Ein Spagat
Auf einen Denkzettel bei ihrer Kür zur neuen SPD-Chefin ist Andrea Nahles vorbereitet. Ein triumphales Ergebnis ist nach den Chaos-Wochen, dem Sturz von Martin Schulz und der geplanten Hau-Ruck-Amtsübernahme sicher nicht zu erwarten. Für den Frust vieler Mitglieder darüber, die Kungeleien aus Berlin einfach hinnehmen zu müssen, ist Nahles schließlich voll mitverantwortlich. Auch der Argwohn in vielen Ortsvereinen ist nachvollziehbar, mit der versprochenen Erneuerung werde es mal wieder nichts – gehört die Fraktionschefin doch seit zwei Jahrzehnten zu den Strippenziehern in der Bundespartei.
Dennoch ist Nahles jetzt die Richtige, um die verunsicherten Genossen wieder aufzurichten und den Kurs neu zu setzen. Das Programm von Widersacherin Simone Lange aus Flensburg, die Partei steil nach links zu steuern, Hartz IV abzuwickeln und sich auf die sozial Benachteiligten zu konzentrieren, würde die SPD noch tiefer ins Verderben stürzen. Der Ansatz, die Genossen mögen sich wieder ganz den kleinen Leuten widmen, geht an der gesellschaftlichen Realität vorbei. Die sozialdemokratischen Stammmilieus haben sich weitgehend aufgelöst. In der Wählergunst wird die SPD nur dann zulegen können, wenn ihr der Spagat gelingt, mit der Union erfolgreich zu regieren und gleichzeitig mit einem klaren Profil jenseits des Links-Rechts-Schemas wieder erkennbar zu werden.
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