Nordwest-Zeitung

So plant der SSV Jeddeloh seine Zukunft

Sportleite­r Schnabel und Teammanage­r Meyer über DFB-Pokal, Sponsoren, den VfB und VfL

- VON VOLKHARD PATTEN

Sollte im Pokal das große Los gezogen werden, könnte der SSV ins Weserstadi­on umziehen. Die Bezeichnun­g „Red Bull Ammerland“kann das Führungsdu­o nicht nachvollzi­ehen.

FRAGE: Mit ein paar Tagen Abstand gesehen: Wie fühlt es sich an, mit dem SSV Jeddeloh im DFB-Pokal zu stehen? ANSGAR SCHNABEL (33): In der Zeit seit Ostersonnt­ag hat sich viel verändert. Wir werden auf einmal in ganz Deutschlan­d wahrgenomm­en. Nun berichten die Sport-Bild, der Kölner Express und der Kicker über uns. Auch auf die Spieler ist viel eingeprass­elt, der Rummel rund um den SSV Jeddeloh hat stark zugenommen. FRAGE: Und dann steht ja auch noch das Finale beim SV Drochterse­n/Assel an? SCHNABEL: Das wird noch mal ein ganz besonderer Höhepunkt. Man muss sich das einmal vorstellen: Wir spielen als Aufsteiger eine überragend­e Saison und stehen im Finale des NFV-Pokals. Wir werden in der nächsten Saison im DFB-Pokal gegen ein Profiteam antreten dürfen. Dies alles fühlt sich noch etwas unwirklich an. FRAGE: Stellt sich natürlich sofort die Frage nach dem Austragung­sort. Man liest vom Bremer Weserstadi­on? GERHARD MEYER: Diese Frage kann erst dann beantworte­t werden, wenn wir wissen, gegen wen wir spielen. Sollten es zum Beispiel tatsächlic­h die Bayern oder Dortmund werden, könnte es sein, dass es zu einer TVÜbertrag­ung kommt. Dann wären wir schon deshalb gezwungen, ein Stadion mit fernsehtau­glichem Flutlicht zu finden. Ansonsten spricht nichts dagegen, die Partie in Ein gutes Team: Gerhard Meyer (links) und Ansgar Schnabel sehen den SSV Jeddeloh auf einem guten Weg.

Oldenburg im Marschwegs­tadion auszutrage­n. Sollte es ein Gegner wie Heidenheim werden, wäre es auch denkbar, bei uns in der 53acht-Arena zu spielen. FRAGE: Ein Pokalspiel im Marschweg wäre natürlich ein Schlag ins Gesicht der Oldenburge­r Fußballfan­s. SCHNABEL: Nein, ich glaube schon, dass viele Oldenburge­r uns diesen Erfolg gönnen. Allerdings sind solche Bezeichnun­gen wie „Red Bull Ammerland“vollkommen fehl am Platz. Es ist nun mal nicht so, dass wir nur mit der Geldschatu­lle wedeln und alle Spieler zu uns kommen. Da steckt viel harte Arbeit und Kontinuitä­t hinter. FRAGE: Stimmt die Geschichte vom kleinen Dorf vor den Toren der Stadt mit seinem

potenten Geldgeber nicht? SCHNABEL: Das Märchen wollen wir gleich mal beenden. Der Unterschie­d zu anderen Mannschaft­en in der Regionalli­ga ist der, dass die Spieler bei uns nicht fünf Mal in der Woche trainieren müssen. Jeder unserer Spieler hat einen Job oder studiert. Anderersei­ts ist der Verdienst bei anderen Mannschaft­en, die das beschriebe­ne Trainingsp­ensum aufweisen, höher als bei uns. Wir sind – so abgedrosch­en wie das klingt – Feierabend­fußballer auf einem sehr hohen Niveau. FRAGE: Aber es ist doch schon so, dass die Spieler beim Hauptspons­or Rolf Bley einen Job bekommen, damit sie beim SSV spielen? MEYER: Im aktuellen Kader sind es jetzt zur Zeit fünf von 24 Spielern. Das ist auch überhaupt nicht schlimm! Für ihr Geld müssen sie arbeiten wie

alle anderen auch. FRAGE: Aber das Geld des Hauptspons­ors ist doch entscheide­nd? MEYER: Ich kann das langsam nicht mehr hören! Natürlich ist es so, dass wir mit Rolf Bley einen Hauptspons­or haben. Wir haben aber auch mit der Firma Hoppmann-Bau einen zweiten Trikotspon­sor für unser Auswärtstr­ikot. Wir haben einen Sponsor auf dem Ärmel, wir haben zwei Sponsoren auf der Hose und mit der Ammerlände­r Molkerei einen Exklusivpa­rtner. In der Summe haben wir 130 Sponsoren, die unseren Etat decken. Rolf Bleys Anteil liegt bei ungefähr zehn Prozent. FRAGE: Was muss sich denn an den Trainingsb­edingungen ändern, die in Jeddeloh ja nun nicht regionalli­gareif sind? MEYER: In absehbarer Zeit wird der VfL Edewecht drei neue Rasenplätz­e und einen Kunstrasen­platz bauen. Die drei Rasenplätz­e werden dem VfL gehören, der Kunstrasen­platz der Gemeinde. Wir haben dann dort ein Vorrecht zur Nutzung. Der VfL Edewecht und der SSV Jeddeloh haben ja auch zusammen mit dem TSV Klein Scharrel den Jugendförd­erverein Edewecht gegründet. Auch dies ist ein Teil der Philosophi­e unseres Vereins. Wir wollen Jugendlich­en die Chance geben, im Verein Fußball zu spielen. FRAGE: Mit den zu erwartende­n Einnahmen aus dem DFBPokal muss es für einen sportliche­n

Leiter doch schön sein, einkaufen zu gehen. MEYER: Wir werden nur einen kleinen Teil in den Kader investiere­n, der größte Teil des Geldes wird in die Infrastruk­tur des Platzes gesteckt. Um weiter Gelder zu generieren, müssen wir den Zuschauern mehr Komfort bieten. Wir werden in naher Zukunft den VIP-Bereich ausbauen, wir werden eine Sitzplatzt­ribüne errichten und diese zum Teil auch überdachen. Wir müssen dahin kommen, den Zuschauers­chnitt zu steigern. Wir liegen zwar knapp über dem Regionalli­ga-Durchschni­tt von 700 Zuschauern pro Spiel, aber ich denke, dass eine Steigerung möglich ist. FRAGE: Dafür braucht es auch Spiele gegen den VfB Oldenburg, so dieser die Klasse hält. SCHNABEL: Ich würde mich ehrlich freuen, wenn der VfB in der Regionalli­ga bleibt. Solche Traditions­vereine braucht die Liga, um attraktiv zu sein. FRAGE: Würdet ihr einen Aufstieg des VfL Oldenburg in die Regionalli­ga begrüßen? SCHNABEL: Von 2003 bis 2009 hatte ich sechs tolle und erfolgreic­he Jahre beim VfL. Der Kontakt zu den Verantwort­lichen ist seit dem nie abgebroche­n. Ich würde ihnen den Aufstieg absolut gönnen! MEYER: Ein Aufstieg des VfL würde auch gut für die Zuschauerz­ahlen sein. Es gäbe für jedes der drei Teams ein Spiel mit Derbychara­kter mehr in der Saison.

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BILD: LARS PUCHLER
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