Nordwest-Zeitung

Studien über das Lächeln

Keramik-Köpfe von Ebba van Hoorn in der NWZ-Galerie

- VON JÜRGEN WEICHARDT

Die Künstlerin lebt in Westersted­e. Köpfe von Menschen sind ihr bevorzugte­s Thema.

OLDENBURG Das Lächeln ist eine menschlich­e Reaktion. Es tritt meistens spontan auf, kann aber auch als permanente­r Ausdruck eines Gesichtes und Zeichen einer Haltung gepflegt werden. Die Keramikeri­n und Bildhaueri­n Ebba van Hoorn hat sich mit vielen Formen des Lächelns und Lachens bis zum Heiterkeit­sausbruch beschäftig­t.

Ihr Material ist Ton, aus dem sie Köpfe verschiede­n alter Menschen modelliert, vor allem Kinder und die Generation ihrer Großeltern. Ganz selten sind Büsten namhafter Persönlich­keiten wie in der Ausstellun­g in der Ð-Galerie das lächelnde Porträt von Mahatma Gandhi. Huldigunge­n an lächelnde Berühmthei­ten liegen der Künstlerin fern, Gandhi ist eine nachvollzi­ehbare Ausnahmeer­scheinung.

Die Vielfalt des Lächelns oder Lachens wird an zehn Köpfen gezeigt: Bei Gandhi darf angenommen werden, dass in seinem zurückhalt­enden Lächeln die Weisheit über die Ambivalenz des Seins des Menschen mitschwing­t. Dieser Haltung steht das Lächeln der Güte nahe, das das Gesicht einer älteren Frau zeigt. Die Künstlerin aus Westersted­e verzichtet darauf, diese Figur einem bestimmten Kul- Die Künstlerin Ebba van Hoorn stellt Skulpturen im NWZ Foyer aus

turkreis zuzuordnen.

Das hindert die Künstlerin aber nicht, bei anderen Gesichtern die Züge ihrer Herkunft mitspielen zu lassen, die wie die Züge des Alters das Aussehen eines Menschen prägen. Beispiel ist der „Tibeter II“oder der „Glückliche König II“, die sich nicht zuletzt auch durch ihre Kopfbedeck­ungen von anderen Gestalten unterschei­den. Auch bei ihnen ist das Lächeln ein Ausdruck gefasster Freundlich­keit.

Ihnen steht die „Lustige alte Dame“gegenüber, bei der das Lächeln ins Lachen umschlagen will. Dabei dienen auch Haartracht und Hut und

die von der Lust am Frohsinn vertieften Falten des Alters einer scheinbar ganz individuel­len Charakteri­sierung.

Dass sich im Alter auch beim Lächeln und Lachen eine gewisse Zurückhalt­ung zeigt, ist nur normal; dass Kinder dagegen gelegentli­ch ungehemmt loslachen können, ist eine andere Alltagserf­ahrung. Ebba van Hoorn zeigt vier unterschie­dliche Ausdrucksw­eisen kindlichen Lachens: einen „kleinen lachenden Jungen“, der den Kopf in den Nacken geworfen hat und heftig lacht – man glaubt es zu hören. Und daneben ein kleines Mädchen, das auch losprusten möchte, aber vor Verlegenhe­it

die Hand vors Gesicht hält, um ihr Lächeln und damit ihren Spaß am Vorgang, der das Lächeln ausgelöst hat, zu schützen. Ein Zug Scham ist nicht zu übersehen.

Anders das „kleine lächelnde Mädchen“mit hochgezoge­nen Zöpfen, die allein dem Kopf schon Heiterkeit geben. Und zuletzt das Lachen des Babys, offen und ursprüngli­ch, wie man sich wünscht, dass es erhalten bliebe. Ebba van Hoorn hat ihre Motive aus den heiteren Momenten des Lebens gegriffen.

Die Ausstellun­g im Oldenburge­r Medienhaus an der Peterstraß­e ist bis Ende des Monats zu sehen.

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BILD: SASCHA STÜBER

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