Nordwest-Zeitung

Städte wollen Saufgelage stoppen

Verband fordert nach Randale in Ganderkese­e Konsequenz­en – Schünemann lobt Idee

- VON GUNARS REICHENBAC­HS, BÜRO HANNOVER

Kommunen sollen Verbote ausspreche­n dürfen. Diese sollen allerdings zeitlich und örtlich befristet sein.

HANNOVER/OLDENBURG/GANDERKESE­E Das skandalöse Saufgelage im Ortsteil Hoykenkamp der Gemeinde Ganderkese­e (Landkreis Oldenburg) am Vatertag mit Randale, Massenschl­ägerei und Polizei-Einsatz alarmiert den Niedersäch­sischen Städteund Gemeindebu­nd (NSGB), der Ruf aus den Kommunen

nach einem Verbot von Trinkexzes­sen wird immer lauter. „Man muss den Kommunen Möglichkei­ten geben, Verbote auszusprec­hen“, fordert NSGB-Sprecher Thorsten Bullerdiek im Gespräch mit der Ð. Dabei gehe es nicht um generelle Verbote, „sondern um Möglichkei­ten für die Kommunen, präventiv zeitlich und örtlich befristete Verbote auszusprec­hen“, ergänzt Bullerdiek, der bedauert, dass Städte und Gemeinden noch keine Grundlage haben, um solche Maßnahmen verfügen zu können. „Wir haben noch keine präventive­n Mittel“, sagt Bullerdiek der zugleich mit Blick auf die anstehende Fußball-Weltmeiste­rschaft beruhigt: „Wir wollen nicht denjenigen verfolgen, der mal mit einer Flasche Bier auf den WM-Sieg der deutschen Nationalma­nnschaft anstößt.“

Auch Ex-Innenminis­ter Uwe Schünemann machte sich am Donnerstag im Landtag für „ein Verbot von Trinkgelag­en auf öffentlich­en Plätzen“stark – „wenn ein entspreche­nder Vorschlag von Städten und Gemeinden kommen sollte“. Die CDU werde solche Ideen aufgreifen. Der Grünen-Innenpolit­iker Belit Onay warnte nur davor, „nicht das Feierabend­Bier ins Visier zu nehmen“.

In Oldenburg stellt man sich die Frage, ob eine solche Regelung überhaupt notwendig sei. Die Einschränk­ung des Alkoholtri­nkens in der Öffentlich­keit sei etwas, an dem auch schon andere Kommunen gescheiter­t seien, so Stephan Onnen, Pressespre­cher der Stadt. Zudem habe man Situatione­n wie die in Ganderkese­e noch nicht erlebt. „Am Dobben haben wir beispielsw­eise eher mit den Hinterlass­enschaften zu tun“, so Onnen.

Die Gemeinde Ganderkese­e sucht derweil nach Lösungen zusammen mit der Polizei. Im Rahmen eines Maßnahmenp­lanes angedacht seien „etwa die Übertragun­g des Hausrechts für bestimmte private Bereiche wie den Parkplatz vor der Gaststätte auf die Polizei, eine Videoüberw­achung und ordnungsre­chtliche Auflagen bei größeren Veranstalt­ungen“, so Gemeindesp­recher Hauke Gruhn.

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DPA-BILD: WEISSBROD Trinkexzes­se sorgen oft für Ärger.

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