Nordwest-Zeitung

E8 000 As$l-Bescheide auf Prüfstand

Alle Entscheidu­ngen in Bremen seit 2000 – 70 Mitarbeite­r für dreimonati­ge Nachkontro­lle

- VON THOMAS LANIG, HELEN HOFFMANN UND JULIA NAUE

Die Revision hat Fragen aufgeworfe­n. Eine lautet: Wurden Terrorverd­ächtige durchgewin­kt?

BREMEN In der Affäre um mutmaßlich manipulier­te Asylentsch­eidungen in Bremen bleibt das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e in der Kritik. Die unter Druck geratene Behörde lässt in den nächsten drei Monaten 18 000 Entscheidu­ngen ihrer Bremer Außenstell­e erneut überprüfen. Es handele sich dabei um alle positiven Bescheide seit dem Jahr 2000, sagte BamfChefin Jutta Cordt am Freitag in Berlin. Etwa 70 Mitarbeite­r würden dafür abgestellt.

Mitte April war bekannt geworden, dass eine frühere Leiterin der Bremer Bamf-Stelle zwischen 2013 und 2016 mindestens 1200 Menschen Asyl gewährt haben soll, obwohl die Voraussetz­ungen nicht gegeben waren. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt gegen die Frau und fünf weitere Beschuldig­te wegen Bestechlic­hkeit und bandenmäßi­ger Verleitung zu missbräuch­licher Asylantrag­stellung.

Von mutmaßlich­en Manipulati­onen bei Asylentsch­eidungen haben nach einem „Spiegel“-Bericht auch Menschen profitiert, die als mögliches Sicherheit­srisiko galten. Wie das Magazin berichtet, wurde einem Mann Asyl gewährt, der mehrmals schwere Straftaten begangen und in Haft gesessen hatte. Bei anderen Antragstel­lern seien Verbindung­en zur Terrororga­nisation Islamische­r Staat nicht näher geprüft worden.

Ein Betroffene­r sagte gegenüber dem Magazin, er habe einem Rechtsanwa­lt 1000 Euro in bar bezahlt und wenige Monate später Flüchtling­sschutz in Bremen erhalten. In Bremen wollten weder die Staatsanwa­ltschaft noch das Innenminis­terium zu dem Bericht Stellung nehmen. Anfang der Woche hatte auch das Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND) berichtet, dass Terrorverd­ächtige in Bremen Schutzstat­us bekommen hätten.

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