„Genug von Krieg und Gewalt“
Münsteraner Bischof Felix Genn zum Motto des Katholikentags
FRAGE: Im Vorfeld des Katholikentags gab es einige Hürden in Münster zu überwinden, Sti#hwort Einladung von AfDPolitikern, Bedenken wegen der Finanzierbarkeit. Freuen Sie si#h eigentli#h auf den Katholikentag? Und wofür werden Sie si#h interessieren? GENN: Die Hürden, die Sie nennen, spielten bei weitem nicht die Rolle, wie es vielleicht scheinen mag. Viel wichtiger ist für mich, dass es in unserem Bistum bei Tausenden Menschen eine riesige Vorfreude auf den Katholikentag gibt. Die Anmeldezahlen liegen schon seit Wochen auf Rekordniveau, und wenn ich sehe, wie viele Menschen sich bereits im Zugehen auf diesen Katholikentag engagieren, dann finde ich das großartig und bin dafür sehr dankbar. Von daher freue ich mich sehr, dass der Katholikentag nach 88 Jahren wieder in Münster stattfindet. Und ich selbst freue mich vor allem auf die Begegnungen mit vielen Menschen. FRAGE: Das Leitwort lautet „Su#he Frieden“. Wird es in Münster vernehmbare Antworten geben? GENN: Das hoffe ich. Das Leitwort spielt bei diesem Katholikentag eine wichtige Rolle. Ich bin mir sicher, wir hätten kein besseres finden können, nicht nur aufgrund der verschiedenen geschichtlichen
Ereignisse – 1618, 1648, 1918, 1968 – die das Thema Frieden nahelegen. Wobei das allerdings nicht nur eine gute Nachricht ist. Es zeigt, dass sich unsere Welt, unsere Gesellschaft, unsere Familien und leider zuweilen auch unsere Kirche in einem Zustand des Unfriedens befinden. Daher erhoffe ich mir, dass vom Katholikentag und seinem Leitwort eine nachhaltige Wirkung ausgeht, die den politisch Verantwortlichen signalisiert: Wir haben genug von Krieg und Gewalt! Setzen Sie sich mit allen friedlichen Mitteln, die Ihnen zur Verfügung stehen, dafür ein, dass die Kriege in Syrien und an den anderen Brandherden dieser Welt beendet werden! FRAGE: Was werden Ihrer Ansi#ht na#h weitere zentrale Themen des Katholikentags sein? GENN: Das zentrale Thema wird die Suche nach Frieden sein. Das Motto ist auch deshalb so stark, weil es viele Aspekte von Frieden beinhaltet: Vom Frieden in unserer Welt und Gesellschaft über den inneren Frieden oder den Frieden in Beziehungen bis zum Frieden zwischen den Religionen und in unserer Kirche. Das Thema wird auch nicht nur in den großen Podien und Diskussionen im Mittelpunkt stehen, sondern auch in den Gottesdiensten und bei den weiteren geistigen, spirituellen Angeboten. Von Münster soll und wird ein hoffentlich nachhaltiges Friedenssignal ausgehen. FRAGE: Was ist die Stärke einer zu großen Teilen von Laien mitgetragenen und vorbereiteten Großveranstaltung? GENN: Ich möchte die Unterscheidung zwischen Laien und Priestern gar nicht in den Mittelpunkt stellen. Wir alle sind getaufte Christen und haben als solche eine Mitverantwortung in unserer und für unsere Kirche. Das hat das Zweite Vatikanische Konzil betont, und das unterstreicht auch Papst Franziskus. So ist die Vorbereitung des Katholikentags, um die sich das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und das Bistum Münster gemeinsam gekümmert haben, auch sehr konstruktiv und gut verlaufen. Das spiegelt sich, so denke ich, im Programm wider. In diesem Programm, in der Verbindung von profilierten inhaltlichen Diskussionen, Gottesdiensten und weiteren geistigen Angeboten liegt für mich die Stärke des Katholikentags. Mein Tipp an die Teilnehmer ist aber auch: Packen Sie sich das Programm nicht zu voll, sondern nehmen Sie sich Zeit für Austausch und Begegnung!