Ergebnis entspricht gutem Brauch
Betrifft: SPD wählte neue Vorsitzende, u.a. „Wahlschlappe für Nahles – Parteitag: Neue SPD-Vorsitzende erhält nur 66,35 Prozent der Stimmen“, Titelseite, 23. April, sowie weitere Berichte
Ob mir das Ergebnis der Wahl der SPD-Vorsitzenden passt oder nicht passt, soll nicht Thema dieses Briefs sein, aber die Art der Berichterstattung hat mich doch sehr betroffen gemacht. Die Kommentatoren haben wohl bereits in der Grundschule bei dem Thema „Demokratie“aus dem Fenster geschaut oder unter dem Tisch ComicHefte gelesen.
„Schwere Schlappe für Nahles“, „Dämpfer für Nahles“, so lauten fast ausnahmslos die Stellungnahmen. Nun, es hat eine echte Wahl stattgefunden!
Solch ein Vorgang ist in der Nachkriegsgeschichte der SPD selten genug. Bisher gab es so etwas nur 1995 bei dem Putsch mit Oskar Lafontaine gegen Rudolf Scharping.
Das Ergebnis war mit 62 Prozent zu 37 Prozent ähnlich.
Bei einer echten Wahl darf man erwarten, dass ein ernstzunehmender Gegenkandidat eine angemessene Stimmenzahl erreicht.
Die Wahl zeigt nur, dass es sich die Delegierten nicht leicht gemacht haben und darauf verzichteten, ihre eigene Meinung an der Garderobe abzugeben.
Das Ergebnis entspricht gutem demokratischen Brauch und gibt nicht den geringsten Anlass zur Kaffeesatzleserei!
Frau Nahles wird man bald an ihren Taten messen.
Horst Hahn