Bewegte Fahrt zur roten Felseninsel
Mit dem Katamaran von Norderney nach Helgoland – Ein Oldenburger geht an Bord
Die Passagiere haben gut dreieinhalb Stunden Zeit, Helgoland zu erkunden. Der Katamaran „Adler Cat“kann 218 Fahrgäste aufnehmen.
OLDENBURG/HELGOLAND Die einzige deutsche Hochseeinsel, Helgoland, liegt eigentlich gar nicht so weit entfernt von Oldenburg. Von dort auf die Insel zu kommen, gestaltet sich allerdings aufwendig. Lange Fahrten über Land sind erforderlich, um im Sommer eine Überfahrt von Bremerhaven, Cuxhaven, Wilhelmshaven oder Hamburg zu bekommen.
Damit ist nun Schluss: Von Norderney aus bietet sich bis Ende Oktober im Zwei-Wochen-Takt die Lösung. Eine gute Gelegenheit für mich als Oldenburger, einen Tagesausflug zu unternehmen, der früh beginnt und nicht ganz früh wieder enden wird. Die Sonne und der strahlend blaue Himmel spielen jedenfalls schon mit.
Aufgewühlte See
Die Fahrzeiten – zumindest für die Hinfahrt – scheinen bestens aufeinander abgestimmt zu sein, kommt der Zug doch knapp eine halbe Stunde vor der Fährabfahrt in Norddeich Mole an, was einen gemütlichen Gang zum Anleger ermöglicht. Und auch auf Norderney bietet sich ganz ohne Hektik ein kleiner Spaziergang in den Hafen an, wo der Katamaran „Adler Cat“auf seine Passagiere wartet, um mit ihnen pünktlich um 10.15 Uhr in Fahrt zu gehen.
Aber die Natur hat manchmal spontane Ideen, durch die menschliche Pläne in Unordnung geraten können. Und eine hat heute den Namen „Niedrigwasser“. Setzt die Frisia-Fähre schon auf Land in Sicht: Die Hochseeinsel Helgoland ist ein beliebtes Ziel für einen Tagesausflug.
ihrer stark verlangsamten Herfahrt mindestens zweimal kurz, aber spürbar auf dem Wattengrund auf, muss die „Adler Cat“schlicht eine halbe Stunde auf genügend Wasser unter den Kielen warten.
Aber dann geht es los auf die rund zweistündige Fahrt zur roten Felseninsel – allerdings nicht völlig ohne Schaukelei. Hat der starke Wind vom Vortag doch die See ein wenig aufgewühlt und schickt seine letzten größeren Wellen, unterstützt von der Tide, parallel zum Strand von Norderney. An dem muss nun auch unser 30 Meter langes Schiff mit seinen maximal 2,10 Metern Tiefgang entlangfahren.
Etwas verkrampfte Haltungen, blasse Gesichter und das Halten von „Spucktüten“sind währenddessen, unter rührender Fürsorge der erfahrenen Besatzung, bei einigen
Passagieren zu beobachten. Aber auch das geht vorbei, ersetzt durch ein zeitweilig gefühltes „Springen“über die nun von vorne kommenden mannshohen Wellen. Vielen Fahrgästen scheint genau das Freude zu machen. Ein Erlebnis ist es allemal.
Helgoland kommt nun in Sicht, und die Passagiere versammeln sich aufgeregt mit ihren Fotoapparaten an der Backbord-Seite, um den imposanten roten Buntsandsteinfelsen für das Leben danach festzuhalten. Alle vorherigen Strapazen verrinnen dabei schnell, zumal das Schiff auch noch direkt im Hafen an der
Pier anlegt und manchem Passagier damit das sonst übliche Umsteigen in die Börteboote erspart. Normalerweise kommt die „Adler Cat“um 12.15 Uhr in Helgoland an und bietet ihren bis zu 218 Fahrgästen gut dreieinhalb Stunden Aufenthalt auf der Insel. Zeit genug, sich einen kleinen Eindruck vom Ober- und Unterland sowie der Langen Anna nebst dem mit Seevögeln wie Basstölpeln, Tordalken, Lummen und Möwen bevölkerten Lummenfelsen zu verschaffen. Ganz Geschickte schaffen es in der Zeit sogar, mit der Dünenfähre zur rund einen Kilometer entfernten zweiten Helgoländer Insel zu fahren, um dort in ungewohnter Nähe Seehunde und Kegelrobben zu beobachten.
Tiere mit geringer Scheu
Denn Helgoland bietet den Freunden der Natur einen riesigen Vorteil: Hier haben die Tiere nur eine geringe Scheu vor dem Menschen. Bei einer verhältnismäßig geringen Fluchtdistanz verhalten sie sich meist natürlich. Einzig die menschlichen Bewohner halten sich, während die Tagestouristen die Insel bevölkern, anscheinend lieber unsichtbar bei sich zu Hause auf.
Die Rückreise steht an. Alle Passagiere kommen rechtzeitig zur um 15 Minuten verschobenen Abfahrt, und das Wetter ist immer noch gut. Die Wellen kommen nun von hinten. Die aber, so ist Kapitän Bastian ruhig über Lautsprecher zu hören, würden der Fähre schlicht nichts ausmachen. Und er behält recht. Auch aus Sicht der empfindlichsten Fahrgäste. Von denen sind sogar einige während der Fahrt draußen auf dem offenen Hinterdeck zu sehen.
In etwas weniger als zwei Stunden ist die teilweise mit 26 Knoten verlaufende Fahrt beendet. Die „Adler Cat“legt in aller Ruhe auf Norderney an der Pier an, und es scheint, das alle Passagiere hoch zufrieden das Schiff wieder verlassen.
Gut einem Drittel von ihnen steht noch eine zweite Schifffahrt zum Festland bevor, die sogar noch ruhiger verläuft. Einzig der Zug zurück nach Oldenburg lässt planmäßig noch ein wenig auf sich warten. Aber um 22.30 Uhr hat mich die Stadt zurück.