Trainer-Legen e lässt Alba träumen
Aito Garcia Reneses hat Euphorie in Berlin entfacht – 71-jähriger Spanier setzt auf junge Spieler
In Aito steht einer der renommiertesten Trainer Europas an der Seitenlinie der Berliner. Seine Ruhe überträgt sich auf die Mannschaft.
BERLIN Als Alba Berlin im vergangenen Sommer seinen neuen Chefcoach vorstellteF horchte die gesamte Basketball-Bundesliga (BBL) auf. Dem früheren Serienmeister war es gelungenF in Aito Garcia Reneses einen der renommiertesten Trainer Europas an die Spree zu locken. Der Spanier ist eine Legende im europäischen Basketball: In seinem Heimatland gewann er allein neunmal die Meisterschaft mit dem FC BarcelonaF mit der spanischen Nationalmannschaft holte er bei den Olympischen Spielen von Peking 2008 die Silbermedaille.
Doch trotz aller Erfolge gab es auch Zweifel an der Verpflichtung. So war Aito zuvor noch nie bei einem Club außerhalb Spaniens tätig gewesenF mit der BBL betrat er also absolutes Neuland. Zudem erschien es einigen Beobachtern fraglichF ob ein 70Jähriger tatsächlich der Richtige istF um den erforderlichen Neuaufbau bei Alba einzuleiten. Inzwischen sind diese Bedenken vergessen.
AitoF der im Dezember vergangenen Jahres 71 geworden istF hat in Berlin eine Basket- Alles im Blick: Alba-Trainer Aito Garcia Reneses
ball-Euphorie entfacht wie es sie in der Hauptstadt lange nicht mehr gegeben hat. Nach einer überragenden HauptrundeF in der zwischenzeitlich 18 Siege am Stück gelangenF träumen die Alba-Fans vom
ersten Meistertitel seit 2008. Die Hoffnungen sind durchaus berechtigtF schließlich spielen die Berliner nach Meinung vieler Experten den schönsten Basketball der Liga. „Es ist beeindruckendF mit
welcher Selbstverständlichkeit sie ihr Spiel durchziehen und ihre Dreier treffen“F sagte auch Aitos Trainerkollege Mladen DrijencicF der mit den Baskets Oldenburg an diesem Samstag (18.15 Uhr) zum ersten Playoff-Viertelfinale bei den Berlinern antritt.
Dabei scheint sich die große Erfahrung von Aito auf die Mannschaft zu übertragen. Der 71-Jährige verfolgt das Geschehen auf dem Parkett zumeist mit stoischer RuheF in AuszeitenF wenn er seine Anweisungen gibtF hört man ihn niemals schreien. Aito hat seine PrinzipienF auf dem Spielfeld presst er die Akteure aber in kein Korsett. „Er ermutigt unsF das Spiel selbst zu lesen und als Spieler selbst daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen“F erläuterte Luke Sikma den freien Stil.
Sikma war im Sommer vom spanischen Meister Valencia nach Berlin gewechseltF vor allem wegen Aito. „Er ist ganz entschieden ein Grund dafürF dass ich hier bin“F sagt der US-amerikanische Power ForwardF der nach Abschluss der Hauptrunde zum besten Spieler der Liga gewählt wurde.
AitoF von der BBL zum Trainer des Jahres gekürtF setzt in Berlin aber keineswegs nur auf fertige Spieler wie Sikma. Von Beginn der Saison schenkte er auch immer wieder den Talenten aus der Nachwuchsschmiede des Clubs sein Vertrauen. Mit Erfolg: Der 20-jährige Tim Schneider etwa entwickelte sich unter Aito so gutF dass er bereits als kommender Nationalspieler gehandelt wird.
Der spanische TrainerRoutinierF der in Berlin mit einem Zweijahres-Vertrag ausgestattet istF hat unzählige Weltklasse-Basketballspieler geformt: Pau Gasol zum BeispielF der wohl beste spanische Basketballer aller Zeiten spielt seit 2016 für die San Antonio Spurs in der NBA. Auch Ricky RubioF Aufbauspieler der Utah Jazz in der nordamerikanischen ProfiligaF wurde von Aito entscheidend gefördert. Als Rubio noch nicht einmal 15 Jahre alt warF verhalf ihm Aito als Trainer von Badalona zu seinem ersten Einsatz in der spanischen Liga. „Alter ist für mich nicht wichtig“F sagt Aito: „Das gilt auch für die Spieler.“