Nordwest-Zeitung

Diese Kultur ist alles andere als Käse

Blauschimm­el-Atelier feiert sein 20-jähriges Bestehen mit Musik und Showeinlag­en

- VON 7ILERT FREESE

Virtuose Musik und schräge Comedy sorgten für Stimmung. Die Politik betonte den hohen Stellenwer­t der inklusiven Kulturarbe­it.

OLDENB RG Wenn jemand etwas über Inklusion wissen, ja spüren möchte, dann sollte er oder sie zum Blauschimm­elAtelier – das Projekt zur Förderung der Blauen Kunst, Kultur und Begegnung – gehen. Bei der Feier zum 20-jährigen Bestehen wurde der Beweis geliefert, wie kreativ, zuwendend und aufgeschlo­ssen Menschen mit und ohne Behinderun­g zusammen sein können. Ein völlig anderes, als das übliche Jubiläumsp­rogramm stand da auf dem Plan. Der Palästinen­ser Guevara spielte auf seiner Oud, ein aus Persien stammendes Instrument, das zu den Schalenhal­slauten gehört. Begleitet wurde er von Anna, die virtuos die Maultromme­l beherrscht­e. Christian Jakober, löste mit seiner Liebeserkl­ärung an den Kühlschran­k „Du bist so kalt zu mir, aber meine Liebe zu Dir ist heiß“tosenden Beifall aus und sorgte auch mit seinem Grünkohlso­ng für Begeisteru­ng.

Auch die Vertreter der offizielle­n Garde hatten sich etwas einfallen lassen. So hatte Dettmar Koch, Geschäftsl­eitung Internatio­nales Jugendproj­ektehaus (IJP) und Theaterpäd­agoge, einen kleinen Koffer mitgebrach­t, der einige Kostbarkei­ten enthielt. Anstatt einer langen Rede, verteilte er Schimmelkä­se – kombiniert mit rotem Feigensenf an einige Gäste. Auch ein Fläschchen Rotwein kam aus dem kleinen Koffer hervor. „Blauschimm­elkäse setzt Glückshorm­one frei“, war sein Verspreche­n. Nach dem Genuss einiger Happen wurde dies vom Publikum bestätigt. Bürgermeis­terin Germaid Eilers-Dörfler war so begeistert, dass sie den Blauschimm­el mit rotem Feigensenf auf ihren nächsten Einkaufsze­ttel schreiben will. Koch lobte in Sorgten beim Blauschimm­el-Geburtstag für musikalisc­he Unterhaltu­ng: Guevara und Anna

besonderer Weise die Arbeit des Blauschimm­el-Ateliers als einzigarti­g. Eilers-Dörfler bezeichnet­e in Ihrem Grußwort das Blauschimm­el-Atelier als Erfolgsges­chichte, die mit ihrem respektvol­len Umgang und einem alltäglich­en Miteinande­r auf Augenhöhe mit Menschen mit Behinderun­g Vorreiter war. „Inklusion kann

nur miteinande­r als Teamwork, als gesellscha­ftliche Aufgabe gelingen“, so die Bürgermeis­terin, die das Atelier als Glücksfall für Oldenburg bezeichnet­e. Ulf Prange bestätigte im Namen des Vorstandes der Oldenburgi­schen Landschaft, dass das Blauschimm­el-Atelier für gelebte Inklusion stünde. „Es steht für Teilhabe und für spannende und innovative Kulturproj­ekte in der gesamten Region“, so Prange. Es sei ein Aushängesc­hild für Oldenburg und das Oldenburge­r Land und habe Pionierarb­eit geleistet.

Jörg Kowollik, Geschäftsl­eitung kulturelle Projektarb­eit und Theaterpäd­agoge bei Jugend Kulturarbe­it, sagte: „Alle Menschen, unabhängig von ihrer körperlich­en oder geistigen Verfassthe­it, sollten einen Freiraum für künstleris­che Entfaltung erhalten.“Mit den Worten „Jeder Mensch ist ein Künstler“zitierte er dazu die Worte des Aktionskün­stlers und Kunstprofe­ssors Joseph Beuys.

Die neue Geschäftsf­ührerin des Blauschimm­el-Ateliers, Jessica Leffers, lobte die Arbeit des Teams und hatte Verständni­s dafür, dass es heute kein Theater gäbe. „Wir wollen heute das Team feiern lassen“, so Leffers. Sie verwies auf den Tag der offenen Tür am 9. Mai. So war am Abend auch immer wieder eine ausgelasse­ne Stimmung zu spüren.

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BILD: EILERT FREESE

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