Dank Titz macht der HSV wieder Spaß
Das, was da beim Hamburger SV in den vergangenen Jahren alles verbockt wurde, geht gar nicht. Jahrelange Misswirtschaft, katastrophale Kaderplanung, chaotische Ränkespiele – Sie kennen das. Eigentlich hat dieser Verein den Abstieg mehr als verdient. Eigentlich.
Denn der HSV im April 2018 hat etwas geschafft, das ich nicht mehr für möglich gehalten habe. Er weckt Sympathien, er macht Spaß, er spielt attraktiven Fußball. Der Dino, dieses ermüdende Schreckenstier des deutschen Fußballs, könnte DAS Märchen dieser Bundesligasaison schreiben, für die die Fans den Sport doch so lieben – vor allem, weil sie in Zeiten des Serienmeisters FC Bayern selten geworden sind.
Das alles ist Christian Titz zu verdanken. Der herrlich unaufgeregte Verwaltungsfachangestellte und Sachbuchautor, der es als Aktiver auf sechs Regionalligaspiele für den SC Idar-Oberstein brachte, hat den Dino wiederbelebt – und das mit ganz simplen Handgriffen, bei denen man sich fragt, warum denn da vorher kein Trainer drauf gekommen ist.
Titz hat die alten „Stars“auf die Tribüne verbannt, um auf junge, hungrige Spieler zu setzen. Auf einmal wirbelt da Tatsuya Ito, der kleine Japaner mit einem Körperschwerpunkt kaum über der Grasnarbe, und spielt seinen Gegenspielern reihenweise Knoten in die Beine. Lewis Holtby tritt nicht mehr wie ein ewiges und gescheitertes Talent, sondern wie ein Anführer mit Torinstinkt auf. Und Aaron Hunt spielt viele kluge Pässe wie zu seinen besten Zeiten in Bremen.
Ito, Holtby und Hunt sind lediglich drei Beispiele, die von Titz’ klarer Spielidee profitieren. Er setzt auf Ballbesitzfußball, auf viele Kurzpässe – und hat in wenigen Wochen eine Spielphilosophie etabliert, mit der er auch die frustrierten eigenen Fans wieder hinter die Mannschaft gebracht hat.
So macht der HSV jedenfalls nach langer Zeit wieder Spaß. Eigentlich ist er noch immer klarer Außenseiter im Abstiegskampf. Eigentlich... @ Den Autor erreichen Sie unter Blancke@infoautor.de