Auf Tauwetter folgen frostige Tage
Nordkorea droht Gipfel zwischen Kim und Trump abzusagen
Die Nordkoreaner fühlen sich brüskiert. Die Führung in Pjöngjang wählt wieder Kriegsrhetorik.
SEOUL/PJÖNGJANG Nordkorea hat den USA im Ringen um eine Lösung des Atomkonflikts überraschend mit der Absage des geplanten Gipfeltreffens im Juni gedroht. VizeAußenminister Kim Kye Gwan warf der Regierung in Washington vor, sein Land in eine Ecke treiben zu wollen, um es zum einseitigen Atomwaffen-Verzicht zu zwingen.
In diesem Fall werde Nordkorea keine andere Wahl haben ,„ als das Zustande kommendes nord koreanisch amerikanischen Gipfels zu überdenken“, wurde Kim am Mittwoch von den Staatsmedien zitiert. Wenn die Regierung von US-Präsident Donald Trump dagegen den Gipfel mit ehrlichen Absichten plane, wolle sein Land angemessen reagieren.
Die Vorwürfe Nordkoreas nährten die Sorge, dass sich der Ton im Atomstreit nach den versöhnlichen Gesten der vergangenen Monate wieder deutlich verschärfen könnte. Der Streit gilt als einer der gefährlichsten Konflikte der Weltpolitik. Nordkorea verfügt nach eigenen Angaben über Raketen, die einen Atomsprengkopf bis aufs USFestland befördern können.
Kim nahm Anstoß an Äußerungen des Nationalen Sicherheitsberaters John Bolton und anderer US-Regierungsvertreter, wonach Nordkorea bei der atomaren Abrüstung dem „Modell Libyen“folgen könne. Es sei „vollkommen absurd, die Volksrepublik, einen Atomwaffenstaat, mit Libyen zu vergleichen, das auf einer anfänglichen Stufe zur Atommacht stand“, so Kim.
Die USA verlangen von Nordkorea zudem einen vollständigen, überprüfbaren und nicht mehr umkehrbaren Abbau seines Atomprogramms. Nordkoreas Machthaber hatte sich bei seinem Gipfeltreffen mit dem südkoreanischen Präsidenten Moon Jae In zur „kompletten Denuklearisierung“bereiterklärt. Unklar blieb, was das im Detail bedeutet.