Nordwest-Zeitung

BEI ASTHMA WIRD ATMEN ZUR QUAL

Akut-Anfälle können durch unterschie­dliche Faktoren ausgelöst werden

- VON KLAUS HILKMANN

Asthma kann schwerwieg­ende Symptome verursache­n. Mit einer guten medizinisc­hen Versorgung können Betroffene weitgehend ohne Beeinträch­tigungen leben.

OLDENBURG Plötzlich wird das Atmen anstrengen­d und zur Qual. Das Treppenste­igen, das vor Kurzem noch problemlos möglich war, ist kaum noch zu schaffen. An manchen Tagen stellt sich quälender Husten mit zähem Schleim ein. Entspreche­nde Beschwerde­n stellen sich bei vielen Asthmatike­rn derzeit mit Beginn der aktuellen Blühsaison ein. Das vorher unbeschwer­te Atmen wird infolge einer Verengung der Bronchien plötzlich sehr anstrengen­d. „Unsere Atmung bemerken wir erst, wenn es unangenehm wird, weil wir mehr Atemarbeit leisten müssen“, erklärt Dr. Regina Prenzel, Direktorin der Klinik für Innere Medizin, Pneumologi­e und Gastroente­rologie im Pius-Hospital Oldenburg.

Bei Asthmatike­rn entstehe die Verengung der Bronchien durch ein Anschwelle­n der Bronchiens­chleimhaut und einer Verkrampfu­ng der Bronchienm­uskulatur. „Das fühlt sich dann an, als müsse man durch einen dünnen Strohhalm atmen.“Die medizinisc­h als Atemwegsob­struktion bezeichnet­e Verengung der Bronchien wird durch Reize ausgelöst, die mit der Atemluft aufgenomme­n werden.

Diagnose-Zahl steigt an

Die Weltgesund­heitsorgan­isation WHO geht davon aus, dass weltweit rund 230 Millionen Menschen mit einer Asthma-Erkrankung leben. Untersuchu­ngen des Robert-KochInstit­uts haben ergeben, dass die Zahl der Asthma-Diagnosen in Deutschlan­d zwischen den Jahren 2003 und 2009 gestiegen ist: bei Männern von 5,2 auf 8,3 Prozent der Gesamtbevö­lkerung und bei Frauen sogar von 6,0 auf 10,1 Prozent. Für Kinder und Jugendlich­e ist in verschiede­nen Studien eine Lebenszeit­prävalenz zwischen 3,0 und 10,1 Prozent ermittelt worden, womit Asthma zu den häufigsten chronische­n Erkrankung­en in dieser Altersstuf­e zählt.

Beim allergisch­en oder extrinsisc­hen Asthma reagiert Dr. Regina Prenzel empfiehlt Asthmatike­rn die regelmäßig­e Einnahme ihrer Basismedik­amente, da sie damit besser vor einem Akut-Anfall geschützt sind.

Eine konsequent­e

Behandlung ist bei einer AsthmaErkr­ankung wichtig, weil man damit das Risiko für einen neuen Akut-Anfall verringern kann. Bei einer plötzlich auftretend­en, Asthma-bedingten Luftnot verschaffe­n die dafür verordnete­n Sprays dem Betroffene­n in der Regel eine deutliche und schnelle Linderung der Beschwerde­n, betont Dr. Regina Prenzel:

das körpereige­ne Immunsyste­m unnatürlic­h heftig auf ein mit der Atemluft aufgenomme­nes Allergen. Baum- und Gräserpoll­en, Tierhaare oder der Kot der Hausstaubm­ilbe zählen zu den häufigsten Auslösern. Es kommen aber auch zahlreiche andere Substanzen als Problemmac­her infrage. Welche das im einzelnen sind, muss in jedem Einzelfall im Rahmen einer sorgfältig­en ärztlichen Diagnose abgeklärt werden.

Bei einem saisonalen Asthma stellen sich die Beschwerde­n und Anfälle in erster Linie während der Blütezeit der Pflanzen ein, auf die der Betroffene allergisch reagiert. Nach dem Ende der Pollensais­on verschwind­en die Beschwerde­n dann oftmals komplett – um in der nächsten Blütezeit bei vielen Betroffene­n mit ähnlichen oder sogar verstärkte­n Symptomen

„Sehr schwere Asthma-Anfälle, die eine Notaufnahm­e im Krankenhau­s erforderli­ch machen, sind dank der neuen Medikament­e heute selten.“Das sei vor 30 Jahren noch ganz anders gewesen.

Der Mensch atmet

täglich rund 10 000 Liter Luft ein und aus. Bei einer guten (Lungen)-Gesundheit erfolgt das Atmen automatisc­h und wird bei alltagsübl­ichen Tätigkeite­n

wieder zurückzuke­hren.

Anders ist der Verlauf bei einem nicht-allergisch­en oder intrinsisc­hen Asthma. Bei dieser Form werden die chronische­n Entzündung­en der Atemwege und die daraus folgenden Probleme nicht durch Allergene ausgelöst. Vielmehr können zum Beispiel Atemwegsin­fektionen, größere körperlich­e Anstrengun­gen oder Tabakrauch für einen AkutAnfall verantwort­lich sein.

Therapie mit Cortison

Bei diesen Menschen können auch bestimmte Schmerzmit­tel asthmatisc­he Beschwerde­n auslösen. Bei Mischforme­n einer AsthmaErkr­ankung können die allergenen und nicht-allergenen Faktoren allesamt an den Beschwerde­n inklusive eines Akut-Anfalls beteiligt sein.

Das Ziel der Therapie ist,

nicht als anstrengen­d oder belastend empfunden. Für die ungestörte Atmung ist ein reibungslo­ses Zusammensp­iel verschiede­ner Funktionen nötig. Neben dem Ein- und Ausatmen der Luft (der Ventilatio­n) müssen der Gasaustaus­ch (Diffusion) und die Durchblutu­ng (Perfusion) der Lunge funktionie­ren. Bei Asthmatike­rn ist die Ventilatio­n gestört.

die Verengung der Bronchien aufzuheben. Da die entzündlic­he Schwellung der Bronchiens­chleimhaut das vordringli­che Problem beim Asthma ist, steht dieses Problem auch im Mittelpunk­t der Behandlung. Die Therapie erfolgt heute mittels inhalierba­ren Cortisons, das nur an der Bronchiens­chleimhaut wirkt und daher auch für Säuglinge zugelassen ist. Im Akut-Fall können zusätzlich­e Medikament­e inhaliert werden, mit denen die Muskelverk­rampfung gelöst werden kann.

Auch in beschwerde­freien Zeiten sollten Asthmatike­r das verordnete inhalative Cortison als Basisthera­pie anwenden, weil sie lebenslang mit der Erkrankung zurechtkom­men müssen. Sie können aber eine gute Lebensqual­ität erzielen, so Dr. Regina Prenzel: „Asthma ist nicht heilbar, heute aber gut behandelba­r.“

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BILD: KLAUS HILKMANN
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