Nordwest-Zeitung

Auch Piloten geraten ins Schwärmen

Mit dem Zeppelin über den Bodensee – Berge und Burgen aus 300 Metern Höhe

- VON BRIGITTE GEISELHART

0eppeline gehören untrennbar zu Friedrichs­hafen am Bodensee. Seit einigen Jahren können Touristen 3ieder über den See sch3eben – oder sich in der Gondel sogar das Ja-Wort geben.

FRIEDRICHS­HAFEN Irgendwie ist alles anders als auf einem normalen Flug: viel leiser als gedacht. Viel geräumiger und entspannte­r. Vor allem die Perspektiv­e ist eine andere. Fast schwerelos scheint man zu schweben – in einer Höhe von etwa 300 Metern. Der Blick aus dem Zeppelin schweift über die Schweizer Alpen, über Schlösser und Burgen am Bodensee, über die Blumeninse­l Mainau. Sich an Bord frei zu bewegen, das ist problemlos möglich. Und wann hat man schon mal die Gelegenhei­t, dem Piloten im Cockpit über die Schulter zu schauen?

„Glauben Sie mir, ich habe den schönsten Beruf der Welt“, sagt Kapitän Lars Pentzek. Fotografie­ren? Ein Muss! Aber am schönsten ist es, es sich auf seinem Sitzplatz bequem zu machen, sich zurückzule­hnen

und zu genießen.

Fliegen mit dem Zeppelin – nach wie vor ist das ein Mythos. Allein schon der Gedanke daran weckt Sehnsüchte. Im 21. Jahrhunder­t sind die am Himmel über dem Bodensee kreisenden Zeppeline wieder zu einer Selbstvers­tändlichke­it geworden. Die Flüge dauern zwischen 30 Minuten und zwei Stunden. Seit 2012 ist der Zeppelin gar zum Standesamt geworden. Brautpaare können sich in der Gondel das Ja-Wort geben und anschließe­nd zusammen mit ihren Gästen abheben.

Auf Schritt und Tritt

Friedrichs­hafen ist eine Industries­tadt mit rund 60 000 Einwohnern, die sich gern auch „Zeppelinst­adt“nennt. Zu Recht, trifft man doch auf Schritt und Tritt auf Ferdinand Graf von Zeppelin (1838–1917). Den Mann, dem man so viel zu verdanken hat. Das Kultur- und Kongressze­ntrum trägt seinen Namen, das Museum, ein Gymnasium, ein Tanzsportv­erein und so vieles mehr. „Man muss nur wollen und daran glauben, dann wird es gelingen.“Dieser vielzitier­te Satz des Grafen ziert auch das Zeppelin-Denkmal, eine 13 Meter hohe, massive Bronzesäul­e, die im Stadtgarte­n in den Himmel ragt.

Am 2. Juli 1900 gelang in der Manzeller Bucht vor den Augen von rund 12 000 Zuschauern am Ufer des Bodensees

der erste Aufstieg des Luftschiff­es LZ1. Ein Flug, der nur 18 Minuten dauerte und schließlic­h in einer Notlandung auf dem Wasser endete.

Fast ein ganzes Jahrhunder­t später, am 18. September 1997, stieg das erste Luftschiff Neuer Technologi­e (NT) wieder in Friedrichs­hafen auf. Entwickelt, gebaut und vermarktet werden die modernen Zeppeline von der in Friedrichs­hafen ansässigen ZLT Zeppelin Luftschiff­technik.

Helium als Treibgas

Heute ist ein Zeppelin NT das größte und einzige für den kommerziel­len Passagierb­etrieb zugelassen­e Luftschiff der Welt und verfügt über eine starre Innenstruk­tur. Antriebe, Leitwerke und Kabine sind direkt an die Tragstrukt­ur montiert, um so dem Zeppelin NT das gewünschte Maß an Sicherheit, Komfort und Leistung zu verleihen. Als Traggas wird Helium benutzt, das im Gegensatz zum früher verwendete­n Wasserstof­f nicht brennbar ist. Heutige Zeppeline kommen nicht nur für Touristen, sondern auch für wissenscha­ftliche und industriel­le Projekte und für Werbezweck­e zum Einsatz.

Eine Stunde vergeht im wahrsten Sinne des Wortes wie im Flug. Gelandet wird auf der freien Wiese. Nur ein Mann hält den Zeppelin an einem Seil fest. Zum Abschluss gibt es noch ein Gläschen Sekt.

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DPA-BILD: ACHIM MENDE Zwischen 30 Minuten und zwei Stunden dauert ein Rundflug mit dem Zeppelin über den Bodensee.

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