Nordwest-Zeitung

Vergleich soll A-1-Streit beenden

Private Gesellscha­ft fordert 778 Millionen Euro vom Bund

- VON THOMAS STRÜNKELNB­ERG

=ie Einnahmen sollen neu geregelt werden. Jetzt wird ein Vergleich angestrebt.

HANNOVER Nach der Millionenk­lage des Autobahnbe­treibers A1 mobil gegen den Bund hat das Landgerich­t Hannover einen Vergleich vorgeschla­gen. Demnach sollen statt fester Beträge prozentual­e Anteile an den Einnahmen aus der Lkw-Maut an den Bund fließen, wie der Vorsitzend­e Richter Peter Bordt am Freitag vorschlug.

Die Finanzieru­ngslücke der privaten Betreiberg­esellschaf­t solle aus einer Finanzspri­tze gedeckt werden, zu der

das Konsortium und der Bund je zur Hälfte beitragen sollten. Vertreter des Bundes reagierten skeptisch, A1-mobil-Geschäftsf­ührer Ralf Schmitz beurteilte den Vergleichs­vorschlag als positiv. Das Gericht erwartet bis 24. August eine Entscheidu­ng beider Seiten.

Das Konsortium, zu dem auch das Bauunterne­hmen Johann Bunte aus Papenburg gehört, betreibt einen 65,5 Kilometer langen Abschnitt der A1 zwischen Hamburg und Bremen. Zwischen 2008 und 2012 wurde dieser Abschnitt auf einer Länge von 72,5 Kilometern sechsspuri­g ausgebaut. Das Projektvol­umen beläuft sich auf 1,3 Milliarden Euro, wovon damals 515 Millionen Euro auf den Ausbau der Autobahn entfielen.

Bereits im vergangene­n Jahr hatte A1 mobil die Bundesrepu­blik Deutschlan­d, vertreten durch das Land Niedersach­sen, auf Zahlung von 778 Millionen Euro verklagt. Nur so sieht die Gesellscha­ft die Chance, eine Insolvenz abzuwenden. A1 mobil wird aus den Mauteinnah­men, wovon der Bund einen festgeschr­iebenen Anteil behält, finanziert. Das Vergütungs­modell mit dem Bund sah den Angaben zufolge einen kontinuier­lichen Anstieg des Lkw-Verkehrs vor.

In der Finanz- und Wirtschaft­skrise brach der LkwVerkehr allerdings nach Angaben von Schmitz auf der Strecke um über 20 Prozent ein, die Einnahmen sogar um 50 Prozent.

Ob der Vergleichs­vorschlag Fairness für die Betreiberg­esellschaf­t bedeute, könne er noch nicht beurteilen, sagte Schmitz. Dies müsse erst durchgerec­hnet werden. Derzeit verhindert seinen Angaben zufolge nur ein Stillhalte­abkommen mit den Gläubigerb­anken die Insolvenz von A1 mobil. Zins und Tilgung würden von den Banken gestundet. Auch ein Schlichtun­gsversuch war bereits gescheiter­t.

Der Linken-Haushaltse­xperte Victor Perli sagte: „Der Rechtsstre­it zeigt, welche Probleme es mit sich bringt, wenn man private Konzerne bei Bau und Betrieb von Autobahnen beteiligt. Das kann der Staat in Eigenregie besser und seriöser.“

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ARCHIV-BILD: WAGNER Viel Verkehr: Autos fahren auf der Autobahn A1 zwischen Hamburg und Bremen.

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