Hoffnung auf Umdenken bei Post AG
Kriterien für Entfristung rufen auch im Nordwesten Kritik hervor
OLDENBURG/BERLIN Die Praxis der Deutschen Post AG, die Entfristung von Arbeitsverträgen unter anderem von den Krankheitstagen und Unfällen abhängig zu machen, sorgt auch im Nordwesten für Kritik. „Wir laufen seit Jahren Sturm gegen die Kriterien für eine Entfristung von Arbeitsverträgen“, betonte Tanja Post, Gewerkschaftssekretärin im Fachbereich Postdienste, Spedition und Logistik im Landesbezirk NiedersachsenBremen bei der Gewerkschaft „Verdi“, gegenüber dieser Zeitung.
Die Gelbe Post geht von mindestens 5400 Beschäftigten im Bereich der Niederlassungen Brief Bremen und
Brief Oldenburg aus, die befristet beschäftigt sind: Rund 3400 im Bereich Bremen und dem Umland, zwischen 2000 und 3000 in und um Oldenburg. „Der Arbeitnehmer hat leider nur vor dem Arbeitsgericht die Möglichkeit, eine Entfristung durchzusetzen“, sagte Tanja Post. Jeder Beschäftigte müsste also sein Recht einklagen und gegen seinen Arbeitgeber vor Gericht ziehen.
Die Entfristung von Arbeitsverträgen sei ein Dauerthema: „In den letzten Jahren gab es immer wieder Gespräche, auch die Betriebsräte haben sich dafür eingesetzt. Die jetzt bekannt geworden Kriterien halten wir für nicht akzeptabel und unwürdig“, erklärte Tanja Post. Sie hofft nun, „dass sich etwas bewegt, wenn das Thema mehr in die öffentliche Diskussion rückt und das Unternehmen dann einen anderen Kurs einschlägt“.
Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat die Gelbe Post wegen ihrer rigiden Praxis bei Entfristungen gerügt. „Ein Unternehmen hat immer eine soziale Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Diese Verpflichtung darf nicht von der Art des Arbeitsvertrages abhängig gemacht werden“, sagte Heil.
Zugleich kündigte der Minister an, der Praxis ein Ende zu setzen. „Ich werde mich dafür einsetzen, dass wir die sachgrundlose Befristung eindämmen und endlose Kettenbefristungen abschaffen, damit das unbefristete Arbeitsverhältnis in Deutschland wieder zur Regel wird“, sagte der SPD-Politiker.
Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes Reiner Hoffmann kritisierte die Praxis der Deutschen Post AG als „moralisch höchst verwerflich“.