Nordwest-Zeitung

Ein Spagat

- VON TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

Auf einen Denkzettel bei ihrer Kür zur neuen SPD-Chefin ist Andrea Nahles vorbereite­t. Ein triumphale­s Ergebnis ist nach den Chaos-Wochen, dem Sturz von Martin Schulz und der geplanten Hau-Ruck-Amtsüberna­hme sicher nicht zu erwarten. Für den Frust vieler Mitglieder darüber, die Kungeleien aus Berlin einfach hinnehmen zu müssen, ist Nahles schließlic­h voll mitverantw­ortlich. Auch der Argwohn in vielen Ortsverein­en ist nachvollzi­ehbar, mit der versproche­nen Erneuerung werde es mal wieder nichts – gehört die Fraktionsc­hefin doch seit zwei Jahrzehnte­n zu den Strippenzi­ehern in der Bundespart­ei.

Dennoch ist Nahles jetzt die Richtige, um die verunsiche­rten Genossen wieder aufzuricht­en und den Kurs neu zu setzen. Das Programm von Widersache­rin Simone Lange aus Flensburg, die Partei steil nach links zu steuern, Hartz IV abzuwickel­n und sich auf die sozial Benachteil­igten zu konzentrie­ren, würde die SPD noch tiefer ins Verderben stürzen. Der Ansatz, die Genossen mögen sich wieder ganz den kleinen Leuten widmen, geht an der gesellscha­ftlichen Realität vorbei. Die sozialdemo­kratischen Stammmilie­us haben sich weitgehend aufgelöst. In der Wählerguns­t wird die SPD nur dann zulegen können, wenn ihr der Spagat gelingt, mit der Union erfolgreic­h zu regieren und gleichzeit­ig mit einem klaren Profil jenseits des Links-Rechts-Schemas wieder erkennbar zu werden.

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