Neuer feiert Rückkehr im Pokal-Kracher
Münchens Torhüter sitzt im Finale gegen Frankfurt zunächst auf der Bank
BERLIN Arm in Arm posierten Jupp Heynckes und Niko Kovac vor der Pokal-Trophäe. Im Berliner Endspielspektakel mit zwei einzigartigen Abschieden und der langersehnten Rückkehr von Manuel Neuer wollen beide Trainer an diesem Samstag den Pott im Konfettiregen in die Höhe recken. „Natürlich werden Emotionen hochkommen“, gestand Heynckes, der als eine der größten deutschen Fußball-Persönlichkeiten abtritt. „Das wird sicher noch mal ein Highlight in meiner Biografie.“Und sein Nachfolger Kovac betonte: „Die ganze Stadt lechzt wieder nach einem Titel. Der letzte liegt 30 Jahre zurück. Es wäre eine Explosion der Gefühle für Frankfurt und unsere Fans.“
Rekordsieger FC Bayern um Bald-Privatier Heynckes gegen Eintracht Frankfurt mit dem Neu-Münchner Kovac lautet an diesem Samstag (20 Uhr/ARD) die prickelnde Paarung des 75. Pokal-Endspiels – und das an einem ersehnten Abend für Weltmeister Neuer. Der DFB-Kapitän ist vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw nach quälend langer Verletzungspause erstHeynckes
mals wieder im Kader des Rekordpokalsiegers.
„Er wird im Aufgebot stehen, aber nicht von Beginn an spielen“, sagte Heynckes. Er berichtete erleichtert von weiteren Fortschritten des Welttorhüters und prophezeite: Neuer werde zur WM nicht nur fit, sondern dort auch „ein großer Rückhalt sein“.
Für Neuer ist selbst die Reservistenrolle 245 Tage nach seinem letzten Spiel bedeutsam. Einen Monat vor dem WM-Start am 14. Juni in Russland schnuppert der Kapitän nach drei Mittelfußbrüchen endlich wieder Wettkampfatmosphäre. „Manuel hat eine Präsenz und ist eine Autorität im Tor, das ist mit fast Niemandem
zu vergleichen“, versicherte Heynckes.
Doch zunächst zählt nur Berlin – und vor 74 000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion möchte Kovac den FC Bayern ein letztes Mal verlieren sehen. „Das Finale ist ein schönes Abschiedsgeschenk“, sagte der Kroate.
Einträchtig saßen der 73jährige Heynckes vor seinem allerletzten Spiel überhaupt und der 27 Jahre jüngere Kovac bei der Pressekonferenz zusammen. „Eine wunderbare Konstellation für die Medien“sei das, sagte Heynckes.
Die Münchner Doublelust ist riesengroß, den Stars ist ein triumphaler Abschied von eminent wichtig. „Jeder brennt auf den Titel“, versicherte Thomas Müller. Nach einem Magen-Darm-Infekt ist der Kapitän wieder fit. Dagegen fallen Jérôme Boateng, Arturo Vidal und Arjen Robben aus. Bei Frankfurt sind alle Leistungsträger fit.
Der Rücktritt des BayernStürmers Sandro Wagner aus dem DFB-Team hat derweil für Verwunderung bei Heynckes gesorgt: „Ich denke, dass er voreilig emotional reagiert hat.“Bundestrainer Löw reagierte auf Wagners bitterbösen Abschied mit ungewohnt scharfer Kritik: „Ich empfinde es als Kritik gegenüber seinen Kollegen, die auch spielen. Er stellt ja manche dar, die bei uns schon ewig spielen, die bei uns zu den Führungsspielern gehören, wie wenn sie so ausgemachte Vollidioten wären und nur noch deswegen bei uns sind, weil sie nicht ihre Meinung sagen.“
Löw hatte Wagner nicht in den vorläufigen Kader für die WM in Russland berufen. Der Angreifer hatte daraufhin erklärt: „Für mich ist klar, dass ich mit meiner Art, immer offen, ehrlich und direkt Dinge anzusprechen, anscheinend nicht mit dem Trainerteam zusammenpasse.“