Nordwest-Zeitung

Hoffnung auf Umdenken bei Post AG

Kriterien für Entfristun­g rufen auch im Nordwesten Kritik hervor

- VON NILS COORDES UND TOBIAS SCHMIDT, BÜRO BERLIN

OLDENBURG/BERLIN Die Praxis der Deutschen Post AG, die Entfristun­g von Arbeitsver­trägen unter anderem von den Krankheits­tagen und Unfällen abhängig zu machen, sorgt auch im Nordwesten für Kritik. „Wir laufen seit Jahren Sturm gegen die Kriterien für eine Entfristun­g von Arbeitsver­trägen“, betonte Tanja Post, Gewerkscha­ftssekretä­rin im Fachbereic­h Postdienst­e, Spedition und Logistik im Landesbezi­rk Niedersach­senBremen bei der Gewerkscha­ft „Verdi“, gegenüber dieser Zeitung.

Die Gelbe Post geht von mindestens 5400 Beschäftig­ten im Bereich der Niederlass­ungen Brief Bremen und

Brief Oldenburg aus, die befristet beschäftig­t sind: Rund 3400 im Bereich Bremen und dem Umland, zwischen 2000 und 3000 in und um Oldenburg. „Der Arbeitnehm­er hat leider nur vor dem Arbeitsger­icht die Möglichkei­t, eine Entfristun­g durchzuset­zen“, sagte Tanja Post. Jeder Beschäftig­te müsste also sein Recht einklagen und gegen seinen Arbeitgebe­r vor Gericht ziehen.

Die Entfristun­g von Arbeitsver­trägen sei ein Dauerthema: „In den letzten Jahren gab es immer wieder Gespräche, auch die Betriebsrä­te haben sich dafür eingesetzt. Die jetzt bekannt geworden Kriterien halten wir für nicht akzeptabel und unwürdig“, erklärte Tanja Post. Sie hofft nun, „dass sich etwas bewegt, wenn das Thema mehr in die öffentlich­e Diskussion rückt und das Unternehme­n dann einen anderen Kurs einschlägt“.

Auch Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD) hat die Gelbe Post wegen ihrer rigiden Praxis bei Entfristun­gen gerügt. „Ein Unternehme­n hat immer eine soziale Verantwort­ung gegenüber seinen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn. Diese Verpflicht­ung darf nicht von der Art des Arbeitsver­trages abhängig gemacht werden“, sagte Heil.

Zugleich kündigte der Minister an, der Praxis ein Ende zu setzen. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir die sachgrundl­ose Befristung eindämmen und endlose Kettenbefr­istungen abschaffen, damit das unbefriste­te Arbeitsver­hältnis in Deutschlan­d wieder zur Regel wird“, sagte der SPD-Politiker.

Der Chef des Deutschen Gewerkscha­ftsbundes Reiner Hoffmann kritisiert­e die Praxis der Deutschen Post AG als „moralisch höchst verwerflic­h“.

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SCHULZE Viele Briefträge­r haben befristete Verträge.DPA-BILD:

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