Nordwest-Zeitung

Welches Essen ist gesund?

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Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht Artikel wie „Süßes Gift“oder „Man ist, was man isst“oder „Essen Sie sich gesund“erscheinen. Man darf davon ausgehen, dass die Mehrzahl der Leser nicht sofort oder langfristi­g den Vorschläge­n folgen wird. Auffällig ist aber doch der häufige Wechsel der Empfehlung­en zum Teil mit dem Anspruch einer wissenscha­ftlichen Grundlage.

Interessan­t ist, dass auch wissenscha­ftliche Gesellscha­ften immer wieder genötigt sind, bis dahin feste und vermeintli­ch gesicherte Ernährungs­grundsätze zu korrigiere­n. So galt zum Beispiel der Genuss von „reichlich Getreidepr­odukten sowie Kartoffeln“bis vor einem Jahr als richtig. Jetzt möchte man eher Vollkorn bevorzugen, Kartoffeln werden nicht mehr empfohlen.

Auch galten Obst und Gemüse in dieser Reihenfolg­e als eine Standardem­pfehlung. Da aber Obst sehr viel Zucker enthält, hat man die Reihung verändert und empfiehlt jetzt drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst. Gemüse ist ein wichtiger Träger von Mineralien und Vitaminen sowie Ballaststo­ffen, die für die Gesundheit des Darmes und zur Stuhlgangr­egulierung wichtig sind.

Auch die bisherige Empfehlung, möglichst nur weißes Fleisch zu essen, ist gefallen. Der Hinweis, rotes Fleisch sei für die Krebsentst­ehung verantwort­lich, ist zumindest wissenscha­ftlich nicht ausreichen­d belegt. Daher hat sich die deutsche Gesellscha­ft für

Dr. Gerd Pommer, Ernährung in ihrer Empfehlung, in der Woche nicht mehr als 600 Gramm Fleisch zu essen, dieser Aussage nicht angeschlos­sen. Eine besondere Rolle hat bei Menschen mit einem hohen Cholesteri­nwert der Hinweis gespielt, man müsse den Verzehr von Eiern einschränk­en und auf keinen Fall jeden Morgen ein Frühstücks­ei verzehren. Eine Mengenbegr­enzung ist aufgehoben. Eier fallen jetzt unter die Rubrik „tierische Nahrungsmi­ttel“, bei denen man den Hinweis erhält, Milch, Joghurt, Käse täglich zu verzehren und bis zu zweimal Fisch und bis zu 600 Gramm Fleisch pro Woche.

Auffallen muss auch der fehlende Hinweis auf fettarme Produkte bei Milch und Milchprodu­kten. Man möchte allerdings die Menschen für die richtigen (pflanzlich­en) Fette motivieren. Als Richtwert gilt ein Fettanteil von bis zu 35 Prozent in der Ernährung. In den USA hat man interessan­terweise den Hinweis auf eine Obergrenze fallen gelassen. Auch bei uns wird diskutiert, ob der Hinweis auf fettarme Milch überhaupt begründet ist. Es gibt Ernährungs­wissenscha­ftler, die auf den positiven Effekt von Butter und Sahne hinweisen. Der Hinweis auf Magerprodu­kte (Milch, Quark) fehlt.

Entscheide­nd ist die Kalorienbi­lanz. Der Kalorienwe­rt ist oft bei Fertigprod­ukten, Fastfood, Gebäck, Getränken und vor allem Süßwaren und Wurst nicht ausreichen­d bekannt oder wird nicht berücksich­tigt.

Man kann gespannt sein, welche bislang ehernen Grundsätze der Ernährung durch neuere wissenscha­ftliche Erkenntnis­se korrigiert werden müssen. Unbestritt­en ist der Hinweis auf ein leichtes Frühstück, das Mittagesse­n als Hauptmahlz­eit, das Abendessen sollte nicht zu spät eingenomme­n werden und leicht sein.

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