HEUTE „ENDSPIEL“GEGEN BERLIN: DRIJENCIC MACHT BASKETS HEIß
Sportpsychologe Schweer aus Vechta erklärt Leistung der Baskets gegen Alba Berlin
Die Oldenburger wollen ins Halbfinale. Sportpsychologe Schweer erklärt, warum die Spieler gern in einen Strudel geraten.
FRAGE: Herr Schweer, der Außenseiter EWE Baskets Oldenburg bezwingt im vierten Playo -Spiel den Favoriten Alba Berlin deutlich mit 97:85 und erzwingt ein ün tes und entscheidendes Spiel in Berlin. Was passiert gerade in dieser Playo -Serie? PROF. DR. MARTIN SCHWEER: Man sieht, dass sich motivationale Aspekte positiv – siehe Oldenburg – aber auch negativ – siehe Berlin – auswirken können. Berlin ist in dieser Serie der Favorit und hat mehr zu verlieren als Oldenburg. Auf den Berlinern lastet also höherer Druck. Die Oldenburger haben zwar einige verletzte Spieler und sind in der Außenseiterrolle. Auch mit deutlicher Unterstützung des eigenen Publikums kann jeder Einzelne über sich hinauswachsen und mehr als seine „normale“Leistung bringen. Und das war am Dienstag der Fall.
FRAGE: Bei den Berlinern sind deutsche Nationalspieler sowie international sehr er ahrene ausländische Pro is aktiv. Die müssten doch mit solchen Situationen umgehen können. SCHWEER: Das gelingt ihnen vermutlich auch ganz oft, aber eben nicht immer. Auch ein Roger Federer, einer der besten und routiniertesten Tennisspieler der Welt, hat schon ein Finale aus mentalen Gründen verloren, weil er in der Endphase einen „Zitterarm“bekommen hat. Erfahrung ist im Profisport vielfach hilfreich, sie schützt aber nicht immer vor solchen Handicaps. FRAGE: Welche Rolle spielt das Mannscha tsge ühl? SCHWEER: Eine sehr große.
Ich ziehe mal einen Vergleich zur Leichtathletik. Vier gute Einzelsprinter ergeben lange keine gute Staffel. Vielmehr kann auch eine Staffel gewinnen, in der keine großen Einzelkönner stehen, die jedoch als Team hervorragend funktioniert. Eine Teamleistung ist eben mehr als nur die Addition von Einzelleistungen. Und genauso ist es bei den Mannschaften im Ballsport. Einige im Team schaffen es, über die Schmerzgrenze hinauszugehen. Andere werden von diesem Strudel erfasst und im positiven Sinne mitgezogen. Unter anderen Vorzeichen gilt das selbstverständlich auch: Wenn ein oder zwei Spieler dabei sind, die mit der Situation nicht konstruktiv
umgehen können und mental schwächeln, kann sich deren Verhalten durchaus auf die Kollegen ausstrahlen. FRAGE: Die Oldenburger gewannen ihre Heimspiele nach beeindruckenden Leistungen. Die beiden bisherigen Partien in Berlin gingen dagegen beide verloren. Macht der Heimvorteil so viel aus? SCHWEER: Die Oldenburger sind eben in der Lage, die Unterstützung des Publikums für sich zu nutzen. Diese Unterstützung ist eine wertvolle Hilfe, aber eben in Verbindung mit anderen relevanten Faktoren, wie etwa der Tatsache, dass Oldenburg zunächst als Außenseiter weit weniger Druck zu stemmen hatte.
FRAGE: Das ün te Spiel indet wiederum in Berlin statt. Lauen die Oldenburger trotz Auswärts-Nachteils nach ihrer starken Leistung nun Ge ahr, übermütig ins Spiel zu gehen? SCHWEER: Nein. Die Baskets haben nun genau die gleiche Chance, weiterzukommen wie der vorherige Favorit Berlin. Also wächst bei diesem Finale auch der Druck auf Oldenburg, sie sind nicht mehr in der klaren Außenseiterrolle. Sie haben nun ebenfalls einiges zu verlieren, denn schließlich würden sie gegen eine Mannschaft ausscheiden, die sie nun bereits zweimal geschlagen haben. Diese gestiegene Erwartungshaltung verleitet sicherlich nicht dazu, übermütig zu werden.