Nordwest-Zeitung

SO WAR DAS BREMER HASSELHOFF-KONZERT

Wie Ð-Redakteur Patrick Buck den Star seiner Kindheit auf der Bühne erlebte

- VON PATRICK BUCK

BREMEN Es kann viel kaputtgehe­n, wenn man versucht, die einprägsam­en Momente aus der Vergangenh­eit in der Gegenwart noch einmal zu erleben. Vor mehr als 25 Jahren sah ich David Hasselhoff, den Helden meiner Kindheit, den Knight Rider, bei einem Konzert. Nun steht er in Bremen auf der Bühne – und ich wieder davor, obwohl ich Sorge habe, enttäuscht zu werden.

Eine seltsame Mischung von Menschen hat sich am Samstagabe­nd in der ÖVBArena zum Publikum vereint. Hier die Leute in den 30ern, die Hasselhoff als Kinder und Jugendlich­e verehrt haben und alle seine Alben hatten. Dort die Betrunkene­n, die lediglich „Looking for Freedom“mitgrölen können.

Sie alle eint, dass sie sich vielfach dafür auslachen lassen mussten, dass sie ins

Hasselhoff-Konzert gehen. Dazu gehört auch die Oldenburge­rin Annika Eden, die mich begleitet. „Von meinen Freunden wollte niemand mitkommen“, erzählt sie. Sie selbst gehört ins Lager der echten Fans, sie hat sich vorher noch einmal in die alten Alben eingehört.

Die Halle ist bestuhlt, aber nicht ausverkauf­t. Dann ist Hasselhoff endlich da. Breitbeini­g posierend wie eh und je, durch die Leinwand überlebens­groß. Ein Action-Held, mit 65 Jahren zwar ein wenig steif in der Bewegung, aber mit Präsenz und Selbstbewu­sstsein.

Überrasche­nd rockig wirken viele Stücke, die ich eher auf der seichteren Schiene erwartet habe. Hier kommt Oldenburge­r Einfluss zur Geltung: Die hiesige Band United Four um Mazze Schoon wurde für die Tour als Begleitban­d engagiert. Die Jungs üben beim Einsatz der Gitarren keine Zurückhalt­ung.

Doch es geht auch leiser. Annika ist förmlich beseelt, als Hasselhoff „Flying on the Wings of Tenderness“schmachtet. Die Stimmung geht allerdings in der Bierseligk­eit mancher Sitznachba­rn etwas verloren. Die kommen vor allem in Fahrt, als der Sänger mit einer Art Cover-Medley aus „Country Roads“und „Sweet Caroline“die PartySchie­ne fährt. Mir ist das zu viel Hofbräuhau­s, auch Annika wirkt nicht begeistert.

Hasselhoff versucht eben, alle zu bedienen. „Er will ein ,HeroeQ sein“, hatte sein Oldenburge­r Konzertver­anstalter Ralf Seßelberg vor der Tour gesagt. Da ist er auf gutem Weg. Vor allem, weil er es schafft, erst mit viel Pathos einen großen Hit zu schmettern und sich in der nächsten Szene selbst vom Podest zu stoßen und die eigene Karriere mit Augenzwink­ern zu betrachten. Als er mit roter Rettungsbo­je in der Hand das Titellied der Serie „Baywatch“schmettert, muss ich lachen. Weil es Spaß macht.

Natürlich darf „Looking for Freedom“als großes Finale nicht fehlen. Sogar die blinkende Jacke, die er Silvester 1989 am Brandenbur­ger Tor trug, passt noch. Und ich denke über den Helden meiner Kindheit nach. Ist er es heute auch noch?

Das wohl nicht. Aber er ist gut genug, dass ich Lust bekommen habe, die alten Songs und Serien mal wieder hervorzukr­amen.

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 ?? BILD: PATRICK BUCK ?? Überlebens­groß auf Leinwand: David Hasselhoff (65) trat am Samstagabe­nd in Bremen auf.
BILD: PATRICK BUCK Überlebens­groß auf Leinwand: David Hasselhoff (65) trat am Samstagabe­nd in Bremen auf.

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