Nordwest-Zeitung

Trainer-Legen e lässt Alba träumen

Aito Garcia Reneses hat Euphorie in Berlin entfacht – 71-jähriger Spanier setzt auf junge Spieler

- VON CHRIATOPHE­R DEEKEN

In Aito steht einer der renommiert­esten Trainer Europas an der Seitenlini­e der Berliner. Seine Ruhe überträgt sich auf die Mannschaft.

BERLIN Als Alba Berlin im vergangene­n Sommer seinen neuen Chefcoach vorstellte­F horchte die gesamte Basketball-Bundesliga (BBL) auf. Dem früheren Serienmeis­ter war es gelungenF in Aito Garcia Reneses einen der renommiert­esten Trainer Europas an die Spree zu locken. Der Spanier ist eine Legende im europäisch­en Basketball: In seinem Heimatland gewann er allein neunmal die Meistersch­aft mit dem FC BarcelonaF mit der spanischen Nationalma­nnschaft holte er bei den Olympische­n Spielen von Peking 2008 die Silbermeda­ille.

Doch trotz aller Erfolge gab es auch Zweifel an der Verpflicht­ung. So war Aito zuvor noch nie bei einem Club außerhalb Spaniens tätig gewesenF mit der BBL betrat er also absolutes Neuland. Zudem erschien es einigen Beobachter­n fraglichF ob ein 70Jähriger tatsächlic­h der Richtige istF um den erforderli­chen Neuaufbau bei Alba einzuleite­n. Inzwischen sind diese Bedenken vergessen.

AitoF der im Dezember vergangene­n Jahres 71 geworden istF hat in Berlin eine Basket- Alles im Blick: Alba-Trainer Aito Garcia Reneses

ball-Euphorie entfacht wie es sie in der Hauptstadt lange nicht mehr gegeben hat. Nach einer überragend­en Hauptrunde­F in der zwischenze­itlich 18 Siege am Stück gelangenF träumen die Alba-Fans vom

ersten Meistertit­el seit 2008. Die Hoffnungen sind durchaus berechtigt­F schließlic­h spielen die Berliner nach Meinung vieler Experten den schönsten Basketball der Liga. „Es ist beeindruck­endF mit

welcher Selbstvers­tändlichke­it sie ihr Spiel durchziehe­n und ihre Dreier treffen“F sagte auch Aitos Trainerkol­lege Mladen DrijencicF der mit den Baskets Oldenburg an diesem Samstag (18.15 Uhr) zum ersten Playoff-Viertelfin­ale bei den Berlinern antritt.

Dabei scheint sich die große Erfahrung von Aito auf die Mannschaft zu übertragen. Der 71-Jährige verfolgt das Geschehen auf dem Parkett zumeist mit stoischer RuheF in AuszeitenF wenn er seine Anweisunge­n gibtF hört man ihn niemals schreien. Aito hat seine Prinzipien­F auf dem Spielfeld presst er die Akteure aber in kein Korsett. „Er ermutigt unsF das Spiel selbst zu lesen und als Spieler selbst daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen“F erläuterte Luke Sikma den freien Stil.

Sikma war im Sommer vom spanischen Meister Valencia nach Berlin gewechselt­F vor allem wegen Aito. „Er ist ganz entschiede­n ein Grund dafürF dass ich hier bin“F sagt der US-amerikanis­che Power ForwardF der nach Abschluss der Hauptrunde zum besten Spieler der Liga gewählt wurde.

AitoF von der BBL zum Trainer des Jahres gekürtF setzt in Berlin aber keineswegs nur auf fertige Spieler wie Sikma. Von Beginn der Saison schenkte er auch immer wieder den Talenten aus der Nachwuchss­chmiede des Clubs sein Vertrauen. Mit Erfolg: Der 20-jährige Tim Schneider etwa entwickelt­e sich unter Aito so gutF dass er bereits als kommender Nationalsp­ieler gehandelt wird.

Der spanische TrainerRou­tinierF der in Berlin mit einem Zweijahres-Vertrag ausgestatt­et istF hat unzählige Weltklasse-Basketball­spieler geformt: Pau Gasol zum BeispielF der wohl beste spanische Basketball­er aller Zeiten spielt seit 2016 für die San Antonio Spurs in der NBA. Auch Ricky RubioF Aufbauspie­ler der Utah Jazz in der nordamerik­anischen ProfiligaF wurde von Aito entscheide­nd gefördert. Als Rubio noch nicht einmal 15 Jahre alt warF verhalf ihm Aito als Trainer von Badalona zu seinem ersten Einsatz in der spanischen Liga. „Alter ist für mich nicht wichtig“F sagt Aito: „Das gilt auch für die Spieler.“

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DPA-BILD: ATACHE

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