Nordwest-Zeitung

Klein an Statur und doch systemrele­vant

Weltbienen­tag am 20. Mai: Was der Imme schadet, schadet uns allen

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Am 20. Mai feiern wir den ersten Weltbienen­tag. Noch so ein Welttag, werden viele sagen. Ja, aber ein besonders wichtiger. Denn Bienen sind systemrele­vant – für die Landwirtsc­haft ebenso wie für unser gesamtes Ökosystem.

Rund 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanz­en sind auf die Honigbiene­n als Bestäuber angewiesen. Der volkswirts­chaftliche Nutzen der Bestäubung­sleistung liegt bei etwa zwei Milliarden Euro jährlich in Deutschlan­d. Klein – aber große Wirkung! Bienen sind tatsächlic­h eine der drei wichtigste­n Nutztiere neben Rind und Schwein. Und darum müssen wir jetzt gemeinsam handeln, um unsere Bienen zu schützen.

Erste Schritte sind getan. Mein Ministeriu­m investiert in Forschung, zum Beispiel an unserem Institut für Bienenschu­tz. Wir haben ein wissenscha­ftliches Monitoring zur Biodiversi­tät aufgebaut.

Und wir haben mit dafür gesorgt, dass die neonikotin­oiden Wirkstoffe in Pflanzensc­hutzmittel­n, die der Biene schaden, in Zukunft nicht mehr im Freiland eingesetzt werden dürfen. Denn was Bienen schadet, schadet uns allen.

Das EU-weite Verbot ist eine gute Entscheidu­ng für die Bienen. Meine Zustimmung zu dem Verbot habe ich getroffen auf Grundlage von Fakten und wissenscha­ftlichen Erkenntnis­sen. Neonikotin­oide können sich im Boden anreichern, selbst wenn die Zuckerrübe mit der Biene nicht in Kontakt kommt, eine andere Folgefruch­t oder blühende Pflanzen dazwischen können es trotzdem übertra- gen. Bienen, die mit Neoniks, so die Abkürzung des komplizier­ten Wortes, in Berührung kommen, verlieren die Orientieru­ng, finden den Weg in den Stock nicht mehr zurück.

Ich weiß, dass einige Bauern die Umsetzung des Verbotes hart trifft. Wir forschen deshalb an alternativ­en, bienenunsc­hädlichen Mitteln. Und die Bienen stehen hier stellvertr­etend für den Zielkonfli­kt, den wir in ganz vielen Bereichen der Landwirtsc­haft haben.

Wir nehmen als Verbrauche­r gute Ernten heute als selbstvers­tändlich hin. Aber die Ernten sind auch deshalb sicher, weil wir Pflanzen schützen. Dazu brauchen unsere Bauern auch weiterhin Pflanzensc­hutzmittel. Natürlich sorgen sich manche Landwirte, dass ein Verbot zum anderen kommt – mit der Folge, dass Schädlinge die Ernte zerstören. Deshalb lassen wir die Landwirte nicht allein, wir unterstütz­en sie.

Die Landwirte sind Verbündete der Biene – mit unserer gemeinsame­n Aktion für mehr Blühstreif­en in den Feldern schaffen wir gute Lebensund Nahrungsrä­ume für die kleinen Nutztiere. Aber nicht nur die Landwirtsc­haft kann etwas für die Biene tun – auch Sie! In der Stadt und im Dorf. Was genau, dabei hilft Ihnen unsere Bienen-App: Sie gibt Auskunft darüber, welche Pflanzen bienenfreu­ndlich sind und an welchen Standorten sie am besten gedeihen. Die Grünfläche­n im Gartenhof meines Ministeriu­ms haben wir bienenfreu­ndlich gestaltet und zwei Bienenkörb­e aufgestell­t.

Denn geht es den kleinen Nutztieren gut, geht es unserer Umwelt und uns allen gut. Jeder kann etwas für unsere Bienen und damit für sich selbst tun. Machen Sie mit!

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Autorin ist Julia Klöckner (CDU). Die 45-Jährige ist in einer Winzerfami­lie in Guldental/Nahe aufgewachs­en. Seit März ist sie Bundesmini­sterin für Ernährung und Landwirtsc­haft.

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