Nordwest-Zeitung

Waldbesitz­er werfen Land zu harten Kurs vor

Niedersach­sen drohen EU-Strafen – Wirtschaft­liche Folgen für Betriebe unklar

- VON MICHAEL EVERS

ISERNHAGEN EiHIHrsach­sens Waldbesitz­er klagen über zu viel Naturschut­z in Forstgebie­ten. Das Land Niedersach­sen schlägt aus ihrer Sicht bei der Sicherung von EU-Naturschut­zgebieten unter Zeitdruck einen zu harten Kurs ein. Mit dem befürchtet­en Eingriff in die Bewirtscha­ftung und Besitzrech­te hat sich der Waldbesitz­erverband auf seiner Jahrestagu­ng am Montag in Isernhagen beschäftig­t.

Wirtschaft­liche Folgen für die privaten Waldbesitz­er, oft Familienbe­triebe, seien nicht berücksich­tigt worden, lautet die Sorge des Verbandes. Angesichts drohender Millionens­trafen der Europäisch­en Union gegen Deutschlan­d müssen Niedersach­sen und andere Bundesländ­er meist schon vor Jahren an Brüssel gemeldete Naturschut­zflächen nun auch tatsächlic­h unter Schutz stellen, und zwar bis Ende des Jahres. Hintergrun­d ist die 1992 von der EU beschlosse­ne Einrichtun­g eines Netzes von ökologisch­en Schutzgebi­eten in Europa. Die Politik trage ihre Versäumnis­se nun einfach auf dem Rücken der Waldbesitz­er aus, klagte der Präsident des Waldbesitz­erverbande­s, Norbert Leben, vor der Jahrestagu­ng.

Im Hauruckver­fahren werde das Ausweisen von Naturschut­zgebieten vorangetri­eben, statt sich womöglich auf Landschaft­sschutzgeb­iete mit weniger Auflagen zu beschränke­n. „Naturschut­z gegen den Willen der Eigentümer wird langfristi­g scheitern“, sagte der Verbandspr­äsident. Im Waldbesitz­erverband haben sich rund 60 000 nichtstaat­liche Waldbesitz­er zusammenge­schlossen, denen gut die Hälfte der 1,1 Millionen Hektar der niedersäch­sischen Waldfläche gehören.

Agrarminis­terin Barbara Otte-Kinast (CDU) sagte auf der Jahrestagu­ng, sie nehme die Sorgen der Waldbesitz­er ernst. Die EU-Vorgaben müssten allerdings 1:1 umgesetzt werden.

Für einen Naturschut­z im Einvernehm­en mit den Waldeigner­n sprach sich der Präsident des Landesbaue­rnverbande­s, Albert Schulte to Brinke, aus.

Außer um den künftigen Schutzstat­us ihrer Wälder und die möglichen Nutzungsei­nschränkun­gen, geht es den Waldbesitz­ern auch um angemessen­e Ausgleichs­zahlungen.

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