Nordwest-Zeitung

Kanzlerin von Angriffen unbeeindru­ckt

Kein Wort zu Vorwürfen der AfD – Rückhalt für Seehofer wegen Bamf,Affäre

- VON TOBIAB BCHMIDT, BÜRO BERLIN

Die Kanzlerin setzte einen Kontrapunk­t zu den Pöbeleien der AfD: Ein Plädoyer zum Welt, bienentag.

BERLIN Generaldeb­atte im Bundestag, Höhepunkt der Haushaltsw­oche, Showdown unter der Reichstags­kuppel. Und Angela Merkel? Die Kanzlerin kommt zum Schluss ihrer Rede auf die Bienen zu sprechen. Zuvor hatte sie energisch den schwarz-roten Haushalt und die in die Schusslini­e geratenen Unionsmini­ster gegen Kritik vom Koalitions­partner verteidigt, die großen Linien ihrer Politik erklärt. Doch den Schlusspun­kt setzt ihr Eintreten für das schwarz-gelbe Insekt: Die Bienen seinen zum Sinnbild der bedrohten Artenvielf­alt und der schützensw­erten Natur geworden, sagt die Kanzlerin und fordert vor dem Weltbienen­tag am Sonntag: „Und deshalb sollten wir etwas Gutes für die Bienen tun.“

Erstauntes Murmeln im Parlament, aber auch ein wenig wohlmeinen­der Applaus. Die Regierungs­chefin als Anwältin der Biene? Die am Mittwoch lebhaft und aufgeräumt wirkende Kanzlerin setzt bewusst einen Kontrapunk­t gegen die groben Provokatio­nen der AfD.

Dabei versucht Alice Weidel, Fraktionsc­hefin der AfD, ihren Auftritt für maximale Attacken gegen Merkels Flüchtling­spolitik zu nutzen. „Burkas, Kopftuchmä­dchen und alimentier­te Messermänn­er und sonstige Taugenicht­se“würden den Sozialstaa­t nicht sichern, keift die Frontfrau der Anti-Asyl-Partei. „Sogar die Anfettung der Einwohnerz­ahl durch zugewander­te Straftäter mit mehrfachen Identitäte­n scheint Sie ja überhaupt nicht zu stören.“Empörte Buhs und Pfui-Rufe erntete Weidel von Grünen, Unbeeindru­ckt: Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) kramt bei der Plenarsitz­ung des Deutschen Bundestage­s im Reichstags­gebäude in ihrer Handtasche. Hauptthema der Bitzung war der Bundeshaus­halt 2018.

Linksparte­i und SPD. Von Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble handelt sie sich eine Rüge ein, denn sie habe „alle Frauen mit Kopftuch diskrimini­ert“.

Die Kanzlerin lässt die Tiraden achselzuck­end an sich abperlen und Unionsfrak­tionschef Volker Kauder

(CDU) auf dem Podium antworten: „Sie sollten sich schämen“, ruft Kauder in Richtung Weidel. Als diese zurück blafft, legt Kauder nach: „Großmaulig im Austeilen und schwach im Einstecken. Das ist die AfD.“Kauders Treffer bringt Merkel zum Lachen.

Mit keiner Silbe geht die

Kanzlerin in ihrer Rede auf Weidel ein. Für Merkel-Verhältnis­se fast schon leidenscha­ftlich verteidigt sie die Prioritäte­n, die die Große Koalition mit dem Haushalt setzt, und den Verzicht auf neue Schulden. Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) weist sie in die Schranken: „Es geht nicht um Aufrüstung, sondern ganz einfach um Ausrüstung.“Die Regierung müsse helfen, dass auch der Wehrbeauft­ragte (SPD) wieder „positive Berichte“schreiben könne.

Und demonstrat­iv stellt sie sich hinter Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU), der wegen der Pannen und Korruption­sfälle beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) von der SPD angegriffe­n worden war.

Koalitions­friede über alles – SPD-Fraktions- und Parteichef­in Andrea Nahles macht

da nicht mit, nimmt sich nur anderthalb Wochen nach der Harmonie-Show auf der Zugspitze CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt zur Brust, weil der über eine „Anti-Abschiebe-Industrie“geklagt hatte. „Wer Nebenschau­plätze eröffnet, statt sich auf die Umsetzung der Arbeit in der Regierung zu konzentrie­ren, der schadet unserem Land“, schimpft Nahles auf dem Podium.

Heftig geht es zu unter der Reichstags­kuppel, auch FDPChef Christian Lindner hatte reichlich Giftpfeile im Köcher, er lästert über die schwarz-rote Zerstritte­nheit.

Aus einer ganz anderen Richtung setzt Grünen-Fraktionsc­hefin Katrin GöringEcka­rdt die Regierung unter Druck. Ein „ökologisch­es Schweigeka­rtell“sei SchwarzRot, so die Grünen-Frontfrau.

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DPA-BILD: KAPPELER

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