gebiet zur Verfügung gestellt. „Wir haben die Flächen in drei Abschnitte unterteilt: einen, wo der Wasserstand nicht reguliert wird, einen, wo wir über Wassergräben regulieren und einen, in dem der Wasserstand über eine sogenannte Unterflurbewässerung mittels Drainage angehoben wird“, erklärt Dr. Kristine Jung vom Grünlandzentrum das Wasserstandsmanagement
des Projekts. „Wir wollen mit den Landwirten gemeinsam konkrete Lösungen erarbeiten“, betont die Biologin.
Zur Halbzeit des bis 2019 laufenden Projekts wurden jetzt erste Teilergebnisse vorgelegt. Bei der Wasserstandsregulierung über Gräben gebe es Probleme. „Nach Niederschlägen bleiben die Wasserstände
tagelang hoch. In Trockenperioden fallen sie stärker ab“, weiß Merten Minke vom beteiligten Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG). Die Unterflurbewässerung habe dagegen die Erwartungen erfüllt. „Die Wasserstände sind höher und stabiler und die Landwirte können – vor allem in nassen
Perioden – die Flächen besser befahren.“
Wie sich die Bewässerung auf den landwirtschaftlichen Grünland-Ertrag auswirkt, untersucht die Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Sie arbeitet dazu mit verschiedenen Aussaatvarianten. „Die Erträge des Jahres 2017 dienen uns als Vergleich für 2018 und 2019“, so Kammerexperte Gerd Lange. Aussagekräftige Ergebnisse erwartet er erst in der zweiten Jahreshälfte 2018.
Regelmäßige Treibhausgasmessungen (Kohlendioxid, Methan und Lachgas) werden vom Thünen Institut aus Braunschweig vorgenommen. „13 500 Proben kommen auf diese Weise zusammen und werden ausgewertet“, sagt Dr. Bärbel Tiemeyer.
Halbzeit bei SWAMPS
Die Anzahl der Pflanzenarten hat 2017 gegenüber 2016 leicht zugenommen. Im Vergleich zu sonstigem Grünland sei die Anzahl der Arten auf Moorgrünland aber eher gering, bilanziert Jana Packmoor von der Universität Pldenburg, die sich mit der Biodiversität auf den Böden beschäftigt. Die Uni Pldenburg untersucht auch die Auswirkungen des Wassermanagements und der unterschiedlichen Bewirtschaftung auf die Nährstoffflüsse in Böden und Gräben der Versuchsflächen. Für Phosphat und Ammonium seien in den angrenzenden Gräben hohe Werte gemessen worden.
Ein kleines Fazit zur SWAMPS-Halbzeit zieht Dr. Heinrich Höper vom LBEG: Die Unterflurbewässerung der Moorgrünlandflächen sei ein vielversprechendes Verfahren, „um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und so einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten“.