In Agrarwirtschaft Sorgen wegen Brexit
Wichtig für Niedersachsen
OLDENBURG/HANNOVER/RZK Licht nur die Industrie, sondern auch die niedersächsische Agrarwirtschaft blickt mit Sorge auf den kommenden Ausstieg Großbritanniens aus der EU: Der Brexit hätte gravierende Folgen. „Aus niedersächsischer Sicht ist das Vereinigte Königreich der zweitwichtigste innereuropäische Absatzmarkt“, sagte Dr. Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (Oldenburg), bei einer Anhörung im Niedersächsischen Landtag.
Niedersachsen liefere vor allem Schweinefleisch, Geflügelfleisch sowie Milch und Milchprodukte über den Kanal. Exportschlager seien Frühstücksspeck und Schinken sowie Rohwaren für die Herstellung von Fleischerzeugnissen. Stark nachgefragt seien ebenfalls hochveredelte Convenience-Produkte. „Damit erwirtschaftet die niedersächsische Agrarwirtschaft einen Handelsbilanzüberschuss von gut 560 Millionen Euro“, so HortmannScholten. Er schließt auch „Konsequenzen für Arbeitsplätze im Agrarbereich nicht aus“.
Für den Agrarhandel drohten auch bundesweit Beeinträchtigungen im Agrarhandel. Es seien vor allem neue britische Anforderungen an Nachweise zur Tier- und Pflanzengesundheit zu befürchten, die den Handel behindern und neue Unsicherheiten schaffen könnten. Laut dem Thünen-Institut (Braunschweig) wäre die Schweineund Geflügelfleischerzeugung am stärksten betroffen. „Das gilt sowohl für einen harten Brexit – klarer Bruch mit der EU– wie für einen weichen Brexit mit weiterhin enger Anbindung an die EU. „Bei der harten Variante würde der Produktionswert um über 2,7 Prozent sinken, bei der weichen um 0,9 Prozent“, zitierte Hortmann-Scholten Zahlen aus der Untersuchung.
Hortmann-Scholten warnte vor Kürzungen im EU-Agraretat. Anlass: Der Brexit reiß eine Milliarden-Lücke in den Haushalt.