Auf Kieler Höhenflug folgt Kopfzerbrechen
Relegations-Teilnehmer muss noch einige Baustellen schließen
KIEL Das Stadion nicht fein genug für die Bundesliga, der neue Trainer nicht in Sicht: Der überraschende Höhenflug der Kieler Störche sorgt bei den Machern an der Förde neben seligen Erstliga-Träumen für Kopfzerbrechen. Doch das nehmen sie beim Sensations-Dritten der 2. Fußball-Liga gern in Kauf.
„Wer in der Relegation ist, möchte die Spiele gewinnen“, sagte Sportchef Ralf Becker im NDR Sportclub, nachdem sein Team mit einem 1:1 bei Fortuna Düsseldorf den Einzug in die Aufstiegsspiele gegen den Drittletzten der Bundesliga klargemacht hatte. Egal, ob der Gegner am 17. und 21. Mai Hamburger SV, VfL Wolfsburg oder SC Freiburg heißt, Holstein Kiel rechnet sich als Außenseiter etwas aus. „Ich habe keinen Wunschgegner in der Relegation“, sagte Trainer Markus Anfang: „Jeder Bundesligist hat eine große Qualität.“
Die Kieler haben sich unter dem 43-Jährigen in nicht einmal zwei Jahren rasant von einem mittelprächtigen Drittligisten zu einem Bundesligakandidaten entwickelt. Anfang hat die mit Abstand torgefährlichste Offensive der 2. Liga geformt (65 Treffer). Mit dem hohen Tempo seiner Mannschaft hat der Club allerdings infrastrukturell nicht Schritt halten können. Das Holstein-Stadion mit einer aktuellen Kapazität von 12 000 Zuschauern versprüht viel Charme, genügt aber in mehreren Punkten den strikten Anforderungen der DFL nicht.
„Wir wünschen uns natürlich, im eigenen Stadion zu spielen“, sagte Becker. Aktuell läuft ein Antrag auf eine Ausnahmegenehmigung. Sollte dieser negativ beschieden werden, müssten die Kieler bei ihren Heimspielen umziehen. Der HSV teilte bereits mit, dass seine Arena nicht zur Verfügung steht. Weitere Optionen könnten die Spielstätten des FC St. Pauli und von Hansa Rostock sein.
Das Stadion-Thema ist nur ein Problem. Genauso wichtig ist es, den Nachfolger für Anfang zu finden, den es zum künftigen Zweitligisten 1. FC Köln zieht. Gerüchte gibt es um ein Interesse an Christian Titz vom HSV und Tim Walter von der Reserve des FC Bayern. „Wenn die Runde vorbei ist, werden wir recht schnell das Trainerthema angehen“, sagte Becker.
Auch etliche Profis des Meisters von 1912 haben Begehrlichkeiten geweckt. Kapitän Rafael Czichos soll bei Köln hoch im Kurs stehen, Torjäger Marvin Ducksch (18 Tore) ist nur bis Saisonende vom FC St. Pauli ausgeliehen. Das Gros des Kaders will Becker zusammenhalten. „Falls wir aufsteigen“, sagte der Manager, „hat der Kern der Mannschaft auch verdient, in der Bundesliga zu spielen.“