Mehrheit gegen Kreuze
Auch Katholiken und Protestanten gegen Söders Vorstoß
Die Kritik an der KreuzPflicht reißt nicht ab. Niedersachsens Ministerpräsident Weil findet deutliche Worte.
BERLIN/HANNOVER Fast zwei Drittel der Bürger (64 Prozent) sind einer Umfrage zufolge dagegen, dass in jeder staatlichen Behörde in Deutschland ein christliches Kreuz aufgehängt wird – so wie es das Kabinett von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) für Bayern beschlossen hat. Dafür sind lediglich 29 Prozent, erBundestagspräsident gab eine repräsentative Emnid-Umfrage für die „Bild am Sonntag“.
Auch unter Katholiken und Protestanten überwiegt die Ablehnung – bei Katholiken sind dies 48 Prozent, bei Protestanten sogar 62 Prozent. Befragte anderer Konfessionen und Konfessionslose lehnen Kreuze in Behörden mit großer Mehrheit ab – 87 Prozent waren dagegen.
Auf Initiative Söders hatte das bayerische Kabinett am Dienstag beschlossen, dass in allen Behördengebäuden unter der Verwaltung des Freistaats im Eingang ein Kreuz angebracht werden soll. Für ihn sei das Kreuz „in erster Linie ein religiöses Symbol“, es gehöre „aber auch zu den Grundfesten des Staates“, sagte Söder in der ARD. Es habe eine „identitätsstiftende, prägende Wirkung für unsere Gesellschaft“. Seitdem reißt die Kritik an der Kreuz-Pflicht nicht ab – auch Niedersachsens Ministerpräsident Weil (SPD) findet deutliche Worte: „Ich halte von solchen Aktionen gar nichts“, sagte er der „Hannoverschen Allgemein Zeitung“. „Der Staat ist religiös neutral, wir haben keine Staatsreligion.“Der frühere Wolfgang Thierse (SPD) betonte ebenfalls, das Kreuz dürfe nicht Gegenstand staatlicher Verordnung werden.
FDP-Chef Christian Lindner warf Söder im Ð-Gespräch eine Entwürdigung des Kreuzes vor. Er sagte, Feinde der Religion seien nicht die Kritiker von Söder, Feind der Religion sei Söder selbst. Denn er habe das Kreuz zu einem Symbol der Kultur und des Staates erklärt und es damit von seiner christlichen Bedeutung getrennt. Zuvor hatte CSU-Generalsekretär Markus Blume die Kritiker der Entscheidung als Religionsfeinde bezeichnet.