Dialyse zu Hause
Apparatur verschafft dem Nierenpatienten Ralf Kloth deutlich mehr persönliche Freiheit
In seinem Wohnzimmer schließt sich Rolf Kloth selbst an sein Dialysegerät an. Der Patient freut sich über die neu erlangte zeitlicheFreiheit
Die Kosten übernimmt das Dialysezentrum. Die Krankenkasse zahlt einen Wasserzuschuss.
OLDENBURG Ralf Kloth sitzt gut gelaunt in seinem Wohnzimmer am Vahlenhorst. Ein großer Fernseher steht am Fenster, auf dem Tisch stehen frisch im eigenen Garten geschnittene Fliederzweige, auf der Couch liegen Decken und Kissen. Eigentlich alles ganz normal, hinter dem Sofa fällt der Blick aber auf eine medizinische Apparatur. „Das ist mein Dialysegerät“, sagt der 52-Jährige mit freudigem Gesichtsausdruck.
„Durch das Gerät habe ich ein großes Stück meiner persönlichen Freiheit zurückgewonnen“, erklärt Kloth seine gute Laune. Zweimal hat er nun zu Hause seine Dialyse gemacht, mit der sein Blut gereinigt wird. Der gebürtige Hamburger, der als Kind mit seinen Eltern nach Oldenburg zog, war bis dahin dreimal die Woche zu Gast im Dialysezentrum von Dr. Ulrich Lammers am Johann-JustusWeg. „Vier Stunden und zehn Minuten bin ich an die Apparatur angeschlossen“, erzählt Kloth weiter. Eine lange Zeit, die ihm zuhause auf dem Sofa nun deutlich kürzer vorkommt. Ein weiterer Vorteil der Heimdialyse – er kann den Zeitpunkt frei bestimmen. Jedenfalls die Uhrzeit, die Dialysetage stehen fest – dienstags, donnerstags und sonntags.
Rolf Kloth ist mit nur einer Niere zur Welt gekommen. Lange Jahre ging auch alles gut, doch als er 36 Jahre alt war, setzten die Beschwerden immer stärker ein. „Es war ein Gefühl, als ob mich jemand von oben herunter drückt“, beschreibt Kloth die Last, die Freut sich über seine neue gewonnen Freiheit: Ralf Kloth schließt sich seit wenigen Tagen zu Hause an sein Heimdialyse-Gerät an, das in seinem Wohnzimmer steht.
scheinbar auf seinen Schultern lastete. Der Arzt stellte fest, dass die im Lauf der Jahre im größer gewordene Niere nicht mehr richtig arbeitete. Ein stark erhöhter KaliumWert im Blut war die Folge, der zu den Beschwerden führte. Der Arzt verschrieb Tabletten, mit denen man die Folgen der Nierenschwäche zunächst in den Griff bekam. Doch 16 Jahre später, also vor 16 Monaten, wurden die Beschwerden wieder massiver, Kloth musste dreimal die Woche zur Dialyse.
Nun steht die rund 15 000 Euro teuere Maschine bei ihm im Wohnzimmer. Bezahlt hat sie das Dialysezentrum. Im Haus mussten viele Leitungen unter anderem für das Zuund Abwasser verlegt werden. Während der Dialyse wird enorm viel Wasser verbraucht,
wofür die Krankenkasse laut Kloth alle drei Monate rund 300 Euro zahlt. Die zusätzlichen Kosten hätten Kloth finanziell sehr belastet, er arbeitet auf 450-Euro-Basis
als Maler und Lackierer sowie Fahrer.
Der Patient wurde eine Woche lang in die Apparatur eingewiesen. „Das war deutlich anstrengender als ein Führerschein“, sagt Kloth. Auf dem Tisch liegt ein Merkblatt mit einer Notrufnummer, falls Probleme auftreten. Kloth: „Da geht immer jemand ran.“Aorta und Vene muss er selbst punktieren. Zur Sicherheit sind seine Lebensgefährtin oder sein Sohn dabei, wenn er mit der Dialyse beginnt.
Besonders schädlich für den 52-Jährigen sind Kartoffeln und Spargel und weitere schöne Dinge, die ihm eigentlich gut schmecken. „So ganz verzichten muss ich aber nicht“, schränkt er ein. Kleine Sünden spiegeln sich aber gleich im Blutbild wider.
Einmal pro Monat muss er
ins Dialysezentrum zur Untersuchung zum Arzt. Ein Klacks im Vergleich zu früher. Und auch für Dr. Lammers bringt die Heimdialyse seines Patienten Vorteile, weil das Personal in der Praxis entlastet wird. „Noch in den 60erund 70er-Jahren gab es deutlich mehr Heimdialyse-Patienten. Dann setzte der Trend zu den Dialysezentren ein“, blickt der Arzt zurück. Nun werde die Heimdialyse intensiver beworben. Von 100 seiner Patienten nutzen bislang zwei diese Möglichkeit.
Einer von ihnen ist Rolf Kloth, der sich noch nicht auf die Warteliste für eine Transplantation setzen ließ. Kloth: „Die Wartezeit beträgt rund zehn Jahre. Die Frist läuft ab der ersten Dialyse. Egal ob man sich angemeldet hat oder nicht.“