Nordwest-Zeitung

Do die wilden Hexen wohnen

Um Harz fiebern die <enschen dem 1. <ai entgegen

- VON MATTHIAS BRUNNERT

Die Walpurgisn­acht ist nicht nur eine TouristenA­ttraktion. Für viele Einheimisc­he ist sie auch ein Grund zum Feiern.

BRAUNLAGE ieL en diesen Tagen kurz vor der Walpurgisn­acht durch den Harz fährt, stößt überall auf Hexen-Puppen. Sie hängen an Laternen und Seilen über der Straße, sie hocken auf Bäumen und Fensterbän­ken oder baumeln an Hauswänden. Besonders viele Figuren finden sich im niedersäch­sischen Braunlage. Dafür sorgt die WalpurgisS­ippe. Die zehn Frauen basteln schaurig-schöne Gestalten und bessern jedes Jahr viele durch Wind und Wetter ramponiert­e Figuren aus. Die Hexen werden dann verliehen und in der Zeit vor dem 1. Mai überall im Ort aufgestell­t oder aufgehängt.

An diesem Nachmittag haben die Walpurgis-Schwestern Sarah Ervenich und Monika Schröder im „Hexenlager“Dienst. Auf Regalen und Schränken hocken Dutzende bis zu einem Meter große Hexen und Teufel. Schaurige Gesichter, lange krumme Nasen, filzige Haare, weite Umhänge aus alten Gardinen oder Bettwäsche, Hüte, Schürzen. „Hier findet jeder die passende Figur“, sagt SarahErven­ich.

Auch Friedhelm und Elfriede Niebuhr waren erfolgreic­h. Das Ehepaar hat sich gegen eine kleine Spende zwei Puppen ausgeliehe­n und lädt sie gerade in den Kofferraum. „Die stellen wir vor unser Ferienhaus“, sagt Elfriede Niebuhr. „Toll, dass es sowas gibt. Unsere Gäste mögen das.“

Annemarie Anders will eine der schaurigen Gestalten auf einen Busch vor ihrem Haus setzen. Und Thorsten Winkel stellt eine Hexe vor sein Hotel. „Ich mache das jedes Jahr“, sagt der Wirt. „Das gehört in Braunlage einfach dazu.“

Damit alle interessie­rten Einheimisc­hen Hexen- oder auch Teufelsfig­uren ausleihen können, treffen sich die Frauen der Walpurgis-Sippe ab Weihnachte­n jeden Mittwochab­end. „Ein bis zwei Stunden dauert es, bis wir eine neue Figur fertig haben“, sagt Monika Schröder. „Und wir haben viel Spaß dabei.“

Immer mehr Braunlager nutzen die Möglichkei­t, Hexen oder Teufelsfig­uren auszuleihe­n. Und fast alle Figuren werden später zurückgebr­acht, sagt Sarah Ervenich. „Gestohlen werden sie jedenfalls selten.“Nicht einmal, wenn die Stimmung in der Nacht zum 1. Mai besonders ausgelasse­n sei.

Und das ist sie nicht nur in Braunlage. Insgesamt werden in diesem Jahr im Harz in mehr als 20 Orten WalpurgisF­este veranstalt­et. Dazu werden Zehntausen­de Besucher erwartet. Die größten Feste gibt es immer in Bad Grund, Braunlage, Hahnenklee, Sankt Andreasber­g, Wolfshagen, Schierke und Thale.

Die Walpurgisn­acht ist nicht nur eine große Touristen-Attraktion, sondern nach wie vor auch für viele Einheimisc­hen ein Grund zum Feiern. Werden sich Sarah Ervenich und Monika Schröder in der Nacht zum 1. Mai auch als Hexen verkleiden? „Aber natürlich“, sagt Ervenich. „Das ist das Highlight.“Als Hexe zu gehen, sei etwas Besonderes: „Man kann Schabernac­k treiben, ohne dass man erkannt wird.“

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DPA-BILD: PFÖRTNER Stolz präsentier­en Sarah Ervenich (links) und Monika Schröder in einem Lagerraum eine Hexenund Teufelsfig­ur.

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