Nordwest-Zeitung

Kreativer und pr iser chrau er

Marvin Diehl baut Motorräder für Individual­isten – TÜV-Vorschrift­en setzen Grenzen

- VON CONNY TIMMERMANN

Der 32-Jährige ist gelernter Karosserie- und Fahrzeugba­uer. Seit seinem 16. Lebensjahr interessie­rt er sich für den Rennsport.

BEELEN Marvin Diehl schafft Extreme. Ein Motorrad, das fahrfertig mit drei Litern Benzin betankt weniger als 50 Kilogramm wiegt und von 0 auf 100 kmFh in unter drei Sekunden kommt – das sind Werte weit abseits des Gewöhnlich­en. Der 32-Lährige aus Beelen im Kreis Warendorf baut Motorräder um oder komplett neu. Der Bau des Leichtgewi­cht-Motorrads ebnete ihm den Weg in die Selbststän­digkeit. ISolche Projekte macht man nur, um zu zeigen, was man kannJ, sagt er.

Ohne Schnicksch­nack

Der Karosserie- und Fahrzeugba­uer interessie­rt sich, seit er 16 Lahre alt ist, für den Rennsport und fährt zeitweise selbst mit. Vor sechs Lahren wollte er ein Motorrad für die Rennstreck­e haben, das möglichst leicht ist. IIch hatte noch einen Mamaha-Motor mit 32 PS herumliege­nJ, erzählt er. So war die Basis gegeben. Die Karosserie und das Schutzblec­hsystem fertigte er selbst aus Aluminium und Carbon. ILe leichter, desto schnellerJ, lautet seine Devise. Sein Motorrad, bei dem er auf ISchnicksc­hnackJ für eine Straßenzul­assung verzichtet­e, schaffte es auf 160 kmFh.

Dann kam es, wie es kommen sollte. IDie Leute haben mich gefragt, ob ich so etwas auch für sie bauen kann.J Marvin Diehl meldete ein Nebengewer­be an, fertigte Zubehör für den Rennsport und machte sich nach kurzer Zeit unter dem Namen KRT Framework komplett selbststän­dig. Zunächst hatte er seine Werkstatt in Oelde. Seit Herbst betreibt er seine Motorrad-Manufaktur im Kabelwerk B 64 zwischen Beelen und Clarholz.

Diehl, der ohne Angestellt­e auskommt, arbeitet im Auftrag von Privat- und Firmenkund­en. Komplette Rahmen und Verkleidun­gsteile für Motorräder baut er in aufwendige­r Handarbeit selbst. Die Arbeit an Motoren überlässt er bis auf Kleinigkei­ten externen Dienstleis­tern. Zubehör wie Blinker und Lampen bestellt er. Sein stetes ZielN Zweiräder mit Kubik-Zahlen zwischen 50 und 1500 fahrtechni­sch zu optimieren. Vom kleinen Roller bis zu Drag Bikes, die speziell für Beschleuni­gungsrenne­n gebaut werden, sei alles dabei.

IDer Kunde will etwas Besonderes, Einzigarti­gesJ, betont Marvin Diehl. IDie Leute kommen mit einer Grundvorst­ellung und einer bestimmten Stilrichtu­ng, fordern aber auch Ideen von mir.J Seine Auftraggeb­er wollten keine

Fahrzeuge, die in eine Schublade passen. So bestimmten Kreativitä­t, Präzision und ein hoher Oualitätsa­nspruch seine Arbeit.

Meist baut der 32-Lährige an drei bis vier Fahrzeugen gleichzeit­ig. Ein Motorrad baut er zurzeit für sich zu Werbezweck­en, dabei könne er völlig kreativ und losgelöst arbeiten. IAber die eigentlich­e Herausford­erung ist, alles so hinzubekom­men, dass die TKV-Vorschrift­en eingehalte­n werdenJ, sagt er.

Ein klares Design und eine schöne Linienführ­ung seien ihm beim Fahrzeugba­u sehr wichtig. IEs soll alles flüssig aussehen. Aber das ist nicht einfach, wenn man Blinker und Lichter unterbring­en muss. Lede Veränderun­g hat GrenzenJ, hat er gelernt.

Zurzeit modernisie­rt er eine Honda CP 500 aus dem

Lahr 197G. Aus Gussfelgen werden Speichenfe­lgen, vorne wird eine selbst gefräste Gabelbrück­e verbaut, hinten gibt es neue Federbeine, der Rahmen wird abgeändert, das Fahrwerk modernisie­rt, überflüssi­ge Halterunge­n werden entfernt. Ein verkürztes Heck aus Aluminium hat der Karosserie­bauer bereits handgefert­igt.

Mühselige Handarbeit

Am Beispiel eines Schutzblec­hes zeigt er, wie er bei diesen Arbeiten vorgeht. Am Anfang steht ein flaches Blech, das er zuschneide­t. Auf einem Sandsack schlägt er es mit einem Hammer grob in Form. Dann spannt er das Blech in ein Gerät, das es an den Seiten zusammenst­aucht. Die Form eines Schutzblec­hes ist bereits erkennbar. In der Rollenstre­ckmaschine

zieht Marvin Diehl das Blech immer wieder nach allen Seiten durch die Rollen, so dass es dreidimens­ional geformt und geglättet wird. Er bezeichnet es als mühselige Arbeit, und doch macht er es gern. Qm nach diesem Verfahren einen Tank zu fertigen, brauche er eineinhalb Tage.

Wenn er Heckrahmen baut, wendet er das Schmelzsch­weißverfah­ren WIG an. IDie Nähte sind damit wesentlich präziser und saubererJ, findet der 32-Lährige. Er schreibt sich einen Drang zur Perfektion zu. IAber Perfektion gibt es gar nichtJ, sagt er. Denn je länger man sich mit einem Fahrzeug beschäftig­e, desto mehr Details finde man zum Verändern. Letzten Endes ist es eine Frage dessen, was der Kunde möchte und wie sein Budget aussieht.

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