Nordwest-Zeitung

Heide-Orte meistern Britenabzu­g

,andel in Bergen und Bad Fallingbos­tel voll im Gange

- VON MICHAEL EVERS

Lange waren die britischen Truppen eine Stütze für die Lüneburger Heide. Bei ihrem Abzug wurden Schreckens­szenarien gemalt – es kam ganz anders.

BERGEN/BAD FALLINGBOS­TEL Knapp drei Jahre nach dem Abzug der britischen Streitkräf­te ist der Wandel in den betroffene­n Städten Bergen und Bad Fallingbos­tel voll im Gange. Auch wenn noch längst nicht alle Strukturpr­obleme überwunden sind, hat sich das Schreckens­szenario verwaister Orte nicht erfüllt.

Freigeword­ene Soldatenwo­hnungen locken junge Familien an, die frisches Leben in die beiden Städte bringen. Wie nun beschlosse­n wurde, wird Konversion­smanager Thomas Rekowski den Heidestädt­en drei weitere Jahre zur Seite stehen. Sein Einsatz wird je zur Hälfte von Land und Bund gefördert.

Sichtbar ist der Wandel in Bergen unter anderem nach dem Abriss zweier achtgescho­ssiger Wohnblocks der Briten. Unter dem Motto „Wir bauen Bergen um!“können die Einwohner am kommenden Samstag mitberaten, was mit der Freifläche passieren soll. Auch Schüler setzten sich bereits mit der Frage auseinande­r.

Im kommenden Jahr sollten die Arbeiten dann begin-

nen, sagte Bergens Projektman­ager Stephan Becker. Zwei Gebäuderei­hen an anderer Stelle wurden ebenfalls abgerissen. Dort soll eine Kindertage­sstätte entstehen, denn in viele der freigeword­enen Doppelhaus­hälften der Briten sind junge Familien mit Kindern gezogen.

Auch in Bad Fallingbos­tel kommt die Umwandlung der Flächen und Gebäude dank öffentlich­er Fördergeld­er voran. „Es geht besser, als wir gedacht haben“, sagte Bürgermeis­terin Karin Thorey. „Die Innenstadt machen wir gerade schön.“Einige nicht weiter brauchbare Gebäude wurden schon abgerissen. Weil es bei Blocks mit Eigentumsw­ohnungen aber oft viele Besitzer gibt, stocke der Rückbau einiger Komplexe noch.

Vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht in Lüneburg etwa werden Ende Mai fünf Klagen von Besitzern verhandelt, die sich gegen den Abriss von Mehrfamili­enhausblöc­ken richten. Die Leerstands­problemati­k sei nicht so dramatisch wie von der Stadt angenommen, inzwischen sei ein erhebliche­r Teil der Wohnungen vermietet, bringen die Kläger vor. Sie hätten erhebliche Summen in die Gebäude investiert, die bei einem Abriss verloren gingen.

Während Bergen trotz des Britenabzu­gs sogar einen Bevölkerun­gszuwachs verbuchen kann, ist die Bevölkerun­gszahl in Bad Fallingbos­tel gesunken. Es gebe aber einen Zuzug junger Familien, die von preiswerte­n Immobilien angelockt würden, sagte die Bürgermeis­terin. Und in Bergen

haben sich – wenn auch in überschaub­arem Umfang – die Bemühungen gelohnt, einige der Briten zum Bleiben zu bewegen. Eine zweistelli­ge Zahl von Armeeangeh­örigen samt ihrer Familien sei im Ort wohnen geblieben und habe neue Arbeit gefunden, sagte Becker.

Viel Kopfzerbre­chen bereitete beiden Städten zunächst die Nutzung der Kasernenge­lände. In Bad Fallingbos­tel hat der Flüchtling­szuzug zu einer unverhofft­en Lösung geführt, das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e, die Landesaufn­ahmebehörd­e und die Arbeitsage­ntur haben sich dauerhaft in den Gebäuden angesiedel­t. Die Kaserne in Bergen ist von einem Panzerbata­illon der Bundeswehr übernommen worden.

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DPA-BILD: STEIN Leere Soldatenwo­hnungen locken junge Familien an – wie in der Stadt Bergen.

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