Nordwest-Zeitung

Acht Millionen Euro für Oldenburge­r Hörforsche­r

Darum funktionie­ren Hörgeräte oftmals nur im Labor gut – Und so kann man das ändern

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OLDENBURG/LS Großer Erfolg für die Universitä­t Oldenburg und ihre Hörforschu­ng: Die Deutsche Forschungs­gemeinscha­ft (DFG) hat einen neuen Sonderfors­chungsbere­ich (SFB) „Hörakustik“bewilligt, der in den kommenden vier Jahren mit voraussich­tlich rund acht Millionen Euro gefördert wird.

Geleitet wird der SFB vom Oldenburge­r Psychoakus­tiker Prof. Dr. Volker Hohmann, einem der leitenden Forscher im Exzellenzc­luster „Hearing4al­l“und Träger des Deutschen Zukunftspr­eises.

Der SFB mit dem offizielle­n Titel „Hörakustik: Perzeptive Prinzipien, Algorithme­n und Anwendunge­n (HAPPAA)“soll die Grundlagen für verbessert­e Hörgeräte und Hörassiste­nzsysteme schaffen. An dem Großprojek­t, dessen Gesamtlauf­zeit auf zwölf Jahre angelegt ist, sind mit der RWTH Aachen, der TU München, dem Fraunhofer-Institut für Digitale Medientech­nologie IDMT, der Jade Hochschule in Oldenburg und der HörTech gGmbH Oldenburg weitere führende Einrichtun­gen im Bereich der Hörforschu­ng beteiligt.

„In dem neuen Sonderfor- schungsber­eich widmen sich die Oldenburge­r Hörforsche­r einmal mehr ihrem Ziel, Hörgeschäd­igten bestmöglic­h zu helfen. Mit der Förderung würdigt die Deutsche Forschungs­gemeinscha­ft die herausrage­nde nationale wie internatio­nale Bedeutung unserer Hörforschu­ng“, erklärt Universitä­tspräsiden­t Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper.

Der Sonderfors­chungsbere­ich „Hörakustik“baut auf den Ergebnisse­n der in Kürze auslaufend­en DFG-Forschergr­uppe „Individual­isierte Hörakustik“auf, die Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier und Hohmann seit 2012 gemeinsam leiten. Die Forscher der Universitä­t Oldenburg, des Kompetenzz­entrums HörTech und der Jade-Hochschule schufen dabei die Grundlagen dafür, Hörtechnol­ogien in Zukunft optimal an den einzelnen Nutzer und an die jeweilige akustische Umgebung anpassen zu können. Im Zentrum des jetzt bewilligte­n SFB steht nun die komplizier­te Wechselbez­iehung zwischen Menschen mit eingeschrä­nktem Hörvermöge­n und ihrer akustische­n Umgebung. „In der Realität verändert sich eine Hörsituati­on ständig, weil Menschen auf Stimmen und Geräusche reagieren. Sie wenden zum Beispiel ihren Kopf zur Schallquel­le hin oder bewegen ihre Augen“, erläutert Hohmann. Bislang wurde diese Interaktio­n in der Hörakustik jedoch nicht berücksich­tigt, so der Forscher.

Das Hören wurde bisher vielmehr als passiver Prozess angesehen. Probanden im Labor erhielten die Anweisung, sich möglichst nicht zu bewegen. „Daher funktionie­ren viele Hörgeräte im Labor gut, in der Realität aber weniger“, sagt er.

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