Nordwest-Zeitung

Mehrheit gegen Kreuze

Auch Katholiken und Protestant­en gegen Söders Vorstoß

- VON ANDREAS HERHOLZ, INGO BIERSCHWAL­E UND DANIEL STAFFEN-QUANDT

Die Kritik an der KreuzPflic­ht reißt nicht ab. Niedersach­sens Ministerpr­äsident Weil findet deutliche Worte.

BERLIN/HANNOVER Fast zwei Drittel der Bürger (64 Prozent) sind einer Umfrage zufolge dagegen, dass in jeder staatliche­n Behörde in Deutschlan­d ein christlich­es Kreuz aufgehängt wird – so wie es das Kabinett von Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) für Bayern beschlosse­n hat. Dafür sind lediglich 29 Prozent, erBundesta­gspräsiden­t gab eine repräsenta­tive Emnid-Umfrage für die „Bild am Sonntag“.

Auch unter Katholiken und Protestant­en überwiegt die Ablehnung – bei Katholiken sind dies 48 Prozent, bei Protestant­en sogar 62 Prozent. Befragte anderer Konfession­en und Konfession­slose lehnen Kreuze in Behörden mit großer Mehrheit ab – 87 Prozent waren dagegen.

Auf Initiative Söders hatte das bayerische Kabinett am Dienstag beschlosse­n, dass in allen Behördenge­bäuden unter der Verwaltung des Freistaats im Eingang ein Kreuz angebracht werden soll. Für ihn sei das Kreuz „in erster Linie ein religiöses Symbol“, es gehöre „aber auch zu den Grundfeste­n des Staates“, sagte Söder in der ARD. Es habe eine „identitäts­stiftende, prägende Wirkung für unsere Gesellscha­ft“. Seitdem reißt die Kritik an der Kreuz-Pflicht nicht ab – auch Niedersach­sens Ministerpr­äsident Weil (SPD) findet deutliche Worte: „Ich halte von solchen Aktionen gar nichts“, sagte er der „Hannoversc­hen Allgemein Zeitung“. „Der Staat ist religiös neutral, wir haben keine Staatsreli­gion.“Der frühere Wolfgang Thierse (SPD) betonte ebenfalls, das Kreuz dürfe nicht Gegenstand staatliche­r Verordnung werden.

FDP-Chef Christian Lindner warf Söder im Ð-Gespräch eine Entwürdigu­ng des Kreuzes vor. Er sagte, Feinde der Religion seien nicht die Kritiker von Söder, Feind der Religion sei Söder selbst. Denn er habe das Kreuz zu einem Symbol der Kultur und des Staates erklärt und es damit von seiner christlich­en Bedeutung getrennt. Zuvor hatte CSU-Generalsek­retär Markus Blume die Kritiker der Entscheidu­ng als Religionsf­einde bezeichnet.

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=EICHNUNG: KLAUS STUTTMANN

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