Von Afrika ins Marschwegstadion
Hans-Hermann 5öbken war 1974 Mitorganisator des 8reundschaftsspiels VfB gegen Zaire
,er VfB verlor das Spiel mit 2:5. Bei der 5M schied Zaire sang- und klanglos aus.
OLDENBUR; Dans-Hermann Wöbken ist ein Fußballverrückter. Das ist an dieser Stelle keine unverschämte Äußerung, sondern die Selbsteinschätzung des Gastronoms, der vor einigen Jahren sein Hotel und Gesellschaftshaus an der Stadtgrenze zu Hundsmühlen an seinen Sohn Harald übergeben hat.
Und seitdem hat er Zeit. Zeit, sich um seine Erinnerungsstücke zu kümmern, die seit Jahrzehnten gut verstaut in Plastiktüten in seinem Haus schlummern. Ausgepackt aus einer seiner vielen Tüten liegt beim Besuch der im Wohnzimmer neben Bildern und Eintrittskarten auch ein großes buntes Plakat auf dem Tisch. Zu sehen sind darauf die Spieler der Nationalmannschaft von Zaire (heute Demokratische Republik Kongo), die sich 1974 in der Nähe von Osnabrück auf die FußballWeltmeisterschaft in Deutschland vorbereiteten.
;age im Metallkoffer
Die Verbindung zum Nationalteam kam relativ spontan zustande, erinnert sich Wöbken, dessen fußballerisches Herz für den VfB Oldenburg und Werder Bremen schlägt. Sein Freund und damaliger Mäzen des VfB, Franz-Josef Wichmann, nahm ihn mit ins Trainingslager der Afrikaner in der Nähe von Osnabrück. Die Oldenburger Delegation handelte dort die Bedingungen für ein Freundschaftsspiel der Nationalmannschaft gegen den VfB aus. 10 000 US-Dollar (damals circa 35 000 DM, heute 17 500 Euro) Gage verlangten die Afrikaner – die Oldenburger willigten ein.
Und so kam es, dass am 3. Juni 1974 der Mannschaftsbus der Afrikaner hinter den markanten Eichen direkt vor dem Gesellschaftshaus an Vor dem Mannschaftsbus: Das Fußball-Nationalteam von Zaire speiste 1974 vor der Weltmeisterschaft bei Hans-Hermann Wöbken im „Hundsmühler Krug“.
der Hundsmühler Straße parkte. Das Team, Trainerstab und die Betreuer stiegen aus und aßen bei Wöbken zu Mittag. „Es gab Kalbsschnitzel und Kopfsalat mit Zitronendressing“, erzählt der 78-Jährige. Währenddessen gingen Wöbken und Wichmann mit dem Zahlmeister des Teams in ein Nebenzimmer und überreichten in einem Metallkoffer die vereinbarte Gage. „Der Mann nahm Stichproben und überprüfte die Echtheit der Scheine“, fügt Wöbken schmunzelnd hinzu.
Für den Mäzen hatte das Engagement ein gewisses finanzielles Risiko. Doch am 3. Juni, ein Pfingstmontag, strömten bei bestem Wetter 10000 Zuschauer ins Marschweg-Stadion und sahen eine 2:5-Niederlage ihres Teams gegen den WMTeilnehmer. „Das finanzielle Engagement hatte sich ausgezahlt, den Überschuss bekamen Christa und Heini Hamann für ihre VfB-Boxabteilung, um sich einen Mannschaftsbus zu kaufen“, erzählt Wöbken.
Im Team des VfB standen Torwart Albert Voß, Enno
Bäumer, Rainer Struckmann („Strucki Zucki, Du bist der beste Mann“, wie die Fans damals sangen), Wolfgang Hecht, die Wilhelm-Zwillinge, Edgar Schöneich und Dieter Wegner.
Blasmusik und Ballkunst
Nach dem Sieg stärkten sich die Afrikaner bei Wöbken an einem Gala-Büfett, bevor sie ins Trainingslager zurückfuhren.
In der Küche stand übrigens Reinhard Marek an den Töpfen, dem heute der Zwischenahner Lönskrug gehört.
Das Spiel ist Wöbken in lebhafter Erinnerung geblieben: „Die Blaskapelle aus Bösel sorgte vor dem Anpfiff und in der Halbzeitpause für Länderspielstimmung.“Für die
schrieb der damalige Sportredakteur Horst Hollmann: „Drei Dinge muss die Nationalmannschaft von Zaire bei der Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft (...) fürchten: brasilianische Ballkunst, schottische Härte und jugoslawische Taktik.“Über keine dieser Tugenden verfügte der VfB an diesem Tag. Doch Hollmann sollte Recht behalten. Bei der WM setzte es für Zaire gegen Schottland ein 0:2, gegen Jugoslawien ein 0:9 und gegen Brasilien ein 0:3.
Die Begegnung mit der Nationalmannschaft von Zaire ist nur eine von vielen Episoden, die Wöbken in seinem Leben als Fan erlebt hat. Er hat Uwe Seeler, Norbert Nachtweih oder Erich Deuser kennengelernt. Sepp Herberger und Helmut Schön kannten ihn. Auf dem Tisch in Wöbkens Wohnzimmer liegt auch eine Autogrammkarte von Horst Szymaniak (1934 bis 2009), der als Junge aus dem Oer-Erkenschwicker Bergarbeitermilieu die fußballerische Bühne eroberte und später auch in Italien, der Schweiz und in den USA spielte.
Pelé für drei Mark
Auch den brasilianischen Fußballer Pelé hat Wöbken am 14. April 1962 mit dem Santos FC in Deutschland spielen sehen. Zum Länderspiel Deutschland gegen Brasilien reiste Wöbken mit seinen Freunden am 5. Mai 1963 nach Hamburg. Anstoß war um 15 Uhr, der Eintrittspreis für eine Karte für einen Stehplatz Ost kostete drei DM (heute 1,50 Euro) – aus heutiger Sicht unvorstellbar günstig. Pelé sorgte in der 72. Minute vor 71000 Zuschauern im Volksparkstadion für den 2:1-Sieg seines Teams.
Doch Hans-Hermann Wöbken wäre nicht HansHermann Wöbken, wenn er nicht auch die musikalische Szene fördern würde. Legendär sind seine Jazz-Konzerte im Garten und bei schlechtem Wetter (wie an diesem 1. Mai) im Saal. Doch auch Platten hat er produziert. So hat er mit den Oldenburger „Convairs“zum Beispiel die Schallplatte mit dem Titel „Man gönnt sich ja sonst nichts“herausgebracht. Der Titel könnte, was das fußballerische Engagement des Gastronomen und seine Reisen zu den Spielen betrifft, auch über Teilen seines arbeitsreichen Lebens stehen.