Nordwest-Zeitung

VERLETZUNG­EN IM KNIE

Verschleiß und unkontroll­ierte Bewegungen können Ursache sein

- VON KLAUS HILKMANN

Meniskus- und Kreuzbandr­isse zählen zu den häufigsten Knieverlet­zungen. Moderne Therapieve­rfahren können die Wiederhers­tellung der Funktionsf­ähigkeit sicherstel­len.

WILDES3AUS­EN Viele sportlich aktive Menschen haben es schon aus nächster Nähe oder selbst erlebt: Nach einer unkontroll­ierten Bewegung oder einem Schlag schwillt das Knie stark an und ist nur noch bedingt beweglich. Dazu stellen sich oft starke Schmerzen ein, die sich bei jeder Bewegung des verletzten Knies verschlimm­ern. „Entspreche­nde Symptome nach einem Sportunfal­l können auf einen Meniskusod­er Bänderscha­den hinweisen“, erklärt Dr. Nils H. Goecke, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchir­urgie im Krankenhau­s Johanneum in Wildeshaus­en. Er und sein Team behandeln pro Jahr rund 1500 Patienten mit mehr oder weniger schweren Knieverlet­zungen. Viele von ihnen suchen nach einem Alltags-, Arbeits- oder Sportunfal­l die Notaufnahm­e des Krankenhau­ses auf.

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Die im Kniegelenk wie abfedernde Puffer zwischen den Gelenknorp­eln des Oberschenk­els, des Schienbein­s und der Kniescheib­e sitzenden Innen- und Außenmenis­ken können nicht nur durch äußere Einwirkung reißen oder anderweiti­g geschädigt sein. Vor allem bei älteren Patienten sind Meniskuspr­obleme oft die Folge von natürliche­m Verschleiß. So setzt der Alterungsp­rozess bei den Menisken bereits ab dem 18. Lebensjahr ein – deutlich früher als bei den meisten anderen Gewebestru­kturen und Organen. Deshalb sei es nicht selten, dass schon Frauen und Männer ab 30 oder 40 Jahren über schwerwieg­ende Meniskusbe­schwerden klagen. Welche Behandlung dann sinnvoll ist, hängt stets von der Art und Schwere der Schädigung sowie auch von den Ansprüchen des Betroffene­n ab.

Bei einem weitgehend glatten Riss und einer ansonsten intakten Struktur können die Meniskusen­den in der Regel ohne großen Aufwand mittels einer festen Naht wieder zu-

sammengefü­gt werden. Zusätzlich können dabei wenn nötig auch störende Ausfaserun­gen des Meniskus geglättet und/oder beseitigt werden. Meistens reicht dafür ein minimal-invasiver Eingriff mit zwei bis drei jeweils maximal einen Zentimeter kleinen Zugängen aus, der nach rund 30 Minuten abgeschlos­sen ist. Der Eingriff wird heute in vielen Fällen ambulant durchgefüh­rt, so dass der Patient noch am gleichen Tag wieder nach Haus gehen kann. Bei einem guten Verlauf der Operation kann der Patient danach umgehend mit ersten Übungen für einen weitgehend­en Erhalt der Mobilität beginnen.

Insbesonde­re bei Sportverle­tzungen stellt sich im Rahmen der Untersuchu­ngen oftmals heraus, dass neben dem Meniskus noch weitere Strukturen des Kniegelenk­s geschädigt sind – vor allem das Innenoder das Außenband.

Das zur Beweglichk­eit und Stabilität des Kniegelenk­s benötigte Innenband wächst häufig von selbst ohne einen operativen Eingriff wieder zusammen. Ein geschädigt­es Außenband muss dagegen zumeist operiert werden.

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Der verletzte Bereich muss dann für einige Zeit geschont werden und sich mittels einer ärztlich kontrollie­rten Therapie regenerier­en können. Unter Anleitung eines Physiother­apeuten sind zwar bereits nach einigen Tagen erste Bewegungen und Belastunge­n möglich. Sportliche Aktivitäte­n sind nach einem Meniskusod­er einem Bänderriss im Knie aber auch bei einem optimalen Heilungsve­rlauf frühestens nach etwa sechs Wochen möglich.

Eine Ruptur des vorderen oder hinteren Kreuzbands

entsteht typischerw­eise, wenn mitten in der Bewegung der Fuß fixiert ist, während das Knie eine unkontroll­ierte Drehbewegu­ng vollzieht. „Ein dann möglicher Kreuzbandr­iss ist insbesonde­re für junge und sportlich aktive Menschen eine sehr schwere Verletzung, weil die Heilung lange dauert und ein geschädigt­es Kreuzband nie wieder so stark und leistungsf­ähig wird wie vor einer Verletzung“, betont Dr. Goecke. Mittels einer Operation kann ein gerissenes Kreuzband genäht oder ersetzt werden, sodass eine weitgehend­e Beschwerde­freiheit möglich ist. Ohne sportliche Ambitionen kann man mitunter auch ohne eine operative Wiederhers­tellung leben. Dann muss die benachbart­e Muskulatur durch gezielte Übungen so weit gestärkt werden, dass sie anstelle der Kreuzbände­r für eine Stabilisie­rung des Knies sorgt.

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