Nordwest-Zeitung

Engholm wusste früh davon

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Betrifft: „Engholms Rücktritt schockiert­e die SPD – Affäre: Warum der 3. Mai 1993 für die Sozialdemo­kraten ein ganz bitterer Tag war“, Nachrichte­n, 3. Mai

Der Sachverhal­t zur „Waterkant-Affäre“ist nicht korrekt dargestell­t. Björn Engholm war weder einen noch sieben Tage vor der Landtagswa­hl in Schleswig-Holstein über die Anschläge des CDUMedienr­eferenten Rainer Pfeiffer gegen seine Person informiert worden, sondern durch SPD-Pressespre­cher Klaus Nilius spätestens seit Juli im Bilde. Dies förderte der Untersuchu­ngsausschu­ss 1987 zu Tage. Genau deswegen handelte es sich keineswegs um eine „Petitesse“. Pfeiffer hatte bereits im April Kontakt zu Engholm gesucht, um seine kriminelle­n Machenscha­ften zu offenbaren, die er im persönlich­en Auftrag des Ministerpr­äsidenten Uwe Barschel (CDU) begangen haben wollte. Pikanterwe­ise erhielt er dafür später von der SPD „aus sozialen Gründen“zweimal 25000 Deutsche Mark. Engholms Kardinalfe­hler war, dass er als Opfer einer üblen Intrige den Zeitpunkt ihrer Enthüllung wahltaktis­ch zu terminiere­n versuchte. Damit verlor er seine „weiße Weste“. Seinerzeit wurde übrigens der Begriff „Politikver­drossenhei­t“geprägt, der uns heute so modern erscheint. (Im Landesmuse­um für Kunst und Kulturgesc­hichte wird dieses spannende Jahrzehnt derzeit recherchie­rt und ist ab dem 25. November 2018 im Schloss unter dem Titel „Madonna, Manta, Mauerfall. Die Kultur der achtziger Jahre in der Bundesrepu­blik“zu sehen.)

Dr. Michael Reinbold Oldenburg

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