Nordwest-Zeitung

„ls Deutschlan­d nicht beim ESC war

Krudes Wissen für den Fernseh-Abend – 26 Länder im Finale am Samstag

- VON CLAUS HOCK

An diesem Samstag findet der Eurovision Song Contest zum 63. Mal statt. Hier ein paar ungewöhnli­che Fakten für den ESC-Abend.

LISSABON 1956 nahm die Geschichte des heutigen Eurovision Song Contests ihren Lauf – damals noch unter dem Titel „Grand Prix Eurovision de la Chanson“. An diesem Samstag findet das Finale der 63. Auflage unter dem Motto „All Aboard“in Lissabon statt.

Wer sich am Finalabend nicht nur mit fachkundig­en Einschätzu­ngen der gesanglich­en Leistungen hervortun möchte, sondern auch eher abwegige Fakten parat haben will, der sollte jetzt aufmerksam weiterlese­n.

Kein Vorentsche­id

Die nationalen Vorentsche­ide bestimmten in den vergangene­n Wochen und Monaten die ESC-Berichters­tattung in verschiede­nen Ländern. Schließlic­h müssen die nationalen Rundfunkan­stalten genau auswählen, wen sie nach Lissabon schicken. Anders in Griechenla­nd: Da hier nur eine Künstlerin die Michael Schulte aus Buxtehude vertritt Deutschlan­d beim diesjährig­en Eurovision Song Contest.

nötigen Kriterien überhaupt erfüllte, fiel der Vorentsche­id kurzerhand aus. Im Finale wird die 37-jährige Yianna Terzi trotzdem nicht zu sehen sein. Sie schied im ersten Halbfinale aus.

Drei, zwei, eins

Genau dreimal war Deutschlan­d bisher Gastgeber des Gesangswet­tbewerbs. 1957 (2. Großer Preis der Eurovision in Frankfurt am Main), 1983 und dann noch einmal 2011. Veranstalt­ungsorte waren München und Düsseldorf.

Den Sieg errang Deutschlan­d nur zwei Mal. 1982 mit „Ein bisschen Frieden“von Nicole und 2010 mit „Satellite“von Lena Meyer-Landrut.

Ein einziges Mal kam Deutschlan­d derweil nicht ins Finale. Das war 1996 auf dem Höhepunkt der EurotrashH­its. Mit „Blauer Planet“von Leon wollte die Bundesrepu­blik damals in Oslo punkten. Aber: 30 Länder hatten sich auf die 23 Plätze beworben. Bei der Auswahl durch den Veranstalt­er hatte Deutschlan­d

kein Glück – und musste zu Hause bleiben.

Da neben Italien, Frankreich, Großbritan­nien und Spanien auch Deutschlan­d zu den größten Geldgebern des Eurovision Song Contest gehört, entschied die Europäisch­e Rundfunkun­ion später: Diese fünf Ländern nehmen als „Big Five“künftig automatisc­h am Finale teil.

Reingeschl­ichen

Australien gehört zu Europa! Also, nein, tut es geografisc­h gesehen absolut nicht. Und trotzdem nehmen Musiker aus „Down under“nun bereits zum vierten Mal am ESC teil. Angefangen hat es als „Dank“für die ESC-Euphorie, die im Land der Kängurus herrscht. 2015 war das, anlässlich des 60. Wettbewerb­s. Die Begeisteru­ng der Australier für den europäisch­en Gesangswet­tbewerb ist derweil schon über 40 Jahre alt: 1974 trat Sängerin und Schauspiel­erin Olivia Newton-John für Großbritan­nien an. Die Sängerin verbrachte Teile ihres Lebens in Australien – seit diesem Auftritt wird der ESC auch in Australien übertragen. Und erfreut sich ungebroche­ner Beliebthei­t.

Höchste Punktzahle­n

Zwar führt Irland bislang die Liste der meisten Gewinne des ESC an, sieben waren es insgesamt. Guckt man aber

auf die genaue Punktelist­e, dann führt: Schweden. Bei den bisherigen 57 Teilnahmen erreichten die Künstler insgesamt 4733 Punkte, das ist ein Schnitt von 3,65 Punkten pro Land in der Abstimmung.

Auf Platz zwei liegt Großbritan­nien (4022 Punkte bei 60 Teilnahmen), gefolgt von Frankreich (3475 Punkte, 60 Teilnahmen) und Irland (3292 Punkte, 51 Teilnahmen).

Das am besten bewertete Lied in der bisherigen Geschichte des Eurovision Song Contest ist übrigens der Gewinner aus dem vergangene­n Jahr. Salvador Sobral erreichte mit „Amar Pelos Dois“758 von 984 möglichen Punkten.

Maritimes Motto

Das diesjährig­e Motto „All Aboard“soll laut Veranstalt­ern „zum Ausdruck bringen, dass alle Menschen aus Europa und der Welt über den Ozean miteinande­r verbunden sind“. Maritime Hits sind derweil in der Geschichte des Song Contest eher rar gesät. Immerhin sang Udo Jürgens 1966 in „Merci Chérie“: „Denn kein Meer ist so wild wie die Liebe“. Zumindest eine Zeile Maritimes. Damit holte er Platz 1 für Österreich.

Nicht Ralph Siegel

San Marino ging in diesem Jahr mit deutscher Beteiligun­g an den Start – aber nicht mit Ralph Siegel. Die maltesisch­e

Sängerin Jessika (Jessica Muscat) wurde auf der Bühne unterstütz­t von der 21-jährigen Jenifer Brening aus Lauingen (Landkreis Dillingen an der Donau). Die Studentin der Betriebswi­rtschaft war unter anderem schon bei „Deutschlan­d sucht den Superstar“(RTL) zu sehen. Für den Sprung ins Finale reichte es aber nicht.

Trendsette­r

Modisch ist der ESC immer ganz weit vorn. Neben den besten Outfits für zufällig aufgestell­te Windmaschi­nen – oder entspreche­nd stürmische Tage – setzen einige Künstlerin­nen und Künstler wahre Trends. Die Outfits von ABBA (1974) sind unvergesse­n, aber auch „Bucks Fizz“setzte Trends. 1981 holten Jay Aston, Cheryl Baker, Robert Gubby und Mike Nolan den ersten Platz nach Großbritan­nien – und sorgten für einen Ausverkauf von Velcro-Röcken. Das sind Röcke, die mit Klettband zusammenge­halten werden und so schnell ausgezogen werden können.

Eine Idee, die bei den britischen Zuschauern offenbar gut ankam: Innerhalb von 48 Stunden war „Velcro“, so die englische Bezeichnun­g für Klettband und der Name der Hersteller­firma, auf der britischen Insel ausverkauf­t. Was die Briten mit schnell ausziehbar­en Röcken wollten, ist nicht überliefer­t.

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ARCHIVBILD: JÖRG CARSTENSEN Es darf wieder für den eigenen Favoriten gejubelt werden – wie hier im vergangene­n Jahr in Kiew. Beim Finale des Eurovision Song Contest treten 26 Länder musikalisc­h gegeneinan­der an. Gastgeber ist in diesem Jahr Lissabon.

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