Unterm Radar fühlen sich Baskets wohl
Playoffs beginnen am Abend mit Spiel in Berlin – Oldenburg nimmt Außenseiter-Rolle an
Die vermeintliche Aussichtslosigkeit könnte eine Chance für die Baskets im Duell mit Alba sein. Der Trainer erinnert an die Gesetzmäßigkeiten der Playoffs.
OLDENBURG/BERLIN Unter anderen Vorzeichen hätten sich die EWE Baskets Oldenburg wohl ein wenig über das geärgert, was in dieser Woche von Marco Baldi zu lesen war. „Dieses Team ist seit Jahren unterm Radar“, sagte der Manager von Alba Berlin im „Tagesspiegel“über den PlayoffGegner der Hauptstädter.
Die Baskets-Verantwortlichen können die Leier vom trotz aller Erfolge ewig unterschätzten Club aus dem Norden eigentlich nicht mehr hören, stimmt sie doch so gar nicht mit ihrer eigenen Wahrnehmung überein. Für Geschäftsführer Hermann Schüller sind die Oldenburger ein „Topclub in Deutschland“, er verweist dabei auf die sportliche wie infrastrukturelle Entwicklung in den vergangenen Jahren.
Vor dem Playoff-Viertelfinale, welches an diesem Samstag (18.15 Uhr/Sport 1 überträgt ab 18.30 Uhr) in der Arena am Berliner Ostbahnhof beginnt, schlüpfen Oldenburgs Basketballer aber nur zu gern in die Rolle des Underdogs. „Die Berliner sind mein Meisterschaftsfavorit Nummer eins. Sie spielen eine herausragende Saison und sehr, sehr guten Basketball“, sagte Trainer Mladen Drijencic „Schau mir in die Augen, Kleiner“: Oldenburgs Frantz Massenat schaut Albas Spielmacher Peyton Siva während der Hauptrundenpartie in Berlin im Februar tief in die Augen. Heute Abend treffen sie erstmals in den Playoffs aufeinander.
und stellte damit klar, welches Team favorisiert ist. Auch Schüller spricht in höchsten Tönen über den Hauptrunden-Zweiten aus Berlin. „Sie haben die höchste Konstanz in der Liga. Sie besitzen einen erfahrenen Trainer, haben eine tolle TeamChemie und wirken sehr geschlossen“, meinte der Baskets-Chef. Angesichts dieser Lobeshymnen auf den Gegner könnte man beinahe auf den Gedanken kommen, dass die Oldenburger bereits die Flinte ins Korn geworfen haben bevor überhaupt der erste Ball durch die Reuse geflogen ist. Tatsächlich
gehört schon reichlich Fantasie dazu, wie den Baskets angesichts der Verletzungsmisere mit gleich drei Ausfällen und des formstarken Kontrahenten der Einzug ins Halbfinale gelingen soll.
Doch eben diese vermeintliche Aussichtslosigkeit könnte eine Chance für die Oldenburger sein. „Wir können befreit aufspielen, weil uns eigentlich niemand zutraut, gegen Alba weiterzukommen“, sagte Nationalspieler Karsten Tadda. Die Hoffnung der Baskets ist es, die Berliner gleich im Auftaktspiel auf dem falschen Fuß zu erwischen. „Wenn wir es schaffen, das erste Spiel zu klauen, sitzen wir plötzlich am Ruder und Alba hat den Druck“, meinte Tadda.
Auch Drijencic erinnerte
an die eigenen Gesetzmäßigkeiten der Playoffs. „Es kann alles passieren. Manchmal kann ein Ball, eine Situation entscheidend für den Verlauf einer Serie sein“, sagte der Trainer. Als Beispiel nannte der 52-Jährige das Halbfinale gegen Ulm in der vergangenen Saison. Da hatten die Oldenburger das Auftaktspiel in Ulm verloren und lagen in Spiel zwei zur Pause mit 27 Punkten zurück, ehe ihnen ein historisches Comeback gelang.
Dieses Spiel, in dem Rickey Paulding in letzter Sekunde per Dreier zur Verlängerung traf, veränderte die gesamte Serie. Die Baskets setzten sich schließlich in fünf Partien durch und beendeten die Titelträume der Ulmer, die eine überragende Hauptrunde auf
Rang eins abgeschlossen hatten. Ob sich diese Geschichte gegen Berlin wiederholt?
Tadda trug vor einem Jahr noch das Ulmer Trikot, die Situation mag er nicht mit der jetzigen vergleichen. „Ulm hatte einige Verletzte, Berlin ist nun nahezu komplett“, sagte er. Aber: „Wir wissen, dass wir Berlin schlagen können.“Bei den knappen Niederlagen in der Hauptrunde (81:88, 83:91) habe schließlich nicht viel gefehlt.
Die schwarze Serie – noch nie kamen die Baskets in den Playoffs gegen Berlin weiter – sei eine „Extra-Motivation“, meinte Paulding. Der Kapitän betonte: „Wenn wir als Team zusammenrücken, können wir Alba endlich bezwingen.“
Das klang dann doch wie eine kleine Kampfansage.