Nordwest-Zeitung

Unterm Radar fühlen sich Baskets wohl

Playoffs beginnen am Abend mit Spiel in Berlin – Oldenburg nimmt Außenseite­r-Rolle an

- VON CHRISTOPHE­R DEEKEN

Die vermeintli­che Aussichtsl­osigkeit könnte eine Chance für die Baskets im Duell mit Alba sein. Der Trainer erinnert an die Gesetzmäßi­gkeiten der Playoffs.

OLDENBURG/BERLIN Unter anderen Vorzeichen hätten sich die EWE Baskets Oldenburg wohl ein wenig über das geärgert, was in dieser Woche von Marco Baldi zu lesen war. „Dieses Team ist seit Jahren unterm Radar“, sagte der Manager von Alba Berlin im „Tagesspieg­el“über den PlayoffGeg­ner der Hauptstädt­er.

Die Baskets-Verantwort­lichen können die Leier vom trotz aller Erfolge ewig unterschät­zten Club aus dem Norden eigentlich nicht mehr hören, stimmt sie doch so gar nicht mit ihrer eigenen Wahrnehmun­g überein. Für Geschäftsf­ührer Hermann Schüller sind die Oldenburge­r ein „Topclub in Deutschlan­d“, er verweist dabei auf die sportliche wie infrastruk­turelle Entwicklun­g in den vergangene­n Jahren.

Vor dem Playoff-Viertelfin­ale, welches an diesem Samstag (18.15 Uhr/Sport 1 überträgt ab 18.30 Uhr) in der Arena am Berliner Ostbahnhof beginnt, schlüpfen Oldenburgs Basketball­er aber nur zu gern in die Rolle des Underdogs. „Die Berliner sind mein Meistersch­aftsfavori­t Nummer eins. Sie spielen eine herausrage­nde Saison und sehr, sehr guten Basketball“, sagte Trainer Mladen Drijencic „Schau mir in die Augen, Kleiner“: Oldenburgs Frantz Massenat schaut Albas Spielmache­r Peyton Siva während der Hauptrunde­npartie in Berlin im Februar tief in die Augen. Heute Abend treffen sie erstmals in den Playoffs aufeinande­r.

und stellte damit klar, welches Team favorisier­t ist. Auch Schüller spricht in höchsten Tönen über den Hauptrunde­n-Zweiten aus Berlin. „Sie haben die höchste Konstanz in der Liga. Sie besitzen einen erfahrenen Trainer, haben eine tolle TeamChemie und wirken sehr geschlosse­n“, meinte der Baskets-Chef. Angesichts dieser Lobeshymne­n auf den Gegner könnte man beinahe auf den Gedanken kommen, dass die Oldenburge­r bereits die Flinte ins Korn geworfen haben bevor überhaupt der erste Ball durch die Reuse geflogen ist. Tatsächlic­h

gehört schon reichlich Fantasie dazu, wie den Baskets angesichts der Verletzung­smisere mit gleich drei Ausfällen und des formstarke­n Kontrahent­en der Einzug ins Halbfinale gelingen soll.

Doch eben diese vermeintli­che Aussichtsl­osigkeit könnte eine Chance für die Oldenburge­r sein. „Wir können befreit aufspielen, weil uns eigentlich niemand zutraut, gegen Alba weiterzuko­mmen“, sagte Nationalsp­ieler Karsten Tadda. Die Hoffnung der Baskets ist es, die Berliner gleich im Auftaktspi­el auf dem falschen Fuß zu erwischen. „Wenn wir es schaffen, das erste Spiel zu klauen, sitzen wir plötzlich am Ruder und Alba hat den Druck“, meinte Tadda.

Auch Drijencic erinnerte

an die eigenen Gesetzmäßi­gkeiten der Playoffs. „Es kann alles passieren. Manchmal kann ein Ball, eine Situation entscheide­nd für den Verlauf einer Serie sein“, sagte der Trainer. Als Beispiel nannte der 52-Jährige das Halbfinale gegen Ulm in der vergangene­n Saison. Da hatten die Oldenburge­r das Auftaktspi­el in Ulm verloren und lagen in Spiel zwei zur Pause mit 27 Punkten zurück, ehe ihnen ein historisch­es Comeback gelang.

Dieses Spiel, in dem Rickey Paulding in letzter Sekunde per Dreier zur Verlängeru­ng traf, veränderte die gesamte Serie. Die Baskets setzten sich schließlic­h in fünf Partien durch und beendeten die Titelträum­e der Ulmer, die eine überragend­e Hauptrunde auf

Rang eins abgeschlos­sen hatten. Ob sich diese Geschichte gegen Berlin wiederholt?

Tadda trug vor einem Jahr noch das Ulmer Trikot, die Situation mag er nicht mit der jetzigen vergleiche­n. „Ulm hatte einige Verletzte, Berlin ist nun nahezu komplett“, sagte er. Aber: „Wir wissen, dass wir Berlin schlagen können.“Bei den knappen Niederlage­n in der Hauptrunde (81:88, 83:91) habe schließlic­h nicht viel gefehlt.

Die schwarze Serie – noch nie kamen die Baskets in den Playoffs gegen Berlin weiter – sei eine „Extra-Motivation“, meinte Paulding. Der Kapitän betonte: „Wenn wir als Team zusammenrü­cken, können wir Alba endlich bezwingen.“

Das klang dann doch wie eine kleine Kampfansag­e.

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BILD: IMAGO
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