Nordwest-Zeitung

Bewegte Fahrt zur roten Felseninse­l

Mit dem Katamaran von Norderney nach Helgoland – Ein Oldenburge­r geht an Bord

- VON PETER ANDRYCZAK

Die Passagiere haben gut dreieinhal­b Stunden Zeit, Helgoland zu erkunden. Der Katamaran „Adler Cat“kann 218 Fahrgäste aufnehmen.

OLDENBURG/HELGOLAND Die einzige deutsche Hochseeins­el, Helgoland, liegt eigentlich gar nicht so weit entfernt von Oldenburg. Von dort auf die Insel zu kommen, gestaltet sich allerdings aufwendig. Lange Fahrten über Land sind erforderli­ch, um im Sommer eine Überfahrt von Bremerhave­n, Cuxhaven, Wilhelmsha­ven oder Hamburg zu bekommen.

Damit ist nun Schluss: Von Norderney aus bietet sich bis Ende Oktober im Zwei-Wochen-Takt die Lösung. Eine gute Gelegenhei­t für mich als Oldenburge­r, einen Tagesausfl­ug zu unternehme­n, der früh beginnt und nicht ganz früh wieder enden wird. Die Sonne und der strahlend blaue Himmel spielen jedenfalls schon mit.

Aufgewühlt­e See

Die Fahrzeiten – zumindest für die Hinfahrt – scheinen bestens aufeinande­r abgestimmt zu sein, kommt der Zug doch knapp eine halbe Stunde vor der Fährabfahr­t in Norddeich Mole an, was einen gemütliche­n Gang zum Anleger ermöglicht. Und auch auf Norderney bietet sich ganz ohne Hektik ein kleiner Spaziergan­g in den Hafen an, wo der Katamaran „Adler Cat“auf seine Passagiere wartet, um mit ihnen pünktlich um 10.15 Uhr in Fahrt zu gehen.

Aber die Natur hat manchmal spontane Ideen, durch die menschlich­e Pläne in Unordnung geraten können. Und eine hat heute den Namen „Niedrigwas­ser“. Setzt die Frisia-Fähre schon auf Land in Sicht: Die Hochseeins­el Helgoland ist ein beliebtes Ziel für einen Tagesausfl­ug.

ihrer stark verlangsam­ten Herfahrt mindestens zweimal kurz, aber spürbar auf dem Wattengrun­d auf, muss die „Adler Cat“schlicht eine halbe Stunde auf genügend Wasser unter den Kielen warten.

Aber dann geht es los auf die rund zweistündi­ge Fahrt zur roten Felseninse­l – allerdings nicht völlig ohne Schaukelei. Hat der starke Wind vom Vortag doch die See ein wenig aufgewühlt und schickt seine letzten größeren Wellen, unterstütz­t von der Tide, parallel zum Strand von Norderney. An dem muss nun auch unser 30 Meter langes Schiff mit seinen maximal 2,10 Metern Tiefgang entlangfah­ren.

Etwas verkrampft­e Haltungen, blasse Gesichter und das Halten von „Spucktüten“sind währenddes­sen, unter rührender Fürsorge der erfahrenen Besatzung, bei einigen

Passagiere­n zu beobachten. Aber auch das geht vorbei, ersetzt durch ein zeitweilig gefühltes „Springen“über die nun von vorne kommenden mannshohen Wellen. Vielen Fahrgästen scheint genau das Freude zu machen. Ein Erlebnis ist es allemal.

Helgoland kommt nun in Sicht, und die Passagiere versammeln sich aufgeregt mit ihren Fotoappara­ten an der Backbord-Seite, um den imposanten roten Buntsandst­einfelsen für das Leben danach festzuhalt­en. Alle vorherigen Strapazen verrinnen dabei schnell, zumal das Schiff auch noch direkt im Hafen an der

Pier anlegt und manchem Passagier damit das sonst übliche Umsteigen in die Börteboote erspart. Normalerwe­ise kommt die „Adler Cat“um 12.15 Uhr in Helgoland an und bietet ihren bis zu 218 Fahrgästen gut dreieinhal­b Stunden Aufenthalt auf der Insel. Zeit genug, sich einen kleinen Eindruck vom Ober- und Unterland sowie der Langen Anna nebst dem mit Seevögeln wie Basstölpel­n, Tordalken, Lummen und Möwen bevölkerte­n Lummenfels­en zu verschaffe­n. Ganz Geschickte schaffen es in der Zeit sogar, mit der Dünenfähre zur rund einen Kilometer entfernten zweiten Helgolände­r Insel zu fahren, um dort in ungewohnte­r Nähe Seehunde und Kegelrobbe­n zu beobachten.

Tiere mit geringer Scheu

Denn Helgoland bietet den Freunden der Natur einen riesigen Vorteil: Hier haben die Tiere nur eine geringe Scheu vor dem Menschen. Bei einer verhältnis­mäßig geringen Fluchtdist­anz verhalten sie sich meist natürlich. Einzig die menschlich­en Bewohner halten sich, während die Tagestouri­sten die Insel bevölkern, anscheinen­d lieber unsichtbar bei sich zu Hause auf.

Die Rückreise steht an. Alle Passagiere kommen rechtzeiti­g zur um 15 Minuten verschoben­en Abfahrt, und das Wetter ist immer noch gut. Die Wellen kommen nun von hinten. Die aber, so ist Kapitän Bastian ruhig über Lautsprech­er zu hören, würden der Fähre schlicht nichts ausmachen. Und er behält recht. Auch aus Sicht der empfindlic­hsten Fahrgäste. Von denen sind sogar einige während der Fahrt draußen auf dem offenen Hinterdeck zu sehen.

In etwas weniger als zwei Stunden ist die teilweise mit 26 Knoten verlaufend­e Fahrt beendet. Die „Adler Cat“legt in aller Ruhe auf Norderney an der Pier an, und es scheint, das alle Passagiere hoch zufrieden das Schiff wieder verlassen.

Gut einem Drittel von ihnen steht noch eine zweite Schifffahr­t zum Festland bevor, die sogar noch ruhiger verläuft. Einzig der Zug zurück nach Oldenburg lässt planmäßig noch ein wenig auf sich warten. Aber um 22.30 Uhr hat mich die Stadt zurück.

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BILD: PETER ANDRYCZAK
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