Gewalt gegen Lehrer: Minister entsetzt
Tonne kündigt strikte „Null-Toleranz-Politik“an – Landeskriminalamt registrierte 194 Fälle im letzten Jahr
In 20 Fällen geht es sogar um „schwere Körperverletzung“. Auch Bedrohungen sind Alltag.
HANNOVER Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) reagiert entsetzt auf Gewalttaten gegen Lehrkräfte. Das Landeskriminalamt hat im vergangenen Jahr 194 Fälle in der Opferstatistik „Lehrkräfte“erfasst. „Gewalt gegen Lehrkräfte ist völlig inakzeptabel und wird von mir auf das Schärfste verurteilt. Jedes Delikt muss angezeigt, verfolgt und geahndet werden. Da stehe ich für eine strikte Null-Toleranz-Politik“, sagte Kultusminister Tonne der Ð.
Das Landeskriminalamt registrierte für das Jahr 2017 insgesamt 104 Körperverletzungen gegen Lehrerinnen und Lehrer. Darunter 79 einfache und 5 fahrlässige, aber auch 20 gefährliche Körperverletzungen. Hinzu kommen 21 Fälle von Nötigung und 50 Bedrohungen.
Tonne nennt es zudem „wichtig, das Thema aus der Tabuzone zu holen und auch öffentlich darüber zu diskutieren, wie wir der gesellschaftlichen Verrohung, die sich offenkundig auch in Schule wiederfindet, gemeinsam gegensteuern können“. Dazu will der Kultusminister das Gespräch mit den Lehrerverbänden, „aber auch mit Innenminister Boris Pistorius (SPD) suchen“. Tone: „Wenn man von Gewalt gegen Rettungskräfte, Kommunalpolitiker und Lehrer hört, dann besteht die Sorge, dass grundsätzlich etwas ins Rutschen gekommen ist, was Respekt und die Akzeptanz von Regeln angeht. Damit müssen wir uns über Schule hinaus beschäftigen.“
Die bisherigen Angebote des Landes seien gut, „aber wir müssen das Feld sorgfältig beobachten und gegebenenfalls nachsteuern“, so Tonne. Der aktuelle Präventionserlass regelt klar den Umgang mit Gewalt in der Schule. Waffen und vergleichbare Gegenstände sind ausnahmslos verboten Alle Schulen sind verpflichtet, dieses Konzept fortlaufend zu aktualisieren. In Niedersachsen gibt es darüber hinaus seit 2010 die Handreichung „Im Notfall handlungsfähig bleiben“. Darin werden konkrete Handlungsanleitungen für verschiedene Krisen und Notfälle, auch für körperliche und psychische Gewalttaten, beschrieben.
Der Verband der niedersächsischen Lehrkräfte sieht aber auch die Eltern in der Pflicht. Viele Eltern würden das Verhalten ihrer Kinder sogar noch verteidigen und die Lehrer für alles verantwortlich machen.
„Es ist wichtig, das Thema aus der Tabuzone zu holen“
GRANT HENDRIK TONNE, KULTUSMINISTER